Geschäftsklima: Kein Aufschwung, aber Stabilisierung
Interview
ifo-Geschäftsklimaindex:Fuest: Kein Aufschwung, aber Stabilisierung
von Max Schwarz
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Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft tritt auf der Stelle. Im Interview mit ZDFheute erklärt Ökonom Clemens Fuest, warum das so ist - und was dennoch Hoffnung macht.
Gewisse Wirtschaftssektoren erholten sich zunehmend, sagt Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung.
Quelle: dpa
Drei Monate in Folge war er gestiegen, der ifo-Geschäftsklimaindex, jetzt stagniert er bei einem Wert von 89,3 Punkten. Der Index des Münchner ifo-Instituts gilt als wichtiges Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft und bildet die Zufriedenheit von rund 9.000 Unternehmen mit ihrer aktuellen Geschäftslage und ihrer Geschäftserwartung ab.
Quelle: Ifo
... ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2016 ist er Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo). Fuest äußert sich zu vielen wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Fragestellungen. Er gilt als einer der einflussreichsten Ökonomen Deutschlands.
Industrie, Handel und Bau erholen sich, Dienstleister schwächeln
Im Vergleich zum April sind die Unternehmen unzufriedener mit der aktuellen Geschäftslage, dafür fällt der Blick auf die kommenden Monate optimistischer aus. Vor allem in den krisengebeutelten Branchen wie der Industrie oder der Bauwirtschaft deuten sich Verbesserungen an. Dass sich die Problemsektoren zunehmend erholen, das sei ein gutes Zeichen, betont Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung.
Man kann sagen: Insgesamt arbeitet sich die deutsche Wirtschaft schrittweise aus der Krise heraus. Wir haben keinen kräftigen Aufschwung, aber immerhin: Es geht langsam in die richtige Richtung.
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Clemens Fuest, Präsident ifo-Institut für Wirtschaftsforschung
Fachleute hatten mit einer weiteren Verbesserung des Geschäftsklimas im Mai gerechnet und damit mit einer schnelleren Erholung der Wirtschaft. Der neue ifo-Geschäftsklimaindex zeige stattdessen eine Stabilisierung der Konjunkturerwartung.
Leider gehen die Aufträge in der Industrie immer noch zurück. Für eine tiefgreifende Trendwende - für einen echten Wirtschaftsaufschwung - bräuchten wir auch eine Verbesserung bei den Aufträgen.
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Clemens Fuest, Präsident ifo-Institut für Wirtschaftsforschung
Sorge um Industriestandort Deutschland
Auch wenn aktuell die Stimmung in den meisten Sektoren verhaltend positiv bleibt, die Sorge vieler Unternehmer vor der Zukunft bleibt groß. Viele sähen den Industriestandort Deutschland in Gefahr, berichtet Fuest.
"Wie geht es weiter mit den Energiepreisen? Wo bleibt der ernsthafte Bürokratieabbau? Wo bleibt eine Steuerreform? Was passiert um den Fachkräftemangel zu lindern? Da gibt es viele Sorgen und die sind auch berechtigt", sagt der Präsident des ifo-Instituts.
Fuest: Wirtschaftsreformen notwendig
Fuest fordert daher eine nachhaltige Agenda für Wirtschaftswachstum. Es brauche Reformen für ein größeres Arbeitskräfteangebot, einen Ausbau der Infrastruktur und eine überzeugendere Energie- und Klimapolitik, die Klimaziele mit bezahlbarer Energieversorgung verbindet.
"Die Politik hat diese Themen zwar hier und da angegangen, aber tut sich schwer, weil sich die Bundesregierung untereinander nicht einig ist und weil es auch nicht gelingt mit der Opposition zusammen zu kommen", erklärt Fuest.
Wir könnten ein Sondervermögen für Investitionen gebrauchen, aber da muss die Opposition mitspielen.
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Clemens Fuest, Präsident ifo-Institut für Wirtschaftsforschung
Für die nächsten Monate rechnet Fuest daher auch weiterhin mit einer langsamen Verbesserung der Wirtschaftslage in Deutschland. Die Sorge um die Zukunft werde nicht verfliegen, weshalb es auch in den kommenden Monaten keinen breiten Aufschwung geben werde, sondern ein langsames Vorankommen.
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