Bürgerbewegung Finanzwende kritisiert Macht der Sparkassen
Bürgerbewegung Finanzwende:Vereinigung kritisiert Macht der Sparkassen
von Mischa Ehrhardt
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Ist das gute Image der Sparkassen eigentlich berechtigt? Genau das stellt die Bürgerbewegung Finanzwende zum Weltspartag deutlich infrage.
Sparkasse: Dient sie wirklich dem Gemeinwohl?
Quelle: dpa
Hohe Gehälter einzelner Vorstände, Abzocke von Kunden durch teure Zertifikate, magere Zinsen für Sparerinnen und Sparer und eine "verschleierte Macht": Zum 100. Weltspartag kritisiert die Bürgerbewegung Finanzwende Sparkassen und deren Interessenverband harsch.
"Lobbymacht der Sparkassen"
"Das gute Image der Sparkassen ist bei genauerem Hinsehen leider so nicht berechtigt", sagt Finanzwende-Vorstand Daniel Mittler.
In ihrer Studie "Die Lobbymacht der Sparkassen" beleuchtet Finanzwende zum Weltspartag mit den Sparkassen den Bereich des Bankensektors, der dem Gemeinwohl dienen soll.
Der genaue Blick auf deren Geschäftspraktiken und Lobbyarbeit zeige aber, dass "die Realität allzu oft anders ist", konstatiert Daniel Mittler.
Im vergangenen Jahr haben Sparkassen und Volksbanken im großen Stil Finanz-Zertifikate verkauft. Diese Wertpapiere seien aber nichts für normale Sparer, so Verbraucherschützer. Für wen lohnen sie sich wirklich?27.05.2024 | 3:49 min
Mindestens 3,35 Millionen Euro für Lobbyarbeit in Berlin
So gebe der Deutsche Sparkassen und Giroverband (DSGV) jährlich mindestens 3,35 Millionen Euro für die Einflussnahme auf Bundestag und Bundesregierung aus. Einer Studie von Finanzwende von Anfang des Jahres zu Folge liege die Finanzlobby insgesamt ohnehin an der Spitze der Interessenvertretungen im politischen Berlin - noch vor anderen Branchen und Industrien. Gemessen an den Budgets liege der Sparkassenverband auf Platz drei der Finanzlobbyisten.
Beim Sparkassenverband DSGV sieht man das auf Anfrage von ZDFheute allerdings anders. Von "verschleierter Macht" könne keine Rede sein. Man arbeite in Hinblick auf Lobbytätigkeiten transparent und erfülle alle geltenden Meldepflichten, so der Sprecher des Verbandes, Stefan Marotzke.
Die Sparkasseninstitute hätten rund 50 Millionen Kundinnen und Kunden und stünden für 40 Prozent der Kredite an Unternehmen und Selbstständige in Deutschland. "Niemand hat so viele Daten über den deutschen Mittelstand wie wir. Schon deswegen ist unser Rat gefragt. Der DSGV sei in erster Linie kein Lobby-, sondern ein Fachverband.
Bundesweit schließen Banken immer mehr Filialen - so auch die Sparkasse. Bis 2023 reduzierte die Bank hierzulande ihr Filialnetz von knapp 9.000 auf gut 7.700 Sparkassen-Standorte.31.05.2023 | 2:31 min
Mickrige Zinsen für Sparer bei Sparkassen
Der zweite Vorwurf allerdings lässt sich nicht so leicht entkräften. So hat das Vergleichsportal Verivox im Juni eine Analyse von Tagesgeldzinsen verschiedener Banken und Sparkassen gemacht. Demnach haben Sparkassen ihren Kunden im Durchschnitt etwas über 0,6 Prozent auf ihr Tagesgeld gewährt. Im Durchschnitt aller Banken aber waren es gut 1,7 Prozent. Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox Finanzvergleich, sagt:
Hintergrund ist die Tatsache, dass zu diesem Zeitpunkt der Leitzins im Euroraum auf einem historischen Höchststand von vier Prozent lag. Das ist der maßgebliche Einlagenzins, für den Kreditinstitute Spargelder ihrer Kunden verzinsen, wenn sie diese bei der EZB parken. Hohe Zinsen kassieren, wenig weitergeben, das führt zu Rekordergebnissen - bei Privatbanken ebenso wie bei öffentlichen Sparkassen.
Die EZB senkte jüngst den Leitzins zum zweiten Mal in Folge und reagierte damit auch auf die stärker als erwartet gesunkene Inflationsrate.17.10.2024 | 1:08 min
Finanzwende: Sparkassen sollten sich mehr am Gemeinwohl orientieren
So hat der DSGV im vergangenen Geschäftsjahr einen Vorsteuergewinn von 6,8 Milliarden Euro ausgewiesen, während Sparerinnen und Sparer mit mickrigen Zinsen bei hoher Inflation ihre Ersparnisse schwinden sahen. So resümiert Oliver Maier von Verivox:
Finanzwende kritisiert, dass die Sparkassen kaum dazu angehalten werden, dem festgeschriebenen Ziel des Gemeinwohls zu dienen. Während in den Aufsichtsräten der Sparkassen Politiker sitzen, die dafür sorgen könnten, spanne die Sparkassenlobby Politiker für ihre Profitinteressen ein. "Da wedelt der Schwanz mit dem Hund", so Daniel Mittler von Finanzwende.
Abzulesen sei das auch an manchen Gehältern. Laut einer Studie der Zeppelin-Universität Friedrichshafen verdient eine Spitzenkraft auf Management-Ebene bei Sparkassen im Durchschnitt fast 400.000 Euro pro Jahr - das seien Werte, die in keinem anderen öffentlichen Unternehmen erreicht werden.
Quelle: ZDF
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