Milliardensubvention für TSMC: Spatenstich für Chip-Fabrik
Spatenstich für Chipfabrik:Warum Dresden bei TSMC auf Erfolg hoffen kann
von Steffi Moritz-Möller
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TSMC feiert - hochsubventioniert - den Spatenstich für die Chipfabrik in Sachsen: mit EU-Politprominenz und Kanzler Scholz. Sind die staatlichen Hilfen gerechtfertigt?
In Dresden wird der Spatenstich für den Bau der ESMC-Chipfabrik gefeiert. Dadurch erhofft man sich Tausende neue Arbeitsplätze für die Region.20.08.2024 | 1:42 min
Den Termin lassen sie sich nicht entgehen: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Bundeskanzler Olaf Scholz reisen nach Dresden, um beim ersten Spatenstich einer Zehn-Milliarden-Investition dabei zu sein und wohl die Botschaft zu senden: Schaut her, von wirtschaftlicher Krise keine Spur.
Milliardeninvest für Unabhängigkeit vom Weltmarkt
Zumindest in der sächsischen Chipindustrie ist das allerdings wirklich so. Die Auftragsbücher im Silicon Saxony sind voll, und um auf dem europäischen Markt mitmischen zu können, wagt sich der taiwanesische Chip-Hersteller TSMC erstmals aus Asien raus, hat Dresden im letzten Jahr den Zuschlag gegeben und bekommt dafür fünf Milliarden Euro Zuschuss vom deutschen Staat.
Warum Chip-Riese TSMC so wichtig für Europa ist
Steuergelder, die alle Beteiligten als gut investiert ansehen, geht es doch beim Chips Act der EU vor allem darum, unabhängiger vom Weltmarkt zu werden. Schon jetzt ist Dresden Europas bedeutendstes Cluster der Chipproduktion. Jeder dritte in Europa produzierte Halbleiter kommt von hier.
Der Bund zahlt Hilfen in Höhe von fünf Milliarden Euro. Florian Neuhann berichtet, was für und was gegen die Subventionen spricht.20.08.2024 | 1:09 min
Globalfoundries findet TSMC-Subventionen unfair
Infineon baut gerade seinen Standort für mehrere Milliarden Euro aus, der Autozulieferer Bosch vergrößert seine Reinraumfläche um 3.000 Quadratmeter - ein Drittel mehr als bisher. X-Fab erweitert seine Produktionsfläche großzügig, und Jenoptik ist gerade dabei für 70 Millionen Euro eine neue Fabrik zu bauen, mit Produkten für die Belichtung von Chips.
Globalfoundries produziert bereits seit einem Vierteljahrhundert in Dresden. Sie sind die einzigen, die ihre geplante Acht-Milliarden-Euro-Investition an Steuergelder knüpfen; sie empfinden die Subventionen für TSMC als unfair, kritisiert deren Chef Thomas Caulfield:
Die Herstellung von Mikrochips ist aufwändig und verbraucht viel Wasser und Strom.21.03.2022 | 1:19 min
TSMC komme ja vor allem deshalb, weil es in Dresden eine Hightech-Region gibt, die Globalfoundries maßgeblich mit aufgebaut habe. Doch der Coup, TSMC nach Dresden zu locken, basiert auch darauf, dass die taiwanesische Fabrik die derzeit stark gefragten Chips für Autos herstellt, sogenannte Automotive-Halbleiter für Motorsteuerungen, Infotainment sowie Radarsensoren.
Steuergeld für Chip-Hersteller oder für die Forschung?
Chips dieser Art lässt beispielsweise Infineon schon länger von TSMC fertigen. Und das ist der nächste Grund: TSMC baut und nutzt das in Dresden geplante Werk - allein 45.000 Quadratmeter Reinraumfläche - nicht allein: Mit jeweils 10 Prozent sind der Münchner Chiphersteller Infineon, der Autozulieferer Bosch und der niederländische Wettbewerber NXP beteiligt.
Mikro-Chips sind weltweit stark nachgefragt. Der Technologiekonzern und Automobilzulieferer Bosch hat 2021 ein neues Hightech-Werk zur Herstellung von Halbleitern in Dresden eröffnet.07.06.2021 | 1:47 min
Drei Europäer sind also mit im Bund: aus Wettbewerbern werden Partner, eine asiatisch-europäische Chip-Allianz in Dresden. Aber es gibt auch Kritik. Der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, Achim Wambach, fasst diese zusammen:
Trotz staatlicher Hilfszusage: Chip-Fabrik von Intel auf der Kippe
Neben fünf Milliarden Euro für TSMC hat der US-Chipriese Intel den größten Geldregen versprochen bekommen: zehn Milliarden Euro staatliche Hilfe bei 30 Milliarden Euro eigener Investition für ein Werk in Magdeburg, lange vor dem Deal mit TSMC in Dresden.
Intel hat angekündigt, 15.000 Stellen zu streichen, um Kosten einzusparen. Was das für die geplante Intel-Fabrik in Magdeburg bedeutet, erläutert ZDF-Börsenexpertin Sina Mainitz.02.08.2024 | 1:04 min
Doch noch nicht mal ein Spatenstich ist in Sicht. Inzwischen bereitet sich selbst die Regierung in Sachsen-Anhalt auf ein Scheitern vor. Ein milliardenschwerer Deal, der von Anfang an umstritten war, denn Intel steckt schon lange in der Krise: es fehlen moderne Produkte, der Aktien-Kurs ist mächtig abgesackt, 15.000 Jobs sollen gestrichen werden - ein Bekenntnis zur Ansiedlung in Magdeburg fehlt inzwischen.
In Dresden dagegen: Partylaune. Der Chef des Branchenverbandes Silicon Saxony, Frank Bösenberg, spricht allerdings auch von Wachstumsschmerzen, denn bis 2030 soll der Hightech-Standort von derzeit 76.000 Beschäftigten auf über 100.000 steigen - trotz Fachkräftemangels.
Steffi Moritz-Möller ist Reporterin im ZDF-Landesstudio Sachsen.
Quelle: ZDF
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