Kahlschlag bei Thyssenkrupp: 11.000 Jobs betroffen
11.000 Jobs betroffen:"Gnadenlos": Kahlschlag bei Thyssenkrupp
von Ralph Goldmann
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Thyssenkrupp setzt den Rotstift an. Deutschlands größte Stahlfirma will in den kommenden Jahren Tausende Stellen abbauen. Die Gewerkschaft IG Metall kündigt massiven Widerstand an.
Die deutsche Industrie steckt in der Krise. Nach VW, Bosch und weiteren Unternehmen will jetzt auch Deutschlands größte Stahlfirma 11.000 Stellen abbauen.25.11.2024 | 28:14 min
Es ist ein Wechselbad der Gefühle gewesen in diesen Tagen und Wochen bei Deutschlands größtem Stahlproduzenten Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE).
Noch am Vormittag war das Ergebnis eines Gutachtens durchgesickert, das der Stahlsparte der Thyssenkrupp AG bescheinigte, dass die kurzfristige Finanzierung gesichert und die Gefahr einer Insolvenz gebannt sei. Doch das Aufatmen dauerte nur wenige Stunden.
Die Unternehmensleitung des Stahlriesen ThyssenKrupp kündigt die Schließung des Werks im Siegerland an. Wenn das „Zukunftskonzept“ umgesetzt wird, wären mehr als 600 Arbeitsplätze davon betroffen.26.11.2024 | 1:50 min
Thyssenkrupp: Weniger Jobs, geringere Produktion
Denn schon am Nachmittag holte die Ankündigung des Konzerns alle wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. In sechs Jahren sollen 5.000 Arbeitsplätze gestrichen und 6.000 ausgelagert werden - von derzeit 27.000 auf dann nur noch 16.000 bei TKSE.
In Duisburg in NRW werden in Zukunft statt bisher 11,5 nur noch 8,7 bis 9 Millionen Tonnen Stahl produziert. Deshalb soll die Beteiligung von TKSE an den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) verkauft werden.
Wenn das nicht gelingt, droht die Schließung. Für den Standort Kreuztal-Eichen im Siegerland mit mehreren hundert Beschäftigten ist das bereits beschlossen. Es sei "das erklärte Ziel, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden." Ein Versprechen klingt anders.
Stahlproduktion werde zunehmend in Schwellenländer verlagert, so ifo-Präsident Fuest zur Thyssenkrupp-Krise. Insgesamt habe die Politik ungünstige Standortbedingungen geschaffen.25.11.2024 | 11:49 min
Für Mitarbeiter ein "Schlag unter die Gürtellinie"
Damit werden die schlimmsten Befürchtungen der Beschäftigten wahr. Seit mehr als vier Monaten steht eine Mahnwache vor Tor 1 des Duisburger Stahlwerkes, um gegen den drohenden und jetzt angekündigten Stellenabbau zu protestieren. Jetzt der Schock. Yasar Firat arbeitet seit 40 Jahren als Schlosser bei Thyssenkrupp. All die Jahre sei er "mit ganzem Herzen" dabei gewesen, sagt er im Gespräch mit dem ZDF:
Dass die so gnadenlos da dran gehen und die Menschen und die Belegschaft hier nur als Zahlenwerk oder Marionette sehen, das erschüttert mich bis in die Knochen.
Traditioneller Stahl sei im Ruhrpott nicht mehr zu fertigen, so Frank Bethmann, ZDF-Börsenredaktion. Es werde Jahre dauern bis Thyssenkrupp grünen Stahl produziert.25.11.2024 | 5:14 min
Und Kollege Vedat Akgün ergänzt: "Wir sind am Boden zerstört. Wir wissen nicht, wie es mit uns weitergeht. Das, was heute gesagt worden ist, ist ein Schlag unter die Gürtellinie".
Teure Energie und billige Importe wurden zum Problem
Noch vor Wochen haben sie hier immer wieder "Stahl ist Zukunft!" skandiert. Das sieht das Management offenbar deutlich anders. Jedenfalls, so glaubt man dort, hat Stahl - so wie ihn Thyssenkrupp derzeit produziert - keine Zukunft.
Denn hohe Energiepreise, schwache Nachfrage und billige Stahlimporte aus Asien belasten das Geschäft. Das Management sprach schon vor Monaten von einem "anhaltend herausfordernden und schwierigen Marktumfeld". Die Thyssenkrupp AG macht seit Jahren Verluste. Die Aktie bewegt sich in der Nähe des historischen Tiefs.
Konzern und Betriebsrat seien eigentlich in Verhandlungen gewesen. Die Ankündigung, Stellen zu streichen, habe die Mitarbeiter wütend gemacht, berichtet ZDF-Reporter Thomas Münten.25.11.2024 | 7:31 min
Thyssen-Sprecher: "Vielen vieles abverlangen"
TKSE-Vorstandssprecher Dennis Grimm versuchte, die Hiobsbotschaft zu erklären: "Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst und wollen für möglichst viele unserer Beschäftigten langfristige Perspektiven schaffen". Man müsse sich an die veränderten Marktbedingungen anpassen und die Produktion verschlanken:
Uns ist bewusst, dass dieser Weg vielen Vieles abverlangen wird, vor allem weil wir in den nächsten Jahren eine große Zahl an Arbeitsplätzen abbauen müssen, um wettbewerbsfähiger zu werden.
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Dennis Grimm, TKSE-Vorstandssprecher
Der Stahlkonzern Thyssenkrupp prüft erneut sein Milliardenprojekt zur Herstellung von grünem Stahl mit Wasserstoff.10.10.2024 | 1:50 min
IG Metall will erbittert kämpfen
Der Bezirksleiter der IG Metall NRW, Knut Giesler, kündigte "erbitterten Widerstand" an. Er sprach gegenüber dem ZDF von einer "Kampfansage an die Gewerkschaft": "Wir haben rote Linien: Keine betriebsbedingten Kündigungen, keine Standortschließung und eine ausreichende Finanzierung für eine Restrukturierung."
Alles drei ist nicht erfüllt.
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Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW
Und solange werde man sich mit dem Management nicht an einen Tisch setzen, um zu verhandeln. Es sei mit Protestaktionen zu rechnen: "Der Stahlhammer liegt immer bereit. Wann wir das machen, wie wir das machen, das obliegt uns. Das werden wir nicht vorher ankündigen, aber Thyssenkrupp wird es merken."
Die Umstellung der Stahlerzeugung auf Wasserstoff soll den Traditionskonzern in eine klimaneutrale Zukunft führen. Ob der Umbau gelingt und sich am Ende auch rechnet, ist fraglich.
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