Windhorst-Werften Nobiskrug und FSG stellen Insolvenzantrag

    Schon lange angeschlagen:Windhorst-Werften stellen Insolvenzantrag

    |

    Die Windhorst-Werften Nobiskrug und FSG sind pleite. Für beide Werften wurde Insolvenzantrag gestellt. Das Schicksal der rund 500 Beschäftigten ist vorerst ungewiss.

    Blick auf die Werft der Nobiskrug GmbH mit Sitz in Rendsburg am Nord-Ostsee-Kanal
    Für die schon lange angeschlagenen Werften Nobiskrug und FSG wurde Insolvenzantrag gestellt.
    Quelle: imago/F. Anthea Schaap

    Für die Werften FSG in Flensburg und Nobiskrug in Rendsburg des Investors Lars Windhorst ist Insolvenzantrag gestellt worden. Die Amtsgerichte Flensburg und Neumünster haben die Rechtsanwälte Christoph Morgen und Hendrik Gittermann als vorläufige Insolvenzverwalter bestellt, wie Sprecher mitteilten. Derzeit verschafften sich beide zusammen mit ihren Teams einen Überblick über die jeweilige wirtschaftliche Situation der unter dem Dach der FSG-Nobiskrug Holding agierenden Schiffbauunternehmen.
    Ein Kreuzfahrtschiff verlässt das Baudock der Papenburger Meyer Werft.
    Immer wieder geraten Werften in finanzielle Engpässe - so auch die Meyer Werft. Für sie wurden im September staatliche Hifen beschlossen.11.09.2024 | 0:19 min
    Im Anschluss an die Mitarbeiterversammlungen der beiden Werften wollen die beiden vorläufigen Insolvenzverwalter, Vertreter der Betriebsräte sowie der IG Metall in Flensburg über die Lage informieren.

    Unternehmen melden Insolvenz an, wenn sie ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie direkt ihren Betrieb aufgeben müssen. Denn zunächst sucht man nach Wegen, um die Insolvenz abzuwenden und das Unternehmen zu sanieren. Das geschieht oft in "Eigenverwaltung": Dabei bleibt die Geschäftsführung im Amt und versucht das Unternehmen neu aufzustellen. Allerdings wird sie dabei von einem "Sachwalter" kontrolliert.
    Voraussetzung für eine erfolgreiche Sanierung ist natürlich die Reduzierung der Schulden. Gewähren die Gläubiger einen Schuldenerlass, eine Ratenzahlung oder eine Stundung der Schulden, können die Unternehmen diese Zeit nutzen, um wieder auf die Beine zu kommen.
    Eine Bürgschaft eines zahlungsfähigen Dritten oder einer Bank kann ebenfalls helfen. Viele Firmen ziehen aber schon vor einer Zahlungsunfähigkeit die Konsequenzen und geben ihr Geschäft auf. Solche Betriebsaufgaben gehen deshalb auch nicht in die Insolvenzstatistik ein.

    Keine Gehälter, kein Strom

    Die beiden Werften gehören zur Tennor-Gruppe von Windhorst. FSG und Nobiskrug haben seit langer Zeit Probleme; Gehälter wurden immer wieder verspätet gezahlt. Zuletzt warteten insgesamt rund 500 Beschäftigte an beiden Standorten auf das Novembergehalt sowie das Weihnachtsgeld. Zwischenzeitlich war fast die gesamte Belegschaft freigestellt.
    Die Stadtwerke SH wollten am Montag am Standort Rendsburg die Stromzufuhr unterbrechen, da seit dem 1. Dezember kein Stromversorgungsvertrag mehr vorlag. Nur weil noch ein Schiff der Bundespolizei bis zum heutigen Donnerstag zur Reparatur im Dock lag, wurde die Maßnahme verschoben, wie die Stadtwerke mitteilten.
    Logo der Elsflether Werft
    Bei der Sanierung der „Gorch Fock“ und anderen Schiffen der Marine kam es zu Unregelmäßigkeiten, seit 2018 wird gegen die Werft ermittelt. Im April 2024 begann der Prozess in Oldenburg. 16.04.2024 | 1:33 min

    Werft stand mehrmals vor dem Aus

    In der mehr als 150-jährigen Werftgesichte der FSG stand die Werft mehrfach vor dem Aus. Doch es fand sich bislang immer jemand, der sie vor dem Untergang bewahrte. 2014 übernahm der norwegische Schifffahrts- und Offshorekonzern Siem Industries die FSG von einem Münchner Investor. 2018 machte die Werft bei einem Umsatz von 213 Millionen Euro einen Nettoverlust von 111 Millionen Euro.
    "Terra X: Giganten der Meere - Die Welt der Megafrachter und der Kreuzfahrtriesen": Luftaufnahme. Werft mit Schiff im Bau.
    Die heutige Schifffahrt - technisch und logistisch eine Meisterleistung, die in Werften beginnt.24.12.2021 | 44:32 min
    Anfang 2019 stieg Investor Windhorst in die Werft ein, im Spätsommer desselben Jahres übernahm seine Investmentgesellschaft Tennor die damals schon angeschlagene Werft ganz. Im Frühjahr 2020 musste nach einem geplatzten Schiffsgeschäft Insolvenz beantragt werden. Zum 1. September 2020 übernahmen mehrere zu Tennor gehörende Gesellschaften die Werft und 350 der damals rund 600 Beschäftigten.
    Für den Neustart hatte Windhorst eine relativ gute Ausgangsposition geschaffen, denn die neue "FSG 2.0" startete ohne Altschulden und Verbindlichkeiten - allerdings auch ohne Aufträge. Ein knappes Jahr später übernahm die FSG den insolventen, renommierten Superjachtenbauer Nobiskrug in Rendsburg.

    Neue Aufträge fehlten

    Neue Aufträge, die Windhorst immer wieder angekündigt hatte, waren Mangelware. Lediglich einen Auftrag hat die FSG in Abarbeitung. Im Sommer widerrief der Bund eine Förderung über 62 Millionen Euro für den Bau von Flüssiggas-Bunkerschiffen bei der FSG. Das mehrfach zugesicherte Eigenkapital zur Besicherung der Aufträge sei nicht zur Verfügung gestellt worden.

    Viel Kritik an Windhorst

    Windhorst persönlich wurde für sein Verhalten und mangelnde Kommunikation immer wieder von vielen Seiten kritisiert. Erst Ende November hatte der schleswig-holsteinische Landtag sich für einen Investorenwechsel ausgesprochen. Wirtschaftsminister Madsen und auch Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatten mehrfach einen Rückzug Windhorsts gefordert.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

    Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

    Quelle: dpa

    Mehr zu Werften und Schifffahrt