Batteriehersteller in der Krise: Varta geht der Saft aus
Batteriehersteller in der Krise:Varta geht der Saft aus
von Dennis Berger
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Varta war einst eine stabile Marke. Aber Cyberattacken und eine verschlafene Entwicklung machen dem Batteriehersteller das Leben schwer. Vartas Zukunft steht auf dem Spiel.
Das Varta-Logo ist an einem Werk der Varta AG zu sehen.
Quelle: dpa
Einst stand der Name Varta für Stabilität und Innovation. Heute stürzt das Traditionsunternehmen aus Schwaben in eine tiefe Krise. Die Aktien verlieren mehr als 30 Prozent an Wert und erreichen damit den tiefsten Stand seit dem Börsengang 2017. Doch was steckt dahinter?
Vartas Sanierungspläne sind gescheitert
Am Donnerstagabend verkündet Varta, dass die Geschäfte nicht wie erwartet laufen. Vor allem die Verkaufszahlen der kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, die in kabellosen Kopfhörern und Hörgeräten zum Einsatz kommen, sinken. Mit diesen Produkten hatte sich der Mittelständler an die Weltspitze gekämpft. Auch die Nachfrage nach Energiespeichern für Photovoltaik-Anlagen im Eigenheim geht zurück. Die wirtschaftliche Lage lässt die Nachfrage schwanken.
Varta gesteht ein, dass die Sanierungsvereinbarung, die vor etwas mehr als einem Jahr mit den Banken und dem Mehrheitsaktionär Michael Tojner getroffen wurde, nicht ausreicht. Das Unternehmen hatte geplant, bis Ende 2026 wieder profitabel zu wachsen. Dieser Plan scheint nun gescheitert.
Eine Cyberattacke trifft Varta hart
Die Probleme häufen sich: Händler berichten von großen Lagerbeständen, die die Preise drücken. Hinzu kommt die starke Konkurrenz aus Asien mit ihren günstigen Angeboten. Dort werden große Mengen an Batterien und Komponenten produziert. Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, müsse die europäische Branche noch mehr kooperieren, sagt der VDMA-Experte Thilo Brückner.
Technologisch sind europäische Unternehmen bereits auf Augenhöhe, aber die asiatischen Marktbegleiter, vor allem aus China, bieten schlüsselfertige Batteriefabriken als Komplettlösung an.
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Thilo Brückner, VDMA
Als ob das nicht genug wäre, wird Varta von einem Cyberangriff getroffen. Hacker legen die IT-Systeme von Varta lahm, stören die Produktionsketten und stürzen das Unternehmen in ein digitales Chaos. Die Produktion steht wochenlang still, wichtige Daten sind gefährdet. Die Unsicherheit, welche Informationen gestohlen oder manipuliert wurden, hängt wie ein Damoklesschwert über dem Konzern.
Obwohl Experten seit Jahrzehnten versuchen, unsere IT-Systeme zu sichern, verursachen Cyberangriffe mittlerweile dreimal mehr Schäden als Naturkatastrophen. Warum sind wir so verwundbar? 15.06.2023 | 44:19 min
Hat Varta den E-Mobilitätstrend verschlafen?
Im Bereich der E-Mobilität tut sich wenig: 2020 besucht der damalige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) Varta mit einem Koffer voller Geld. Sein Ziel: Der Aufbau einer eigenen Batteriezellfertigung in Europa. Varta soll von 300 Millionen Euro an Subventionen profitieren.
2022 legt das Unternehmen die E-Auto-Pläne erst auf Eis, um dann doch weiter an einer Serienproduktion von Batteriezellen zu arbeiten. Mit Komponenten aus Asien, ohne geht es nicht. Bis zur ersten konkurrenzfähigen Batteriezelle für E-Autos aus dem Hause Varta wird es laut Experten noch Jahre dauern.
Die Branche muss sich ökologisch weiterentwickeln
Varta steht nicht allein auf dem Feld. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. betont, dass Firmen ihre Ressourcen- und Energieeffizienz in der Batterieherstellung steigern müssen. Warum?
Um ihren ökologischen Fußabdruck zu schrumpfen. Innovationen und Verbesserungen in der Produktionstechnik sind entlang der gesamten Prozesskette gefragt. Das Ziel: bahnbrechende technologische Fortschritte erzielen.
Der Batteriemarkt in Deutschland steht vor der Herausforderung, die Produktionskosten zu senken und gleichzeitig die Qualität der Batterien zu steigern, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
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Benedikt Rothhagen, VDMA
Varta hat Schulden und keine Zeit
Gespräche mit Geldgebern und Investoren laufen, eine Lösung muss her. Doch die Zeit drängt, und die Frage bleibt: Kann Varta den Weg aus der Krise finden? Die Schwaben haben bereits 250 Millionen Euro Bankschulden angehäuft. Weitere 253 Millionen Euro kommen durch Schuldscheine hinzu und ob es frisches Geld gibt, weiß momentan niemand.
Einige Stimmen vom Frankfurter Börsenparkett sehen auch den Wirtschaftsstandort Deutschland mittlerweile als Problem: ein kleines Licht im internationalen Subventions-Wettrennen und die fehlende Hoheit über die wichtigen Rohstoffe. Gegen den Konkurrenzdruck aus Asien hätten Unternehmen wie Varta nur wenige Chancen, um zu bestehen.
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