Sigmar Gabriel tritt zurück:Krise bei Thyssenkrupp-Stahltochter eskaliert
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Seit Wochen rumort es bei der Stahltochter des Industriekonzerns Thyssenkrupp. Jetzt treten Aufsichtsratschef Sigmar Gabriel sowie Vorstände und Aufsichtsratsmitglieder zurück.
Der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel tritt als Aufsichtsratsvorsitzender der Thyssenkrupp-Stahltochter zurück.
Quelle: dpa
Beim Industriekonzern Thyssenkrupp ist der Streit um die Neuaufstellung der Stahlsparte weiter eskaliert: Drei Stahlvorstände und vier Aufsichtsratsmitglieder werfen hin, darunter auch Chefaufseher Sigmar Gabriel und Stahlchef Bernhard Osburg.
Die Mandate des Vorstandes würden mit sofortiger Wirkung enden, erklärte Gabriel in Duisburg nach einer Aufsichtsratssitzung der Stahlsparte. Die Aufsichtsräte wollen ihre Mandate fristgerecht niederlegen. Erst am Vortag hatten Medien berichtet, dass den drei Vorständen Aufhebungsverträge vorgelegt worden seien.
Gabriel wirft Thyssenkrupp-Chef "beispiellose Kampagne" vor
Der frühere SPD-Chef sieht die Verantwortung für die Rücktritte vor allem bei Thyssenkrupp-Chef Miguel López. Dieser habe eine "beispiellose Kampagne" gegen den Stahlvorstand öffentlich in Gang gesetzt. Dies sei ein "schwerer Vertrauensbruch" gewesen. "Offenbar war es das Ziel, den Vorstand zur Aufgabe zu bewegen."
Wie soll die Zukunft des größten deutschen Stahlerzeugers aussehen? Der Aufsichtsrat berät über eine Neuaufstellung, die aber auch mit einem Stellenabbau verbunden sein wird.09.08.2024 | 2:07 min
Thyssenkrupp-Stahltochter seit langem in der Krise
López hatte dem Stahlvorstand im Zusammenhang mit dessen Plänen für die Neuaufstellung vor rund drei Wochen öffentlich "Schönfärberei" vorgeworfen. Der Stahlvorstand solle endlich einen langfristig tragfähigen Geschäftsplan für die Neuausrichtung der Stahlsparte vorlegen, hatte López gefordert. Hintergrund ist unter anderem ein erbitterter Streit um die finanzielle Ausstattung der Sparte durch den Mutterkonzern bei der geplanten Verselbstständigung und Neuaufstellung.
Die bisherigen Pläne des Stahlvorstands für die Restrukturierung gehen dem Mutterkonzern nicht weit genug. Die Stahlsparte leidet seit langem unter der Konjunkturschwäche und Billigimporten. Sie muss unter anderem deshalb Kapazitäten und damit auch Personal abbauen.
Gewerkschaft kritisiert Thyssenkrupp-Management
Die IG Metall nahm angesichts des Debakels Vorstandschef López ins Visier.
Die Arbeitnehmervertreter seien sich ihrer Verantwortung bewusst und hätten deshalb von Anfang an gesagt, dass sie eine Restrukturierung des Stahlbereichs mittragen würden, kritisierte NRW-Bezirkschef Knut Giesler. "Das bedingt aber, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen und Standortschließungen gibt und eine sichere finanzielle Perspektive für die Zukunft gewährleistet wird."
Die Thyssenkrupp-Stahlsparte ist Deutschlands größter Stahlerzeuger. 27.000 Menschen sind dort beschäftigt, allein 13.000 davon arbeiten in Duisburg. Der Betriebsrat befürchtet im Zuge der Restrukturierung eine "Halbierung der Hütte" und den Abbau Tausender Arbeitsplätze.
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Thyssenkrupp ist der größte Stahlhersteller in Deutschland. Der Industriekonzern ist aufgeteilt in verschiedene Segmente, wie zum Beispiel Steel oder Marine Systems. Aktuelle News.