Lufthansa will von Militärboom profitieren

    Expansionspläne:Lufthansa will von Militärboom profitieren

    von Mischa Ehrhardt
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    Die Lufthansa will sich stärker im militärischen Bereich engagieren. Dort winken aufgrund der Aufrüstung lukrative Geschäfte - etwa bei der Wartung von Militärflugzeugen.

    Lufthansa-Maschinen am BER
    Lufthansa will ins Rüstungsgeschäft einsteigen (Symbolbild)
    Quelle: afp

    Lufthansa Defense lautet das neue Credo bei der Kranich-Airline in Frankfurt. Geschäftlich gesehen allerdings handelt es sich eher um eine Offensive. Denn der Konzern wittert im Rüstungsgeschäft lukrative Geschäftsfelder, die vor allem die Lufthansa-Technik (LHT) in Zukunft erschließen könnte. LHT-Chef Sören Stark sagte dem Handelsblatt:

    Wir wollen an militärischen, Waffen tragenden Systemen arbeiten.

    Sören Stark, LHT-Chef

    Konkret will der Konzern zunächst im Bereich der Wartung von Militärmaschinen mitmischen - und damit sein in der zivilen Luftfahrt erworbenes Knowhow verkaufen. Sören Stark: "Es gehört seit Jahrzehnten zu unserer DNA, neue Flugzeuge und deren Technik in kürzester Zeit zu verstehen und zu betreuen."
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    Expansion in militärischen Bereich kann lukrativ sein

    Konkret interessiert sich der Konzern für künftige Wartungen und Reparaturen an den F-35-Jets des US-Herstellers Lockheed Martin. Dazu hat LHT bereits mit dem Rüstungsproduzenten Rheinmetall und Lockheed eine Absichtserklärung für ein "Industrieteam" unterzeichnet.
    Wie lukrativ eine Expansion in den militärischen Bereich sein kann, verdeutlicht der Umfang des Auftrages: Aus dem Sondervermögen für die Bundeswehr hat die Bundesregierung 35 dieser Tarnkappenbomber zum Preis von rund 10 Milliarden Euro bestellt.
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    Möglicherweise auch Arbeiten über die reine Wartung hinaus

    Warten und reparieren könnte die Lufthansa künftig auch 60 Transporthubschrauber vom Typ Boeing Chinook, auch dafür hat LHT den Hut in den Ring geworfen. Mittlerweile im Gespräch sind auch mögliche Arbeiten die über die reine Wartung und Reparatur hinausgehen. So will die Nato alte Boeing-Flugzeuge mit Radartechnik gegen neuere ersetzen. "Die Modifikation der zivilen Boeing 737 zu E-7-Flugzeugen der Nato könnten wir in enger Abstimmung mit Boeing auch in Hamburg leisten", stellte Stark in Aussicht.
    "Das ist ein sehr fundamentaler Kulturwandel", sagte Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt gegenüber ZDFheute. "Man kann auch von einer 'Zeitenwende' sprechen. Damit geht die Airline perspektivisch einen sehr lukrativen Markt an."
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    Wahrnehmung der Pläne durch Ukraine-Krieg verändert?

    Das sehen auch andere Beobachter so. "Vor zehn Jahren hätte der Markt geschrien, wenn so etwas angekündigt worden wäre", sagte Johannes Hesche vom Vermögensverwalter Acatis im Deutschlandfunk. "Heute wird das durchaus positiv angenommen. Es ist eine neue Zeit seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und davon kann die Lufthansa auch ein Stück weit profitieren." Allerdings betont LHT-Chef Sören Stark, dass die strategische Entscheidung, sich mehr im militärischen Bereich zu engagieren, im Konzern bereits 2019 gefallen sei - also lange vor Beginn des Ukraine-Krieges.
    Die Konzernsparte Lufthansa-Technik sitzt in Hamburg. Für Wartung und Reparaturen beschäftigt das Unternehmen weltweit rund 22.000 Beschäftigte. Etwa jedes 5. Verkehrsflugzeug der Welt wird von LHT gewartet oder repariert. Damit ist LHT der weltweit führende herstellerunabhängige Dienstleister in der Luftfahrt. Und die Geschäfte laufen blendend.
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    LHT mit Rekordergebnissen in Bilanzen

    Hinter Lufthansa-Technik liegen zwei Jahre mit Rekordergebnissen in den Bilanzen. Auch wegen dieses Rückenwindes und guten Gewinnmargen hatte der Konzern Ende vergangenen Jahres seine Suche nach einem Investor und Minderheitseigner eingestellt.
    Stattdessen hat LHT neue strategische Ziele bekannt gegeben, das Programm nennt sich "Ambition 2030". Und es ist durchaus ambitioniert. So sollen die Umsätze von im letzten Jahr 6,5 Milliarden auf über 10 Milliarden Euro im Jahr 2030 steigen. Im gleichen Zeitraum sollen die Gewinne auf über eine Milliarde Euro klettern - das entspricht einer Steigerung von ungefähr 60 Prozent.

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