Birkenstock: Wie die Latschen zum Luxus-Produkt wurden

    Unternehmen im Umbruch:Birkenstock: Eine Latsche macht auf Luxus

    Frank Bethmann live von der Börse in Frankfurt
    von Frank Bethmann
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    2024 feiert Birkenstock 250. Geburtstag. Seit rund einem Jahr ist das deutsche Traditionsunternehmen an der Börse gelistet - in den USA. Hat sich der Schritt bezahlt gemacht?

    Der Messestand der Firm Birkenstock mit vielen verschiedenen Varationen von Gesundheits-Sandalen.
    Birkenstock feiert 2024 sein 250-jähriges Jubiläum und setzt auf internationale Expansion, vor allem in Asien. Seit einem Jahr an der US-Börse, strebt die Traditionsmarke ins Luxussegment.
    Quelle: dpa

    Es war die Geschichte, über die im vergangenen Jahr alle schrieben. Das urdeutsche Unternehmen Birkenstock aus dem kleinen Linz am Rhein geht an die große Wall Street. Geld einsammeln, um teilweise Schulden abzubauen - vor allem aber, um den Expansionskurs weiter zu finanzieren. Asien gilt noch als blinder Fleck auf der Sandalen-Landkarte. Davon abgesehen aber sind Birkenstocks inzwischen weltweit bekannt und beliebt.

    Klum und Reichert maßgeblich für Imagewandel

    Der Imagewandel von biederen Ökolatschen zur begehrten Modemarke ist eng verbunden mit zwei Namen. Heidi Klum erkannte früh das Potential der Marke, outete sich als Fan und brachte 2003 die erste Kollektion unter ihren Namen heraus.
    Der zweite, der Birkenstock nach vorne brachte, ist der heutige Vorstandschef Oliver Reichert. 2008 übernahm er das Ruder bei dem schon damals nicht mehr familiengeführten Unternehmen. Reichert war es, der den Schuhhersteller von Grund auf neu aufstellte. Unter anderem überzeugte er den Milliardär Bernard Arnault, bei Birkenstock einzusteigen. Arnault führt das Luxusimperium LVMH, zu dem die Modelabels Louis Vuitton und Dior gehören, die Champagnermarke Moët & Chandon, sowie noch über 70 weitere Premium-Marken.

    Wird Arnault Birkenstock in den "Eliteclub" aufnehmen?

    In diesen exklusiven Kreis hat es Birkenstock bislang nicht geschafft. Arnault entschied sich, nicht direkt mit LVMH bei dem deutschen Unternehmen einzusteigen. Stattdessen übernahm der US-Finanzinvestor L Catterton, der aber von Arnault kontrolliert wird, die Mehrheit bei Birkenstock. Nicht auszuschließen also, dass der schwerreiche Franzose irgendwann umdenkt und die deutschen Sandalen in seinem "Eliteclub" aufnimmt.
    Die Nachfrage nach den Schuhen mit dem besonderen Fußbett ist jedenfalls ungebrochen. Erst vor kurzem vermeldete Birkenstock den größten Quartalsumsatz der Firmengeschichte. Mehr noch: Reichert sieht sich und seine Sandalen in der Luxuswelt angekommen und unterfüttert dies mit Zahlen. Für dieses Jahr soll der Umsatz währungsbereinigt um 20 Prozent steigen, für die operative Gewinnmarge werden 30 Prozent angestrebt - das schafft selbst LVMH nicht.
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    Finanzmärkte bleiben skeptisch

    Trotz des selbstbewussten Ausblicks, Applaus klatscht die Börse nicht. Wie so oft waren die Erwartungen an den Schuhfabrikanten höhere gewesen. Und so notiert die Birkenstock-Aktie aktuell nur noch leicht über ihrem Ausgabepreis, vor einem Jahr, von 46 US-Dollar. "Birkenstock wird ganz oft unterschätzt oder falsch verstanden", monierte Reichert bereits damals, wenige Wochen nach dem Börsengang.
    Ein Grund, warum die zwischenzeitlichen Höchststände von weit über 60 Dollar nicht gehalten werden konnten, dürfte aber auch bei L Catterton liegen. Der Birkenstock-Großaktionär hat erst jüngst ein größeres Paket seiner Anteilsscheine verkauft. Zwar betonte der Finanzinvestor, er bleibe auch langfristig bei Birkenstock engagiert, als Vertrauensbeweis aber reichte das offenbar nicht. Der Aktienkurs von Birkenstock sank prompt um nahezu fünf Prozent.
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    250 Jahre Birkenstock - die Erwartungen steigen

    Und so fällt das Fazit im Jahr des 250. Firmenjubiläums gemischt aus. Aus den Schlappen, die einst nur Hippies, Ärzte oder Hausfrauen trugen, ist eine Weltmarke geworden. Halb Hollywood schlurft inzwischen in den Sandalen herum. Wer so bekannt und erfolgreich ist, zudem an der Wall Street gelistet wird, der muss sich aber daran gewöhnen, dass fortan andere Maßstäbe gelten. Wer nicht liefert, und zwar das liefert, was die anderen von einem erwarten, droht abgestraft zu werden.
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    Die Börse verlangt nach Wachstumsgeschichten. Birkenstock-Chef Reichert weiß das. Seit dem Börsengang versucht er, die Marktteilnehmer davon zu überzeugen, dass die Firma die jahrzehntelange Erfolgsserie fortsetzt, indem man modisch bleibt, die Produktion in Deutschland und Portugal ausbaut und unerschlossene Märkte wie China und Indien ins Visier nimmt. Gelingt ihm das und stimmen die Zahlen auch in Zukunft, dann könnte es sein, dass eines Tages Arnault anklopft und die Fußbettschlappen tatsächlich zur Haute Couture erklärt.

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