Zwickau: Wo Volkswagens Krise Zulieferer bedroht

    Zwickau:Wo VWs Krise Sachsens Zulieferer bedroht

    von Loris Oberländer
    |

    VW drosselt seine Produktion im sächsischen Zwickau. Das bedroht bei Zulieferern zehntausende Arbeitsplätze. Entscheider aus Industrie und Politik suchen jetzt nach Lösungen.

    Neuwagen von VW stehen zur Auslieferung im Werk Zwickau
    Nach dem schweren Jahr 2024 hat VW die Produktion zurückgefahren. Im VW-Werk Zwickau ist die Hälfte der Stellen bedroht.
    Quelle: dpa

    Es kriselt in der Automobilindustrie in Deutschland. Die Hersteller reduzieren ihre Investitionen und orientieren sich wieder mehr in Richtung Verbrenner. So kündigte Volkswagen an, künftig nur noch eine Produktionslinie in seinem Zwickauer Werk zu betreiben.
    Das könnte die davon abhängige Industrie in Sachsen hart treffen, befürchtet das Netzwerk der sächsischen Automobilzulieferer (AMZ). Die Unternehmen hätten zuletzt in Produktionsanlagen für Elektrofahrzeuge investiert und stünden jetzt teils ohne Abnehmer der Produkte da. Der Verband betrachtet aktuell 40 Prozent der insgesamt 50.000 Arbeitsplätze der Industrie in Sachsen als gefährdet.
    SGS Neuhann Hayali
    Einst war es das "Flaggschiff des Wandels", jetzt droht dem VW-Werk in Zwickau ein massiver Stellenabbau. 02.12.2024 | 1:29 min

    Autoindustrie: Regierung in Sachsen will Jobs sichern

    Für die Betroffenen will die Landesregierung nach Lösungen suchen und veranstaltet deshalb am 13. März einen Krisengipfel. Ministerpräsident Kretschmer und Wirtschaftsminister Panter wollen dort mit Vertretern der Zulieferindustrie und des Volkswagen-Konzerns über die Zukunft dieser Arbeitsplätze beraten und nach Lösungen suchen, die Industrie zu sichern.
    Stefan-Bratzel
    Die deutsche E-Mobilität kann im internationalen Wettbewerb nicht mithalten. Veränderungen müssen von Politik und Unternehmen kommen. 21.11.2024 | 5:13 min
    Mit dabei ist der Präsident der Chemnitzer Industrie und Handelskammer (IHK), Max Jankowsky. Er betrachtet den Krisengipfel vor allem als Auftakt. Man werde sich einen Überblick über gefährdete Arbeitsplätze machen und beraten, "wie wir zielgerichtet auch Wirtschaftsförderung machen können."
    Man müsse den Arbeitskräften in der Region eine Perspektive bieten, um attraktiv zu bleiben: "Es gibt natürlich viele Lösungsansätze. Das Thema Kreislaufwirtschaft ist ein spannendes Thema." Man müsse allerdings genau hinschauen, denn nicht jeder Ansatz sichere wirklich umfassend Stellen.
    IHK-Unternehmensbarometer
    Bürokratie, Stromkosten, Personalmangel - Wo die Wirtschaft von der neuen Regierung mehr Unterstützung erwartet.25.02.2025 | 1:33 min

    Autozulieferer MFT: Produktionsrückgang um rund ein Drittel

    Eines der Unternehmen, das die Krise der Autobranche am eigenen Leibe zu spüren bekommt, ist der Fahrzeugtechnikzulieferer MFT aus Cunewalde bei Bautzen. "Diese Volatilität der Abrufe hat dazu geführt, dass wir in der Produktion insgesamt um circa 30 bis 35 Prozent nach unten gegangen sind", resümiert Geschäftsführer Frank Löschmann.

    Wir können momentan noch agieren – mit Maßnahmen wie Kurzarbeit.

    Frank Löschmann, Geschäftsführer MFT

    Er kennt die Abläufe der Branche, leitete er doch bis 2010 selbst den sächsischen VW-Zweig. In der aktuellen Krisenlage sieht er einen sinnvollen Ausweg für Zulieferungsunternehmen vor allem im Ausweichen auf andere Branchen.
    Kurzarbeit bei Ford
    Auch Ford musste im letzten Jahr Mitarbeiter einer E-Auto-Produktion in die Kurzarbeit schicken. Der Grund: schlechte Verkaufszahlen.16.11.2024 | 1:36 min

    Autostandort Sachsen für nächste Generationen sichern

    Die unklare Zukunftsperspektive des gesamten Automobillands Sachsen sei auch der Belegschaft von Volkswagen in Zwickau bewusst, betont Martin Lehmann, der Sprecher des dortigen Betriebsrats: "Das hat natürlich Auswirkungen auf die Region. Wir haben teilweise Menschen, die in dritter Generation hier arbeiten." Es sei ein großer Wunsch, "dass es über die nächsten Generationen auch so weitergeht", sagt Lehmann.
    Die IG Metall habe sich in den Tarifrunden stets für die Arbeitenden der Zulieferer eingesetzt, deren Stellen oftmals nicht durch Tarifverträge abgesichert sind.
    Der Krisengipfel soll als Anstoß dienen, diese Arbeitsplätze in der Region zu sichern. IHK-Chemnitz-Präsident Jankowsky rechnet mit regelmäßiger Wiederholung.

    Wir müssen jetzt schauen, wie wir das Prädikat Autoland Sachsen hier halten und dafür müssen wir noch einige Treffen organisieren.

    Max Jankowsky, Präsident IHK-Chemnitz

    Loris Oberländer berichtet aus dem ZDF-Studio in Sachsen.

    Icon von whatsapp
    Quelle: dpa

    Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

    Thema

    Mehr zu VW