Neue Struktur bei KI-Firma? Wie OpenAI zur One-Man-Show wird
Neue Struktur bei KI-Gigant?:Wie OpenAI zur One-Man-Show wird
von Tobias Bluhm
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Mit ChatGPT wurde OpenAI-Chef Sam Altman zu einem der gefragtesten Tech-Bosse der Welt. Hinter den Kulissen der KI-Firma bahnen sich jedoch weitreichende Veränderungen an.
Hat die Zukunft im Blick: OpenAI-Chef Sam Altman im Juni 2024 bei einer Apple-Entwicklungskonferenz.
Quelle: John G. Mabanglo / epa
Das Programm ChatGPT machte die Firma OpenAI weltbekannt. Mit seinen Sprachmodellen, Bild- und Videogeneratoren gilt die Firma als Vorreiter in der Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI). Der Schein des polierten Hightech-Innovators droht allerdings zu bröckeln: Hinter den Kulissen des Silicon-Valley-Lieblings brodelt es seit Monaten gewaltig.
Im Kern steht dabei ein Machtpoker um Firmenchef Sam Altman. Dieser gehörte 2015 zu den Gründern von OpenAI - damals ein gemeinnütziges Forschungsprojekt. Vier Jahre später erweiterte Altman sein Projekt um eine profitorientierte Tochterfirma, das bald darauf ein Milliardeninvestment von Microsoft anlockte. Dieses Startbudget machte die Entwicklung von ChatGPT, DALL-E oder Sora erst möglich.
Mit der KI "Sora" der ChatGPT-Erfinder OpenAI lassen sich täuschend echte Videos erstellen. Was der Kunst gut tut, gefährdet aber die Politik – etwa wegen Desinformation.16.04.2024 | 3:07 min
KI-Boss Altman konzentriert Macht auf sich
Doch während der kommerzielle Zweig auf Altmans Druck hin in den vergangenen Jahren rasant wuchs, entfernte sich OpenAI mehr und mehr vom ursprünglich angestrebten, gemeinnützigen Zweck.
Der Verwaltungsrat von OpenAI, der eigentlich ethische Fragen überwachen sollte, verlor wegen Altmans wirtschaftlichen Ambitionen sein Vertrauen in den Firmenchef und enthob ihn im November 2023 seines Amtes. Wenige Tage später kehrte Altman auf Druck von Großinvestor Microsoft und OpenAI-Mitarbeitern aber wieder zurück auf seinen Posten.
Seither zieht der 39-Jährige immer mehr Kontrolle auf sich. Das Verwaltungsgremium wurde neu besetzt, ein Team von Sicherheitsingenieuren ging im Frühjahr 2024 mehr oder weniger freiwillig. Und erst in der vergangenen Woche verließen Mira Murati, die angesehene Technologiechefin von OpenAI, sowie zwei weitere Topmanager das Unternehmen.
Tech-Chef winken Millionen-Anteile
Wenngleich Altman betont, dass Murati die Firma einvernehmlich verlassen habe: Das Timing des Dreifach-Abgangs scheint kein Zufall zu sein. Denn unter Altmans Leitung scheint OpenAI sich auf den größten Umbau der Firmengeschichte vorzubereiten: Das Unternehmen, das bis heute als Non-Profit-Firma agierte, soll laut übereinstimmenden Medienberichten seine Gemeinnützigkeit aufgeben.
Künftig soll der KI-Gigant stattdessen wie ein Start-up agieren, statt gesellschaftlichen eher wirtschaftliche Interessen ins Zentrum stellen. Altman selbst soll ebenfalls Anteile am Unternehmen bekommen - die Rede ist von bis zu sieben Prozent.
OpenAI-Chef Sam Altman verlässt sein Unternehmen und geht zu Microsoft. Auch der Fokus auf "kommerzielle Interessen" sei ein Grund, sagt Aleph-Alpha-Gründer Jonas Andrulis im ZDF.
OpenAI betont: "Mission" wird weiter bestehen
Der gemeinnützige Teil von OpenAI soll beim Umbau nicht vollständig aufgelöst werden, sondern stattdessen eine Minderheitsbeteiligung am kommerziellen Zweig erhalten. "Die Non-Profit-Organisation ist das Herzstück unserer Mission und wird weiter bestehen", lässt OpenAI öffentlich verlautbaren.
Die Kontrolle über die weitere Ausrichtung von OpenAI könnte jedoch künftig zum For-Profit-Arm wandern - ganz im Interesse von Sam Altman.
Die Umstrukturierung hat zudem den Weg freigemacht für eine neue Investitionsrunde. Das Unternehmen hat bei einer neuen Finanzierungsrunde 6,6 Milliarden Dollar bei Investoren eingesammelt - das könnte Altmans KI-Giganten OpenAI endgültig auf einen neuen Pfad abbiegen lassen.
Quelle: ZDF
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