US-Störfall-AKW soll Strom für Microsoft liefern

    Three Mile Island in den USA:Störfall-AKW soll Strom für Microsoft liefern

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    In Three Mile Island passierte 1979 der größte Atomunfall der US-Geschichte. Nun soll der nicht betroffene Reaktor wieder ans Netz gehen, um Strom für Microsofts KI zu liefern.

    Haupteingang des Kernkraftwerks Three Mile Island
    Haupteingang des Kernkraftwerks Three Mile Island
    Quelle: Reuters

    Das vor fünf Jahren abgeschaltete Atomkraftwerk Three Mile Island, Ort des schwerwiegendsten Atomunfalls in der Geschichte der USA, soll auf Wunsch des Microsoft-Konzerns wieder in Betrieb genommen werden und Strom für Rechenzentren liefern. Es wäre das erste Mal, dass ein stillgelegtes Atomkraftwerk in den USA wieder ans Netz geht.
    Wie der Eigentümer Constellation Energy mitteilte, wird der Reaktorblock 1 in der Anlage im US-Bundesstaat Pennsylvania wieder hochgefahren. Hintergrund ist der erhöhte Energiebedarf des Tech-Giganten bei der Fortentwicklung der Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz (KI).
    Sicherheitspersonal vor dem Kernkraftwerk am 28.03.1979
    In einem Reaktor von Three Mile Island war es 1979 zu einem Unfall mit einer teilweisen Kernschmelze gekommen (im Video zu sehen ab Minute 25:00).20.10.2023 | 44:57 min

    Partielle Kernschmelze in Reaktorblock 2

    Laut Constellation Energy soll das Kraftwerk im Jahr 2028 wieder in Betrieb gehen. Microsoft sagte demnach zu, die in Reaktorblock 1 produzierte Energie 20 Jahre lang abzunehmen. Block 1 war vom Atomunfall 1979 nicht betroffen und wurde 2019 mit der Begründung stillgelegt, dass sein Betrieb unwirtschaftlich geworden sei. Im Reaktorblock 2 des Kraftwerks war es damals infolge einer partiellen Kernschmelze zu dem schweren Atomunfall gekommen.
    Es gab keine Opfer und auch keine nachweislichen Gesundheitsfolgen für Anwohner. Rund 140.000 Menschen mussten vorübergehend ihre Häuser verlassen. Es dauerte sechs Jahre, bis der Reaktor 1 als einziger der Anlage wieder ans Netz gehen konnte.
     35 Jahre Tschernobyl - Kiew
    In Tschernobyl trat das ein, was in Three Miles Island abgewendet werden konnte. Das Unglück gilt - neben Fukushima - als die größte Atomkatastrophe der zivilen Kernkraft-Nutzung mit Tausenden Toten und Verletzten.26.04.2021 | 2:48 min

    Riesiger Energiebedarf für KI

    Microsoft ist aktuell ein Vorreiter beim Einsatz Künstlicher Intelligenz. Der Windows- und Office-Konzern verbündete sich mit dem ChatGPT-Erfinder OpenAI und integriert die Technologie hinter dem Chatbot in praktisch alle seine Produkte. KI bringt aber einen hohen Energiebedarf in Rechenzentren mit sich. Das kollidiert mit den Klimazielen der Tech-Unternehmen.
    Die Firmen versuchten bisher, auf erneuerbare Energien umzusteigen und ansonsten ihren Ausstoß des klimaschädlichen CO2 etwa durch Baumpflanzungen auszubalancieren. Microsoft kündigte Anfang 2020 an, bis zum Jahr 2030 seine CO2-Emissionen mehr als auszugleichen. Bis 2050, so versprach es Microsoft, solle auf diese Weise sogar der gesamte Kohlendioxid-Ausstoß des Unternehmens seit der Firmengründung ausgeglichen werden.
    Doch der inzwischen eingetretene KI-Boom ließ den Energiebedarf der Tech-Riesen steigen. Experten der Bank Goldman Sachs verwiesen in einer Analyse auf Schätzungen, wonach eine Anfrage bei ChatGPT sechs bis zehn Mal mehr Energie verbrauchen könne als eine klassische Google-Suche.
    Rechenzentren-Boom - Fluch oder Segen?
    Der Bedarf nach Rechenzentren wächst und auch in Deutschland wird die Rechenzentrums-Infrastruktur kontinuierlich ausgebaut. Dafür fließen Milliardensummen, doch der BUND mahnt die mangelnde Nachhaltigkeit der Servergebäude.08.08.2024 | 1:54 min

    Microsoft will berechenbare Energieproduktion

    Microsoft-Manager Bobby Hollis verwies in einem Gespräch mit dem Finanzdienst Bloomberg auch darauf, dass die Energieproduktion von Windrädern und Solaranlagen schwanken könne, während sie bei Atomkraftwerken gleich bleibe - und einen Kunden brauche, der den Strom abnehmen könne. "Wir laufen rund um die Uhr, sie laufen rund um die Uhr", sagte Hollis.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa, AFP

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