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Dilemma unterm Bayer-Kreuz:Der wankende Gigant
von Klaus Weber
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Vor zehn Jahren war die Bayer AG Deutschlands wertvollster Konzern - davon ist nicht viel geblieben, inzwischen ist der Konzern hoch verschuldet. Die Krise hat einen Hauptgrund.
Wahrscheinlich würden viele Bayer-Mitarbeiter den 07. Juni 2018 gerne aus ihrem Gedächtnis streichen. An diesem Tag machten die Leverkusener nämlich den Kauf des amerikanischen Saatgutherstellers Monsanto, für die fantastische Summe von 63 Milliarden Dollar, perfekt. Bayer wollte damals unbedingt wachsen, denn Gerüchte von einer Übernahme durch den Konkurrenten Pfizer machten die Runde. Ob das der wahre Grund war, wird niemand mehr bestätigen.
Fakt ist allerdings: Die Leverkusener unterlagen beim Monsanto-Kauf einer monströsen Fehleinschätzung. Wegen des glyphosathaltigen Mittels "Roundup" wurde Bayer in den USA mit einer tsunamiartigen Klagewelle überzogen. Laut Bayer-Chef Bill Anderson gibt man für Rechtsstreitigkeiten mehr aus als die 2,4 Milliarden Euro pro Jahr, die in Forschung und Entwicklung fließen. Und trotz dieser Kosten sind immer noch über 60.000 Klagen anhängig.
Bayer-Börsenwert: Nur noch ein Sechstel des Höchststands
Der Börsenwert des Unternehmens ist inzwischen von 120 Milliarden Euro auf etwa 20 Milliarden gesunken. Die Monsanto-Übernahme scheint also tatsächlich so etwas wie die Mutter aller Probleme für Bayer zu sein. Dies sieht auch Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka-Investment, so: "Durch den Monsanto-Kauf hat man die ganzen Rechtsrisiken erst in den Konzern geholt, zudem ist die Verschuldung massiv nach oben gegangen, was die Manövrierfähigkeit für Zukäufe, die beispielsweise im Pharmabereich notwendig sind, massiv limitiert."
Tatsächlich ist Bayer mit etwa 35 Milliarden Euro verschuldet. Da tut es besonders weh, dass inzwischen beide Kernbereiche des Konzerns, also sowohl Pharma als auch Agrar, zu Sorgenkindern mutiert sind. Die Agrarsparte, mit all den Glyphosat-Problemen sowieso schon belastet genug, leidet nun auch noch unter der schwachen Weltwirtschaft.
Die Pharmasparte ist zwar noch im Soll, aber am Horizont zieht dort auch Ungemach auf. Das Patent des Blutverdünners Xarelto läuft aus und noch ist kein Nachfolger dieses Blockbuster-Produkts in Sicht. Ascan Iredi, von der Plutos Vermögensverwaltung, drückt es so aus: "Es ist zwar kein spezifisches Bayer-Problem, aber es fehlt auch hier die starke Pipeline." Heißt: Auf Sicht wird die Pharmasparte die Probleme im Agrarbereich nicht ausgleichen können. Auch deshalb blicken die Leverkusener düster in die Zukunft und erwarten auch für 2025 keine Wende.
Vorstandschef Bill Anderson unter Druck
Zunehmend gerät deshalb auch der inzwischen gar nicht mehr so neue Chef des Unternehmens, der US-Amerikaner Bill Anderson, in den Fokus. Das Vertrauen des Kapitalmarktes scheint nach eineinhalb Jahren bereits aufgebraucht. Seine bisherige Arbeit wird kritisch beäugt. Anderson will nämlich eine komplette interne Runderneuerung. Statt der traditionell starken Führungsstrukturen, nahezu keine Hierarchien mehr.
Ingo Speich hält den Ansatz zwar grundsätzlich nicht für falsch, allerdings müsse so etwas aus einer Position der Stärke heraus geschehen und diese habe der Konzern derzeit nicht inne. Zudem sei die Reihenfolge falsch. Er kritisiert:
Der Cashflow bricht weg, die Dividende wird ausgesetzt und er ist dabei intern umzustrukturieren, mit Themen die wahrscheinlich erst in zwei oder drei Jahren - wenn überhaupt - sichtbar werden.
Ingo Speich, Deka-Investment
Eine gefährliche Strategie, gerade, wenn der Aktienkurs massiv einbricht. Ascan Iredi kann sich deshalb sogar vorstellen, "dass jemand um die Ecke kommt, der sagt, das ist ein interessanter Konzern". Dann hätte der teure Monsanto-Kauf am Ende nur dazu geführt, wirklich übernommen zu werden. Das wäre tatsächlich eine Ironie des Schicksals.
Quelle: dpa
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