FSC-Siegel bei Ikea und Co: Wie nachhaltig ist das wirklich?
Zertifizierte Forstwirtschaft:Wie nachhaltig ist FSC wirklich?
von Susanne Maruschke
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Ob auf Gartenstühlen, Eier-Kartons oder Kondomen: Auf vielen Produkten prangt das FSC-Siegel. Insbesondere Möbelhäuser werben damit. Doch hält das Zertifikat, was es verspricht?
Der Möbelriese IKEA hat sich nachhaltige Forstwirtschaft auf die Fahnen geschrieben – zum Schutz des Klimas und dem Erhalt unserer Wälder. Nur: Betreibt IKEA hier Greenwashing?17.11.2024 | 28:30 min
Zwar ist das Regal "Kallax" in der Farbe Koralle nur für kurze Zeit während des diesjährigen 50. Jubiläums von Ikea Deutschland verfügbar, dafür ist die Nachhaltigkeitsstrategie des größten Möbelhändlers der Welt etwas beständiger: Mit dem Schlagwort "Waldpositivität" will Ikea auf Holz aus nachhaltigen Quellen setzen und wirbt damit, dass bereits 98 Prozent dieser Ressource recycelt oder FSC-zertifiziert ist.
Ob FSC-zertifiziertes Holz überhaupt Unterschiede zu Holz ohne Siegel aufweist, hatte Pierre Ibisch, Professor für "Nature Conservation" an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, untersucht. Das Ergebnis fiel ernüchternd aus:
Laut Ibisch werden Verbraucher somit in die Irre geführt, wenn FSC verantwortungsvolle Waldwirtschaft verspricht, aber zertifizierte Holzfirmen am Ende riesige Flächen radikal abholzen. Die Organisation selbst schreibt auf ihrer Webseite, dass FSC als "die glaubwürdigste Lösung für nachhaltige Waldwirtschaft" gelte.
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Wer gründete FSC mit?
Der 1993 gegründete "Forest Stewardship Council" ist in drei Kammern aufgebaut. Darin verhandeln wirtschaftliche, ökologische und soziale Interessengruppen miteinander.
Das Forest Stewardship Council (FSC)-Siegel ist ein international anerkanntes Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldbewirtschaftung. Es garantiert, dass Holz- und Papierprodukte aus umweltfreundlich bewirtschafteten Wäldern stammen, die soziale und ökonomische Standards erfüllen. Auch Dekoration und Geschenkpapier können dieses Siegel tragen.
In der Gründungsrunde saßen sich damals das schwedische Unternehmen Ikea und die mittlerweile ausgetretene Umweltorganisation Greenpeace gegenüber. Angehörige von ethnischen Minderheiten wie indigene Bevölkerungsgruppen waren ebenfalls vertreten.
Gemeinsam wurden zehn Prinzipien ausgehandelt, die weltweit gelten. Sie reichen von der Einhaltung nationaler Gesetze und indigener Rechte bis hin zur Bewahrung besonderer Schutzwerte im Wald.
Aus diesen Prinzipien wurden die FSC-Standards entwickelt, die sich von Land zu Land unterscheiden: Während Kahlschläge beispielsweise bei FSC Deutschland nur in Ausnahmefällen erlaubt sind, sind sie in Schweden hingegen nicht ungewöhnlich. Konfrontiert mit diesem Umstand teilt FSC mit, dass man alle Interessengruppen dazu einlade, die nationalen Standards mitzugestalten.
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FSC-Mix: Besser als nichts?
Den größten Anteil des FSC-Marktes (rund 80 Prozent) machen FSC-Mixed-Produkte aus. Diese Kategorie kennzeichnet, dass nur ein Teil der Materialien aus FSC-zertifizierter Forstwirtschaft stammen muss. Der Rest der Ressourcen kann recycelt sein oder aus kontrollierten Quellen bezogen werden. Dieses sogenannte "Controlled Wood" vermeidet laut FSC etwa illegal gefälltes Holz, gentechnisch veränderte Baumarten und Holz aus Gebieten, in "denen gegen traditionelle und bürgerliche Grundrechte verstoßen wird".
Simon Counsell, ehemaliges Mitglied von FSC, sieht gerade die Kontrolle des Holzes, das zu FSC-Mixed-zertifizierten Spanplatten und Papierprodukten weiterverarbeitet wird, skeptisch. Dem SWR sagte er: "Anstelle von Kontrolleuren im Wald wird das Label vom Schreibtisch aus vergeben."
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Beobachter übt Kritik am "Forest Stewardship Council"
Counsell leitet die nach eigenen Angaben unabhängige Beobachter-Plattform "FSC-Watch", die alle Aktivitäten des FSC festhält und kommentiert. Er stellt fest:
So hat auch das FSC-Siegel offenbar seine Lücken. Auch beim Jubiläums-Regal von Ikea kann man sich also nicht hundertprozentig sicher sein, dass das Holz tatsächlich aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt.
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