Halbleitermarkt in Aufregung:Intel-Stellenabbau: Folgen für Magdeburg?
von Klaus Weber
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Intel steckt in der Krise. Der Halbleiter-Riese kündigt deshalb einen massiven Stellenabbau an. Was bedeutet das für das geplante Werk in Magdeburg?
Intel hat angekündigt, 15.000 Stellen zu streichen, um Kosten einzusparen. Was das für die geplante Intel-Fabrik in Magdeburg bedeutet, erläutert ZDF-Börsenexpertin Sina Mainitz.02.08.2024 | 1:04 min
An der Börse fällten sie ein gnadenloses Urteil. 20 Prozent verlor die Intel-Aktie nach der Ankündigung des massiven Stellenabbaus. Dort, wo man im allgemeinen Maßnahmen zur Kostensenkung goutiert, ist man offenbar nicht davon überzeugt, dass dem Halbleiterunternehmen damit der große Wurf gelungen ist.
Rund 15.000 Arbeitsplätze - etwa 15 Prozent der Belegschaft - sollen wegfallen, wie Intel-Chef Pat Gelsinger an die Mitarbeiter schrieb. Insgesamt will er zum kommenden Jahr mehr als zehn Milliarden Dollar einsparen.
Intels Pressemitteilung ließ sogar noch höhere Jobverluste vermuten. Denn dort war vom Abbau von "mehr als" 15 Prozent die Rede - und die Zahl der Mitarbeiter wurde mit 116.500 bei Intel und gut 125.000 im Konzern samt Tochterunternehmen angegeben. Zu Intels Sparprogramm gehört auch, vom vierten Quartal an vorerst keine Dividende mehr zu zahlen.
Was lief schief bei Intel?
Das alles scheint die Märkte nicht zu überzeugen. Auch weil der Vorstandsvorsitzende Gelsinger in seiner E-Mail an die Mitarbeiter recht dramatisch klang. Intels Kostenstruktur sei "nicht wettbewerbsfähig", schrieb er unter anderem.
Unsere Kosten sind zu hoch, unsere Margen sind zu niedrig.
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Pat Gelsinger, Intel-Chef
Der Umsatz sei im vergangenen Jahr 24 Milliarden Dollar niedriger gewesen als 2020 - aber die Mitarbeiterzahl zehn Prozent höher. Entscheidungen dauerten zu lange und es gebe zu viele Reibungsverluste im System. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen?
Intel galt jahrzehntelang als Platzhirsch der Halbleiterindustrie. Ein entscheidender Moment war der verlorene Kampf um den Platz in den heute allgegenwärtigen Smartphones. Intel hoffte, die Stärke im PC-Geschäft auf die Mobil-Geräte zu übertragen - doch bei den Computer-Handys setzten sich sparsamere Prozessoren mit Architekturen des britischen Chip-Designers Arm durch.
Auch der Technologiekonzern ZF plant einen Stellenabbau - von bis zu 14.000 Arbeitsplätzen in Deutschland. Der Gesamtbetriebsrat hat Widerstand gegen die Pläne angekündigt. 26.07.2024 | 1:31 min
Bei KI-Chips dominiert inzwischen der ehemals viel kleinere Konkurrent Nvidia den Markt. Intel hinkt dort nur hinterher. Inzwischen muss sich Intel aber auch um die Position im PC-Markt Sorgen machen. Denn das ohnehin sehr zyklische Geschäft mit Prozessoren für klassische Server, in dem Intel seine großen Stärken hat, schwächelt enorm. "Intel ist in dem Zusammenhang ein Verlierer der letzten Jahre", sagt deshalb auch Ascan Iredi, von der Plutos Vermögensverwaltung.
Folgen für Magdeburg unklar
Ein Verlierer, dem aber von staatlicher Seite jede Menge Geld zur Verfügung gestellt wird. Nicht nur in den USA, auch von deutscher Seite. Für den geplanten Bau des neuen Werkes am Standort Magdeburg, hat die Bundesregierung dem US-Konzern 10 Milliarden Euro an Subventionen zugesichert. Ascan Iredi bewertet die Situation deshalb kritisch:
Es kann einem schon Angst und Bange werden um das viele Geld, das wir in Deutschland für Intel ausgeben.
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Ascan Iredi, Plutos Vermögensverwaltung
Es sei "nie ein guter Weg viel Geld für die Industrie auszugeben, wenn sie ohnehin schon strauchelt". Denn Intel sei "schon länger ein Sanierungsfall".
Noch hat der Bau in Magdeburg nicht begonnen. Die Pläne sind inzwischen zwei Jahre alt. Zur Bedeutung des Stellenabbaus für das Werk in Magdeburg heißt es auf eine ZDFheute-Anfrage von Intel lediglich: "Wir arbeiten eng mit unseren deutschen Partnerinnen und Partnern in der Regierung zusammen. Wir haben das gleiche Ziel, die EU bei der Entwicklung einer sichereren und widerstandsfähigeren Halbleiter-Lieferkette zu unterstützen, indem wir unsere Fertigungskapazitäten in Europa erheblich erweitern."
Konzernchef Gelsinger ließ zudem verlauten, dass man die Investitionspläne an die nun erwartete Marktentwicklung angepasst habe. Hoffentlich kein schlechtes Zeichen für Magdeburg, denn dort sind immerhin 3.000 neue Arbeitsplätze geplant.
Mit Material der dpa
Quelle: dpa
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