VW-Dieselaffäre: Wie Winterkorn auf die Vorwürfe reagiert
Ex-VW-Chef steht vor Gericht:Winterkorn: Sehe "all die schönen Autos"
von Svenja Dohmeyer, Braunschweig
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Neun Jahre nach Auffliegen des Dieselskandals beginnt in Braunschweig der Strafprozess gegen den damaligen VW-Vorstandsvorsitzenden. Zentrale Frage: Was wusste der Ex-Topmanager?
Neun Jahre nach dem Dieselgate werden dem Ex-VW-Vorstandschef unter anderem Betrug und Marktmanipulation vorgeworfen. Die Schadenshöhe des Diesel-Skandals: Rund 78 Milliarden Euro.03.09.2024 | 2:35 min
Martin Winterkorn sieht keine Schuld oder Verantwortung für den Dieselskandal bei sich. Beim heutigen Strafprozess Auftakt weist der 77-Jährige die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück. Weder sei er der "Hauptangeklagte" noch der "Hauptverantwortliche" des Themas "Diesel" bei Volkswagen, erklärt Winterkorn vor Beginn des Prozesses am Morgen über seinen Anwalt. So weit, so erwartbar.
Bis zuletzt war ungewiss, ob Winterkorn sich diesem Verfahren gegen ihn überhaupt persönlich würde stellen können. War die Verhandlung doch eigentlich bereits für 2021 angesetzt gewesen und hatte wegen gesundheitlicher Probleme des Ex-Managers zurückgestellt werden müssen. Es folgten mehrere Operationen für Martin Winterkorn. Heute aber erscheint er vor Gericht. Älter geworden. Doch immer noch ein Mann, der Macht ausstrahlt.
ZDF-Korrespondent Peter Kunz beobachtet den Prozess. 03.09.2024 | 1:25 min
Winterkorn zu Prozessbeginn einsilbig
Kurz vor Prozessbeginn betritt der 77-Jährige das Foyer des Landgerichts Braunschweigs, flankiert von mehreren Anwälten. Etliche Kameras und Mikrophone sind auf den Ex-VW-Chef gerichtet. Er stellt sich ihnen entgegen, das Kinn fast trotzig hochgereckt.
Für einen Augenblick herrscht Stille. Wird der schon früher nicht gerade als interviewfreudig bekannte Topmanager ein Statement geben? Ausgerechnet in dieser Lage? Winterkorn blickt schweigend in die Menge. Die Journalisten beginnen schließlich zu fragen. Martin Winterkorn antwortet einsilbig. Es gehe ihm besser jetzt. Auf die Frage, ob er sich auf die Vorwürfe einlassen werde: "nicht heute."
Wie er auf sein Lebenswerk blicke? Winterkorn lacht: "Wenn ich all die schönen Autos sehe, gut." Ein kurzes Nicken, dann drehen Winterkorn und seine Anwälte um. Es geht in den Schwurgerichtssaal, wo der Prozess beginnt.
Winterkorn hatte im Februar erstmals vor Gericht ausgesagt. Er trage keine Verantwortung für illegale Abschaltvorrichtungen.14.02.2024 | 1:53 min
Verlesung der Anklage dauert mehrere Stunden
US-Umweltbehörden hatten den Dieselskandal im September 2015 aufgedeckt. Sie wiesen nach, dass VW mit einer speziellen Software systematisch Abgaswerte manipulierte. Die Software sorgte dafür, dass Motoren Stickoxidgrenzwerte auf dem Prüfstand zwar einhielten, auf der Straße aber ein Vielfaches an giftigen Abgasen ausstießen.
Nur wenige Tage nach Bekanntwerden des Betrugs übernahm Martin Winterkorn als damaliger Vorstandsvorsitzender politisch die Verantwortung. Und nahm seinen Hut. Wies strafrechtlich relevantes Verhalten aber immer zurück.
Im Schwurgerichtssaal tragen drei Vertreter der Staatsanwaltschaft Braunschweig an diesem Tag die Anklagepunkte vor. Jahrelang haben sie sich auf diesen Tag vorbereitet. Die Ankläger werfen dem ehemaligen "Mr. Volkswagen" unter anderem uneidliche Falschaussage, Marktmanipulation und gewerbsmäßigen Betrug vor. Die Verlesung der Anklageschriften in drei Fällen dauert mehrere Stunden.
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Winterkorn-Verteidiger zeigt sich optimistisch
Winterkorns Verteidiger Felix Dörr weist darauf hin, dass das Strafrecht den Nachweis persönlicher Schuld eines Angeklagten erfordere. Diesen Nachweis müsse das Gericht erbringen. Die Botschaft dahinter ganz klar: Martin Winterkorn habe niemanden betrogen oder geschädigt und auch die Anleger nicht gezielt im Unklaren gelassen.
90 Verhandlungstage bis zum September nächsten Jahres hat das Gericht für den Prozess angesetzt. Felix Dörr zeigte sich optimistisch, dass man Winterkorns Unschuld schneller beweisen und das Verfahren eher beenden werde. Für morgen hat Martin Winterkorn eine Einlassung angekündigt.
Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wusste der ehemalige Automanager über die Abgasmanipulationen Bescheid. Demnach sei er spätestens seit Mai 2014 über den Einsatz der illegalen Software in den USA informiert gewesen. Ab 2015 sei ihm klar gewesen, dass dies auch für Fahrzeuge in Europa gelte. Er habe es "pflichtwidrig unterlassen" die Auslieferung der Autos zu stoppen und somit die Käufer getäuscht.
Quelle: ZDF
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