Fast 50.000 Schließungen:Jeder zehnte Gastronomie-Betrieb gab 2023 auf
|
Corona, Inflation, Mehrwertsteuer: Die Gastro-Branche in Deutschland ist in der Krise. 48.000 Betriebe gaben 2023 auf, Experten sehen erst den Anfang einer massiven Insolvenzwelle.
Eine Branche in der Krise: Laut Experten hat die Insolvenzwelle in der Gastronomie gerade erst begonnen.
Quelle: dpa
Schwierige Zeiten für Gastronomen: Seit 2020 haben bundesweit etwa 48.000 Betriebe geschlossen und 6.100 einen Insolvenzantrag gestellt. Das zeigt eine Studie der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Die Experten rechnen damit, dass die Branche noch weiter ausdünnen wird.
Allein im vergangenen Jahr hat der Studie zufolge jedes zehnte Unternehmen in der Gastronomie aufgegeben. Die Zahl der Schließungen lag 2023 mit 14.000 höher als in den drei Jahren zuvor, aber noch unter dem Vor-Corona-Niveau. Dasselbe gilt für die Zahl der Insolvenzfälle.
Viele Wirte kritisieren die Erhöhung der Mehrwertsteuer - und befürchten das Ende ihrer Betriebe.05.01.2024 | 1:15 min
Inflation: Der nächste "Nackenschlag" nach Corona
Einen Grund dafür sieht Hantzsch in den Staatshilfen während der Lockdowns. Diese hätten das Überlieben vieler Unternehmen gesichert und Schließungen zunächst verhindert. Für die Schwierigkeiten der Branche gebe es mehrere Gründe, sagte er. Nach dem Coronavirus sei mit der Inflation "der nächste Nackenschlag" für die Gastronomie gekommen, so Hantzsch.
Den gestiegenen Kosten sei die Branche ausgeliefert, die notwendigen Preiserhöhungen würden die Kundschaft verjagen. Dadurch bedingt lägen die preisbereinigten Umsätze und Erträge unter dem Stand vor der Pandemie. "Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind für das Gastgewerbe derzeit alles andere als günstig."
In der Pandemie wurde die Mehrwertsteuer in der Gastronomie auf sieben Prozent gesenkt. Jetzt liegt sie wieder bei 19 Prozent - eine Gefahr für die Branche.09.01.2024 | 3:32 min
Senkung der Mehrwertsteuer lief im Januar aus
Die Bundesregierung hatte den Steuersatz auf Speisen in Restaurants Mitte 2020 während der Corona-Pandemie vorübergehend von 19 auf 7 Prozent gesenkt - unter anderem zur Abfederung der Energiekrise und der hohen Inflation. Seit Januar gelten wieder die alten, höheren Steuersätze. Laut Statistischen Bundesamt lag der preisbereinigte Umsatz von Gastronomiebetrieben im Jahr 2023 knapp 13 Prozent niedriger als 2019.
Als "bitter" bezeichnet die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Ingrid Hartges, die Entwicklung. Lockdown und Auflagen wegen der Pandemie führten zu erheblichen Umsatzverlusten, so Hartges. Die Branche leide unter höheren Personalkosten, gestiegenen Lebensmittelpreisen, Personalmangel und der Mehrwertsteuererhöhung.
Laut einer Umfrage geht knapp die Hälfte aller Deutschen weniger essen.08.03.2024 | 1:30 min
Insolvenzwelle in der Gastronomie gerade erst begonnen
Die Zahl der Insolvenzen in der Gastronomie ist im vergangenen Jahr laut Creditreform mit 27 Prozent stärker gestiegen als in der Gesamtwirtschaft. Besonders stark betroffen waren Caterer und Verpflegungsdienstleister (plus 67 Prozent). 88 Prozent aller Insolvenzen gehen auf Kleinstunternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern zurück. 49 Prozent trafen junge Unternehmen, die maximal fünf Jahre alt waren.
Für 2024 sagt Creditreform einen Anstieg der Insolvenzfälle auf das Niveau vor der Pandemie vorher. Damit rechnet auch der Finanzinformationsdienst Crif. Ende des Jahres schätzten die Experten die Zahl der insolvenzgefährdeten Restaurants, Gaststätten, Imbissen und Cafés in Deutschland auf mehr als 15.000.
Quelle: dpa, AFP
Themen
Mehr zu Insolvenzen in der Gastronomie
Verbraucherpreise in Deutschland:Inflation schwächt sich im Februar weiter ab
Stetig sinkender Absatz:Deutsche trinken immer weniger Bier
mit Video
Pleiteprognose 2024:Was Insolvenzen für Verbraucher bedeuten
von Anne Sophie Feil