Geschäftsführer in Rheinbach: Der Wirtschaftskrise trotzen
Wirtschaftskrise vor Ort:Was Apfelbauer und Autohaus-Inhaber verbindet
von Manuel Gogos
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Im Gewerbegebiet Rheinbach bei Bonn ringen die Mittelständler um jeden Auftrag, die besten Mitarbeiter, ums Überleben. Was motiviert sie weiterzumachen und trotzdem zu investieren?
Seit dem Aus der Ampel-Koalition steht fest: Eine neue Regierung muss sich um Deutschlands Probleme kümmern. Besonders um die Wirtschaft. Stark im Fokus: der Mittelstand.12.02.2025 | 44:22 min
In Deutschland gibt es rund 62.000 Gewerbegebiete, in denen vor allem Mittelständler produzieren und ihre Dienstleistungen anbieten. Eines davon liegt bei Rheinbach in der Nähe von Bonn. 630 Unternehmen haben hier ihren Sitz, es gibt Arbeitsplätze für rund 8.000 Beschäftigte. Was die Malocher hier bewegt, steht stellvertretend für die Republik. Drei Firmeninhaber erzählen.
Kfz-Werkstatt als sicheres Standbein
Bei Claus Trilling im Autohaus Nossmann herrscht gedämpfte Stimmung. Trilling ist Geschäftsführer von zwei Autohäusern und beschäftigt 60 Angestellte. Im Schnitt muss er pro Monat 25 Autos verkaufen, um wirtschaftlich zu sein. Im Januar sind die Absätze immer schwächer. Aber im Januar 2025 hat er gerade einmal zwei Fahrzeuge verkauft.
"Grund ist sicherlich die gesamtwirtschaftliche Lage, die ist nicht sexy", sagt Trilling. Dazu komme "dass keiner weiß, was er kaufen soll, also elektrisch oder nicht elektrisch. Es ist so ein bisschen das Gefühl, egal was man kauft, man kauft das Falsche." Der Wegfall der E-Auto-Prämie habe das Seine dazu getan.
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Ein sicheres Standbein für Trilling ist die Kfz-Werkstatt. Die hat gut zu tun. Weil die Kunden ihre Autos länger fahren, benötigen sie mehr Reparaturen. Trilling freut sich zudem, dass zwei Azubis bei ihm die Lehre erfolgreich absolviert haben. Neue Auszubildende zu finden, sei schwer.
Wie so viele Gewerbetreibenden wünscht sich Trilling vor allem stabile, berechenbare Rahmenbedingungen.
Ich war noch nie so ratlos, wo die Reise hingeht.
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Claus Trilling, Geschäftsführer von zwei Autohäusern
Wie sie Entlastungen für Unternehmen finanzieren wollen, da blieben sowohl Kanzler Scholz als auch CDU-Chef Merz Antworten schuldig, so ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann.09.02.2025 | 6:33 min
Mut zu Investitionen in Nudelfabrik - trotz Risiken
Für die Brüder Giorgio (68) und Francesco Tartero (60) - Gründer von Pasta Sassella - laufen die Geschäfte dagegen gut. Nudeln werden immer gegessen. Aus ganz Deutschland bekommen sie Anfragen nach ihren frischen Produkten. So viele, dass die gebürtigen Italiener sie kaum bedienen können.
Ein Neubau soll Abhilfe schaffen. Seit Anfang des Monats produzieren sie ihre Nudeln parallel in mehreren Straßen. So können sie nicht nur mehr Ware anbieten, sondern vor allem die Nachtschicht abschaffen und die hohen Personalkosten senken.
Für den lange geplanten Ausbau brauchten die Tarteros einen Millionen-Kredit. Doch die Zinsen dafür sind hoch. Von der Politik fühlen sich die Brüder mit ihrem Unternehmen allein gelassen. Giorgio Tartero sagt bitter: "große Finanzierung, große Sorgen, null Hilfe".
Giorgio und Francesco Tartero gehen aber ins unternehmerische Risiko. Sie setzen darauf, dass die Zeiten wieder besser werden.
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Steigender Mindestlohn als Problem
Rund um das Gewerbegebiet liegen die Apfelplantagen der Firma Krings. Äpfel sind das Lieblingsobst der Deutschen. Nichtsdestotrotz sei das Geschäft kein Selbstläufer, sagt Apfelbauer Alexander Krings. Im Jahr 2024 bereiteten beispielsweise der milde März und eine Frostphase im April dem 42-Jährigen Kopfschmerzen.
Im Handel gebe es nur für makellose Äpfel den vollen Preis, erklärt Krings. Da durch den Frost im Frühjahr fast die Hälfte der Ernte verloren war, entstand ein Schaden von einer halben Million Euro.
Rezession, Inflation – die hohen Preise für Lebenshaltung bringen immer mehr Menschen an die Armutsgrenze. Mitten im armen, reichen Deutschland.28.01.2025 | 14:51 min
Weitere Herausforderung: Um die Anforderungen des Lieferkettengesetzes zu erfüllen, musste Krings neue Mitarbeiter einstellen. Der Nachweis der Herkunft der Äpfel ist teurer bürokratischer Mehraufwand.
Krings hat enorme finanzielle Aufwendungen. Allein der Strom für seine 54 Kühlräume verschlingt einen hohen siebenstelligen Betrag. Sein anderes Problem sind die Personalkosten. 130 Angestellte arbeiten für den Obstbauern an den Sortieranlagen und als Saisonkräfte, zumeist aus Osteuropa. Weil der Mindestlohn immer weiter steigt, investiert Krings Hunderttausende Euro, um einen Legeroboter zu entwickeln. Der soll die Äpfel verpacken und damit Personalkosten einsparen. Aber wird das auch funktionieren?
Als Unternehmer müssen Sie im Moment ein sehr optimistischer Mensch sein. Sonst gehen Sie kaputt.
Deutschlands erste Börsenliga, der Dax, eilt von Rekord zu Rekord. Doch dies ist nur ein Teil der Börsen-Realität. Der Blick in die zweite Reihe zeigt die Probleme der Wirtschaft.
von Klaus Weber
mit Video
Quelle: dpa
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