Boschs Gewinneinbruch: Wirtschaft drängt Politik zum Handeln
Bosch-Gewinn eingebrochen:Wirtschaft drängt Politik zum Handeln
von Sven Class
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Bei Bosch lief es 2024 deutlich schlechter als erwartet. Nahezu die gesamte deutsche Wirtschaft ist im Krisenmodus: Woran das liegt und was es jetzt braucht.
Der Gewinn von Bosch ist im Vergleich zum Vorjahr laut vorläufigen Zahlen um rund ein Drittel geschrumpft.
Quelle: dpa
Diese Woche ist mal wieder so eine, in der es aus der Wirtschaft in Deutschland kaum gute Nachrichten gibt: Am Montag meldet das Ifo-Institut, dass die deutsche Wirtschaft wegen politischer Unsicherheiten und der wachsenden Konkurrenz aus Asien in der Flaute festhängt - trotz leicht angestiegenem Geschäftsklimaindex.
Am Dienstag schlagen die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie Alarm: In einer Umfrage gibt fast die Hälfte von ihnen an, in diesem Jahr Personal abbauen zu wollen. Am Mittwoch dann korrigiert die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose für 2025 nach unten. Und am Donnerstag wird bekannt, dass die Wirtschaft im letzten Quartal 2024 stärker geschrumpft ist als bislang angenommen.
Die deutsche Wirtschaft leidet unter Krisen und politischer Unsicherheit. Viele Wirtschaftsverbände erwarten ein schwieriges Jahr 2025.27.12.2024 | 1:30 min
Und auch von Bosch, einem Global Player mit über 400.000 Mitarbeitern, kommen wenig erfreuliche Zahlen: Statt eines Umsatzwachstums von fünf bis sieben Prozent, wie man das noch im Frühjahr letzten Jahres angestrebt hat, steht beim Umsatz für 2024 nun ein Minus von rund einem Prozent.
Der Gewinn vor Steuern und Zinsen ist im Vergleich zum Vorjahr nach vorläufigen Zahlen um rund ein Drittel geschrumpft: Waren es 2023 noch 4,8 Milliarden Euro, sind es 2024 lediglich 3,2 Milliarden Euro gewesen. Das sei, sagt Bosch-Chef Stefan Hartung im ZDF-Interview, nicht das, was man erwartet und angestrebt habe - auch wenn man sich im Branchenvergleich noch respektabel behauptet hätte:
Auch Bosch konnte sich trotz größter Anstrengungen den wirtschaftlichen Realitäten nicht entziehen.
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Stefan Hartung, Bosch-Vorsitzender
Eine der bereits gezogenen Konsequenzen: Rund 12.000 Stellen will Bosch weltweit streichen. Weiterer Stellenabbau: nicht ausgeschlossen.
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Hoher Wettbewerbsdruck und Standortnachteile
Die wirtschaftlichen Realitäten, die Hartung anspricht, sind unter anderem die nach wie vor schwächelnde Weltwirtschaft und der gestiegene Wettbewerbsdruck aus anderen Weltregionen.
Dazu kommen politische Unwägbarkeiten: So weiß beispielsweise noch niemand, ob und in welcher Höhe Donald Trumps Androhungen von Strafzöllen tatsächlich Realität werden. Obendrauf kommen noch die Probleme, die speziell den Standort Deutschland betreffen: hohe Energiekosten, hohe Arbeitskosten, viel Bürokratie.
Alles Gründe, warum es vielen Branchen in Deutschland im Moment nicht wirklich gut geht. Besonders stark belastet sind aus Sicht von Monika Schnitzer, der Vorsitzenden der sogenannten Wirtschaftsweisen, die Automobilbranche und der Maschinenbau:
Die erleben jetzt, dass China sehr schnell aufgeholt hat, eigene Produkte entwickelt hat, die konkurrenzfähig sind, die günstig sind und fast so gut wie unsere.
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Monika Schnitzer, Wirtschaftsweise
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Wirtschaftsweise: Unternehmen müssen effizienter werden
Die Politik müsse nun liefern und die Wettbewerbsbedingungen am Standort Deutschland verbessern - da sind sich Wirtschaftsexperten, Gewerkschaften und Unternehmen einig. Weniger Bürokratie, weniger Vorschriften, günstigere Energie. Bosch-Chef Hartung meint:
Alles, was das wirtschaftliche Handeln vereinfacht, geht in die richtige Richtung.
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Neben der Politik sieht die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer allerdings auch die Unternehmen gefordert: Sie müssten effizienter und produktiver werden, interessantere Produkte für Kunden weltweit anbieten, sagte sie im ZDF-Interview.
Bei Bosch jedenfalls ist man überzeugt, dass man genau das liefern wird. Man halte trotz aller Herausforderungen an den mittelfristigen Unternehmenszielen fest: Bis 2030 strebt man laut Konzernchef Hartung an, "in allen Weltregionen zu den führenden drei Anbietern in unseren wesentlichen Märkten" zu gehören. Und so ist bei Bosch zumindest der Ausblick optimistisch - in wirtschaftlich turbulenten Zeiten.
Quelle: dpa
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