Firmenpleiten stark gestiegen - Ende nicht in Sicht

    Lage der Unternehmen 2024:Firmenpleiten gestiegen - Ende nicht in Sicht

    von Gregor Lischka
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    Es war kein gutes Jahr für die deutsche Wirtschaft - und dementsprechend auch für viele Unternehmen. Das macht sich mittlerweile auch deutlich in den Insolvenzen bemerkbar.

    Arbeiter auf einer Hebebühne entfernen das Kaufhof-Empblem von dem ehemaligen Kaufhof-Gebäude in Hanau.
    Immer mehr Unternehmen melden Insolvenz an, das belegt die aktuelle Schätzung der Firma Creditreform. Demnach gab es in diesem Jahr mehr als 22 000 Firmenpleiten.16.12.2024 | 1:30 min
    Da waren die Insolvenzen, wie die des Reisekonzerns FTI Touristik, die vergleichsweise überraschend kamen. Da waren die Insolvenzen der üblichen Verdächtigen, wie etwa die des Warenhauskonzerns Galeria-Karstadt-Kaufhofs im Frühjahr. Und da waren auch die Insolvenzanträge in den vergangenen Tagen und Wochen, wie die der Werften FSG und Nobiskrug, die immer wieder in Erinnerung rufen, wie fragil die deutsche Wirtschaft aktuell ist. Bei diesen prominenten Beispielen handelt es sich nämlich nicht nur um Einzelfälle.

    Firmenpleiten: Höchster Stand seit fast zehn Jahren

    Insgesamt betrachtet, hat die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in diesem Jahr laut der Wirtschaftsauskunftei Creditreform um etwa 25 Prozent zugenommen. 22.400 Firmen werden gemäß den Daten 2024 von einer Insolvenz betroffen sein - es ist der höchste Stand seit fast zehn Jahren. Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, fasst die aktuelle Lage so zusammen:

    Wir reden jetzt tatsächlich schon von einer kleinen Welle bei den Unternehmensinsolvenzen.

    Patrik-Ludwig Hantzsch, Creditreform

    Er versieht die Zahlen mit einem Hinweis: "Insolvenzen gehören natürlich bei einer Marktwirtschaft dazu". Die Frage sei nur: Wen trifft es und warum?

    Mehr Großinsolvenzen mit hohen Jobverlusten

    Und da zeigen sich in diesem Jahr Creditreform zufolge Auffälligkeiten: Zwar falle das Gros der Insolvenzen weiterhin auf eher kleinere Firmen mit höchstens zehn Beschäftigten, die insgesamt rund 81 Prozent aller Firmenpleiten ausmachen. In 2024 würden aber auch verstärkt große Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe und der Industrie in der Statistik auftauchen. "Die Folgen von Großinsolvenzen sind erheblich: Hohe Forderungsausfälle und Arbeitsplatzverluste", erklärt Creditreform Geschäftsführer Bernd Bütow die Problematik.
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    Geschätzt 320.000 Arbeitsplätze waren in diesem Jahr durch Firmenpleiten betroffen - vor einem Jahr waren es noch etwa 200.000 - eine Steigerung um 60 Prozent. In einem ähnlichen Umfang kletterten auch die sogenannten Gläubigerschäden in die Höhe. Also die Schäden, die Unternehmen und Freiberufler erleiden, die einem insolventen Unternehmen Geld geliehen oder Aufträge für dieses erbracht haben - ihr Geld aber in der absoluten Mehrzahl der Fälle nie wiedersehen. Creditreform schätzt die diesjährige Schadenssumme auf 56 Milliarden Euro.

    Auch Privatinsolvenzen nehmen zu

    Bei den Verbraucherinsolvenzen zeigt sich ein gemischtes Bild. Zwar nahm die Überschuldung privater Haushalte tendenziell ab. Denn: Die Menschen in Deutschland achten mehr auf ihr Portemonnaie und schieben Investitionen und Ausgaben tendenziell eher auf die lange Bank. Gleichzeitig nahm die Zahl der überschuldeten Personen, die in die Privatinsolvenz rutschten, um fast zehn Prozent zu.
    Auch hier beobachtet Patrik-Ludwig Hantzsch von der Creditreform in diesem Jahr einige Besonderheiten:

    Es sind eben nicht nur, die sonst immer bei den Schuldnerberatungsstellen sitzen, sondern auch gutbezahlte Facharbeiter, die jetzt ihren Job verloren haben.

    Patrick-Ludwig Hantzsch

    2025 keine Besserung in Sicht

    Die Frage ist, wo nimmt die Insolvenzwelle ihren Anfang? Die Creditreform hält sie für eine Folge der hohen Zinsen, der Corona-Pandemie und Energiekrise sowie der vergleichsweise teuren Standortfaktoren in Deutschland. "Mit einiger Verzögerung schlagen die Krisen der vergangenen Jahre nun als Insolvenzen bei den Unternehmen durch", resümiert Hantzsch. "Der wirtschaftspolitische Stillstand und die rückläufige Innovationskraft haben den Wirtschaftsstandort geschwächt." Er befürchtet, dass in 2025 neue Höchststände bei den Insolvenzen drohen könnten.
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    Ähnlich sieht es auch Steffen Müller, Leiter der Insolvenzforschung am Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle.

    Sollte sich das hohe Niveau der Insolvenz-Frühindikatoren bestätigen, muss ab Februar mit einem deutlichen Anstieg der Insolvenzzahlen gerechnet werden.

    Steffen Müller, Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

    Gleichzeitig gibt es vereinzelte Branchen, die durch Innovation und Anpassungsfähigkeit trotz allem prosperieren. In der IT Branche etwa verzeichnete die Wirtschaftsauskunftei Creditreform rückläufige Insolvenzzahlen. Vielleicht können auch gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen nach der Bundestageswahl für Stabilität sorgen. Klar ist: 2025 wird ein Jahr der Bewährungsproben für die deutsche Wirtschaft.

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