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Galeria Karstadt Kaufhof:Das bedeutet die Insolvenz der Kaufhaus-Kette
von Stephanie Barrett
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Der Kaufhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof meldet zum dritten Mal Insolvenz an. Die 12.550 Beschäftigten stehen wohl vor einer neuen Zitterpartie.
Der Kaufhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof meldet zum dritten Mal Insolvenz an. Tausende Beschäftigte stehen vor einer neuen Zitterpartie.09.01.2024 | 1:58 min
Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) hat Insolvenz beantragt. Galeria sucht nun laut Unternehmen einen neuen Eigentümer. Gespräche mit potenziellen Investoren seien bereits angelaufen, Ziel sei die Fortführung von Galeria.
Galeria-Chef Olivier van den Bossche sagte: "Galerias operativer Erfolg wird durch die Rahmenbedingungen der alten Eigentümerstruktur belastet."
Weiter heißt es in der Mitteilung: "Die Insolvenzen der Signa-Gruppe schädigen Galeria massiv, behindern das laufende Geschäft und schränken durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftige Entwicklungsmöglichkeit stark ein."
Was folgt aus dem neuen Insolvenzantrag der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof? Eine Einschätzung von ZDF-Börsenexperte Frank Bethmann.09.01.2024 | 1:04 min
Wie geht es Galeria Karstadt Kaufhof?
Im April 2020 hatte Galeria Karstadt Kaufhof erstmals Insolvenz in Eigenverantwortung beantragt. Dabei wurden dem Unternehmen rund zwei Milliarden Euro Schulden erlassen. 41 Filialen mussten schließen, rund 4.000 Stellen wurden abgebaut.
Ende 2022 dann die zweite Pleite. Der renommierte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz (54) sollte das Unternehmen erneut wettbewerbsfähig machen. Im März 2023 wurde der Insolvenzplan in der Gläubigerversammlung abgenickt, doch auch das reichte nicht aus.
Die Zukunft der Beschäftigten sei ungewisser und unsicherer denn je, so ZDF-Börsenexperte Frank Bethmann. Aus dem Schutzschirmverfahren wurde nun ein Regelverfahren.09.01.2024 | 1:30 min
Warum meldete das Unternehmen gerade jetzt Insolvenz an?
Das Unternehmen gehört seit 2018 komplett zum weit verzweigten Signa-Imperium des Tiroler Investors René Benko. Nachdem dessen Holding und wichtige Immobiliengesellschaften im November Insolvenz anmeldeten, geriet auch Galeria in den Abwärtsstrudel.
Signa hatte dem Kaufhauskonzern zuvor 200 Millionen Euro zur Sanierung versprochen. Das Geld - Voraussetzung für weitere Staatshilfen - ist jedoch nie geflossen, entsprechend schwanden auch die Zukunftschancen des Warenhauskonzerns.
Dabei lief es zuletzt gut für Galeria Karstadt Kaufhof, für das laufende Geschäftsjahr hatte die seit Jahren kriselnde Kette sogar einen operativen Gewinn angesteuert. Auch das Weihnachtsgeschäft war überraschend gut gelaufen.
Was bedeutet nun die dritte Insolvenz?
Mit der Insolvenz versucht das Galeria-Management, sich vom Signa-Chaos abzukoppeln und einen Kern des Warenhauskonzerns zu retten. Das Verfahren könnte auch ein Befreiungsschlag sein: Es eröffnet zum Beispiel die Möglichkeit, sich aus alten bestehenden Verträgen zu lösen.
Denn René Benko hatte dem Kaufhauskonzern unter anderem sehr hohe Mieten aufgezwungen, allein in Köln machen die Mietkosten 35 Prozent aus, normal sind zehn bis 15 Prozent. Im Zuge des Insolvenzverfahrens will Galeria nun die Mietverträge neu verhandeln. Doch Handelsexperten haben Zweifel daran, ob günstigere Mieten den Kaufhauskonzern retten können.
Wie stehen die Chancen für eine neue Galeria?
Nicht gut. 60 der noch bestehenden 92 Filialen sind zwar profitabel und könnten den Kern einer neuen Galeria-Gruppe bilden, doch dazu bräuchte es einen Investor, der frisches Geld zuschießt. Der ist aber nicht in Sicht - Breuninger und andere haben bereits abgewunken.
Auch der Staat dürfte diesmal als Retter ausfallen. Von den insgesamt 680 Millionen Euro ausgezahlten Staatshilfen sind 600 Millionen verloren und weitere sind angesichts der aktuellen Haushaltslage wohl kaum zu rechtfertigen.
Haben die Kaufhäuser überhaupt noch eine Zukunft?
Einzelne Filialen schon. Das thailändische Handelsunternehmen Central Group ist bereits an verschiedenen Luxuswarenhäusern beteiligt, unter anderem am Berliner KaDeWe, dem Alsterhaus in Hamburg und dem Oberpollinger in München. Sie bedienen den Luxusmarkt, der auch in Krisenzeiten wächst. Möglich, dass das Unternehmen auch andere profitable FiliaIen übernimmt.
In kleineren Städten sieht der Handelsexperte Gerrit Heinemann dagegen keine Überlebenschancen für Galeria. Er hält es für denkbar, dass nur einzelne "Sahnestücke" übrigbleiben.
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