Musk zeigt Tesla-Robotaxi: Die Chancen des autonomen Fahrens

    Tesla stellt Robotaxi vor:Welche Chancen autonomes Fahren bietet

    Redakteur Lothar Becker, ZDF-Landesstudio Nordrhein-Westfalen.
    von Lothar Becker
    |

    Seit Jahrzehnten tüfteln Ingenieure weltweit an selbststeuernden Autos. Wenn Elon Musk sein Cybercab präsentiert, horcht die Branche auf. Dabei ist Tesla nicht unbedingt führend.

    Illustration: Ein gerendertes Bild eines Tesla Robotaxi-Prototyps in Kalifornien.
    Mit dem Cybercab hat Tesla-Chef Musk ein seit Jahren angekündigtes selbstfahrendes Robotaxi vorgestellt.
    Quelle: dpa

    Von außen ist das Cybercab ein Hingucker, dynamische coupéartige Linien im typischen Tesla-Look mit schräg nach oben öffnenden Türen, großem Kofferraum und zwei Sitzen aber ohne Lenkrad und ohne Pedale. Es soll frühestens 2026 in Serie gehen.
    Elon Musk spricht bei der Vorstellung von einer Zukunft, in der Autos mehr fahren als sie stehen. Durchschnittlich fahre ein Auto nur 10 Stunden pro Woche, den Rest der 168 Stunden stehe es nur ungenutzt still.

    Autonome Taxis: Städte könnten "neu gedacht werden"

    Robotaxis sind rund um die Uhr in Bewegung. Darin sieht Mobilitätsforscher Professor Andreas Herrmann von der Uni St. Gallen die große Chance Mobilität im urbanen Bereich zu revolutionieren.
    "Es werden je nach Datenbasis bis zu zehnmal weniger Fahrzeuge in Städten gebraucht, wenn Robotaxis eingesetzt würden. Straßen, Verkehrswege, der gesamte städtische Raum könnte ganz neu gedacht werden."
    Autonome-Taxis-Wuhan
    In der chinesischen Stadt Wuhan fahren so viele fahrerlose Taxis wie nirgendwo sonst: 500 autonom fahrende Autos sind in der 11-Millionen-Stadt unterwegs, bis Ende 2024 sollen es 1.000 sein. 16.07.2024 | 4:33 min

    Verdrängen Robotaxis private Pkw-Fahrten?

    Oslo nennt Herrmann als Beispiel. Die Stadt hat zum Ziel 30.000 autonome Shuttles des Anbieters Waymo einzuführen - bis 2030. Private Pkw-Fahrten könnten dann in der Stadt sogar verboten werden. Gerade bei Fahrdiensten dürfte die Alltagstauglichkeit von autonomen Fahrzeugen ganz genau beobachtet werden, so Herrmann.

    Das Fahrpersonal verursacht rund 50 Prozent der Gesamtkosten solcher Fahrten. Mit Robotaxis würden solche Angebote deutlich günstiger.

    Andreas Herrmann, Mobilitätsforscher an der Universität St. Gallen

    Hände im Auto, ohne das Lenkrad zu berühren
    Tests mit fahrerlosen Taxis werden von der chinesischen Regierung unterstützt, ähnlich wie die Entwicklung von E-Autos. Die Förderung wird in Europa mit Skepsis betrachtet. 16.07.2024 | 1:35 min
    Dabei sind der US-amerikanische Ride-Hailing Pionier Uber oder Chinas Pendant DiDi inzwischen profitabel, so der Mobility Services Report (MSR) 2024 des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch-Gladbach.

    Uber erwirtschaftete nach hohen Milliardenverlusten seit der Gründung im Jahr 2009 laut Mobility Services Report im Gesamtjahr 2023 erstmals einen Jahresgewinn (EBIT) von 1,1 Mrd. US Dollar.

    Einerseits können Robotaxis und Roboshuttles die Fahrtkosten pro Kilometer deutlich reduzieren und den Unternehmen zu weiterem Wachstum im Fahrdienstmarkt verhelfen. Andererseits bergen sie auch disruptives Risiko, da damit auch neue Akteure ins Spiel kommen, die den Fahrdienstplattformen gefährlich werden können wie z.B. Alphabet/Waymo oder Tesla.

    Experte: Selbststeuernde Autos könnten bei Katastrophen wie "Milton" helfen

    Neben dem Gewinn für entsprechende Provider, könnten selbststeuernde Autos aber auch einen weiteren Nutzen haben, der den reinen Komfort des Chauffiertwerdens übersteigt. Vor, nach und sogar während der verheerenden Auswirkungen von Naturkatastrophen wie in diesen Tagen Hurrikan Milton in den USA, könnten Evakuierungen mit fahrerlosen Fahrzeugen unter ganz anderen Vorzeichen stattfinden, meint Herrmann.

    Man könnte die Fahrzeuge von einem zentralen Ort aus gemeinschaftlich steuern wie einen Schwarm der von oben gezielt in die Krisengebiete gesteuert wird, um Menschen zu evakuieren.

    Andreas Herrmann, Mobilitätsforscher an der Universität St. Gallen

    "Denkbar wäre die Fahrstrecken aller Fahrzeuge zu analysieren und Straßen und Fluchtstrecken der Robotaxis entsprechend zu optimieren", schätzt der Mobilitätsforscher. Verfügbare Wege und blockierte Straßen würden entsprechend genutzt oder gemieden. Das Chaos, das bei so gravierenden Katastrophen in der Regel herrscht, ließe sich reduzieren und die neue Technologie könnte helfen, Leben zu retten.
    Autonomes Busshuttle
    Soll ein autonomes Fahrzeug in einer Notsituation Rentner retten oder Kinder? Wie muss der Algorithmus programmiert werden, um richtig zu entscheiden?20.11.2023 | 5:29 min

    Autonomes Fahren: BMW und Mercedes weiter als Tesla

    Bei der Cybercab-Vorstellung mischten sich auch selbstfahrende Tesla Model Y unter die 20 Cybercab-Demofahrzeuge. Die Software, die Tesla solche Fahrten ermöglicht heißt Full Self Driving. Tesla will es als Level 3 ab 2025 anbieten.
    Bei Mercedes ist der DrivePilot und bei BMW der Personal Pilot bereits zugelassen. In der Oberklasse dürfen Limousinen damit bis 60 km/h selbstständig durch Staus fahren. Die Person am Steuer darf bei Level 3 Fahrten tatsächlich lesen oder das Smartphone benutzen.
    Lothar Becker ist Korrespondent im ZDF-Studio in Düsseldorf

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

    Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

    Mehr zum Thema autonomes Fahren