Stahl: Wie Saarstahl auf CO2-reduzierte Schienen setzt

    Krise der Stahlbranche:Saarstahls Schienen-Deal: ein Erfolgsmodell?

    Studioleiterin Susanne Freitag-Carteron, ZDF-Landesstudio Saarland, mit Mikrofon.
    von Susanne Freitag-Carteron
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    Saarstahl hat mit der französischen Tochter "Saarstahl Rail" einen Coup gelandet: Die Bahngesellschaft SNCF hat einen Sechs-Jahres-Vertrag abgeschlossen. Wert: eine Milliarde Euro.

    Saarstahl macht Milliarden Deal
    Das Unternehmen Saarstahl hat einen Sechs-Jahres-Vertrag mit der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF über CO2-reduzierte Schienen unterzeichnet.24.01.2025 | 1:42 min
    Die Saarländerin Nadine Artelt ist voll in ihrem Element. Sie führt rund hundert Menschen mit gelben Helmen und Schutzwesten durch "ihr" Schienenwerk "Saarstahl Rail" im ostfranzösischen Hayange. Artelt leitet zwei Stahlwerke in Frankreich, die Saarstahl vor vier Jahren gekauft hat.
    Gerade fließt ein Strang glühender Stahl aus den Produktionsmaschinen, hier wird er zu langen Schienen geformt. Es sind CO2-reduzierte Schienen, "Made in France" von einem deutschen Unternehmen - darum geht es. Die Saarstahl-Tochter "Saarstahl Rail" macht einen Riesen-Deal mit dem französischen Bahnunternehmen SNCF. Ein Vertrag über sechs Jahre, Umfang eine Milliarde Euro.

    Saarstahl produziert "grünen" Stahl

    Gleich zwei französische Minister sind vor Ort: Verkehrsminister Philippe Tabarot und die Ministerin für ökologische Transformation Agnès Pannier-Runacher. Die Vorstände des saarländischen Stahlunternehmens sind ebenfalls gekommen. Es ist ein großer Tag, da sind sich alle einig.

    Für uns ist das wichtig, um die Investitionen, die wir in den letzten Jahren schon angestoßen haben, weiter fortzuführen und Arbeitsplätze an beiden Standorten zu sichern.

    Nadine Artelt, Leiterin Saarstahlwerk in Hayange

    Nadine Artelt von der Firma Saarstahl
    Im französischen Hayange produziert das deutsche Unternehmen Saarstahl Schienen aus C02-reduziertem Stahl.27.05.2024 | 3:59 min
    "Das Besondere ist, dass wir schon heute CO2-reduzierte Schienen produzieren können", sagt Artelt. Tatsächlich kann das in Europa bis jetzt niemand.

    Grüne Schienen gefragt, nur nicht in Deutschland

    Die Produktion erfolgt in Elektro-Lichtbogen-Öfen, die die traditionellen Hochöfen ersetzen. Das spart 70 Prozent an CO2 ein, also 200.000 Tonnen CO2 pro Jahr.
    Die SNCF hat sich für Saarstahl-Schienen entschieden, weil sie Nachhaltigkeit großschreiben will. Für die Produktion werden alte Schienen recycelt - Kreislaufwirtschaft.
    industrieanlage der salzgitter ag
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    Die Schienen sind europaweit ein Renner. Schweiz, Italien, Belgien - nur in Deutschland nicht. Zu teuer, heißt es seitens der Bundesbahn, bei den Ausschreibungen ist Nachhaltigkeit derzeit kein Kriterium. "Uns ist das auch nicht ganz klar", sagt Jonathan Weber, Vorstandsmitglied bei Saarstahl und Ascoval.

    Es wäre auch für die Deutsche Bahn der größte Dekarbonisierungshebel, sie hat doch eine Dekarbonisierungsstrategie. Wir sind hier auch auf politischer Ebene im Austausch und hoffen auf eine Kehrtwende.

    Jonathan Weber, Vorstandsmitglied bei Saarstahl und Ascoval

    Andere EU-Länder werten Saarstahl-Schienen als "grün"

    Aber: In allen europäischen Ländern werden die Saarstahl-Schienen als "grün" bezeichnet, in Deutschland nicht, weil der Strom zur Stahlproduktion aus französischen Atomkraftwerken kommt. Deutschland erkennt das nicht an.
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    Frankreichs Ministerin Pannier-Runacher dagegen feiert den Vertrag. Saarstahl kaufte in Sainte-Saulve und Hayange zwei Stahlwerke, deren Situation als aussichtslos galt. Die Schließung war schon verkündet.

    Heute müssen wir sehen, wie wir die Überstunden in den Griff bekommen, damals dachten wir, es gibt keine Arbeit mehr!

    Agnès Pannier-Runacher, Ministerin für ökologische Transformation

    Außerdem betonte sie die Bedeutung der Stahlproduktion für die ökonomische Unabhängigkeit Europas.

    Europäische Stahlprojekte als Schutz vor "Billigmaterial"

    Das ist auch die ständige Botschaft von Saarstahl-Chef Stefan Rauber. "Wir brauchen einen effektiven Außenhandelsschutz. Solange Billigmaterial aus Fernost auf den deutschen und europäischen Markt kommen, haben alle ein Problem, nicht nur der Stahl, dann gehen hier die Lichter aus!"
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    Der deutsch-französische Schienen-Deal ist auch eine Sicherheit für die angeschlagene Branche in Deutschland. Dort vergeht kaum ein Tag ohne neue Hiobsbotschaften. Von der Krise im Autosektor ist auch Saarstahl ganz direkt betroffen. Um so wichtiger sei nun dieses europäische Projekt. "Wir brauchen Europa unbedingt", sagt Rauber, "es ist unser einziges Vehikel um gegen die Großmächte zu bestehen".
    Zum Abschluss bekommen die Minister noch ein Stück Schiene geschenkt - aus "CO2-armem Stahl" sagen die Deutschen, aus "grünem Stahl" die Franzosen. Darüber, dass es ein Schritt in Richtung Transformation ist, sind sich alle einig.
    Susanne Freitag-Carteron ist Leiterin des ZDF-Landesstudios in Saarbrücken.

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