Konzerttickets: Wenn die Oasis-Karte plötzlich mehr kostet

    Geschäfte mit Konzertkarten:Wenn das Ticket plötzlich das Doppelte kostet

    von Kathrin Hollmer
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    Der Oasis-Vorverkauf hat viele Fans frustriert: Nicht nur, weil sie leer ausgingen, sondern auch wegen "dynamischer Preisgestaltung". Die Politik will das Vorgehen nun prüfen.

    Tourplakat von Oasis-Tour 2025
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    Stundenlang warteten Fans in der virtuellen Warteschlange, um Tickets für die Reunion-Tournee von Oasis zu kaufen. Im kommenden Jahr plant die Britpop-Band Konzerte in Großbritannien und Irland. Bei vielen Fans ist die Freude über die Wiedervereinigung der Band jedoch getrübt. Während der Wartezeit stiegen die Preise teilweise rapide an. Statt rund 150 Pfund pro Karte sollten manche plötzlich mehr als das Doppelte zahlen. Wer sich das nicht leisten kann oder will, hat umsonst gewartet.
    Ticketverkaufsplattformen stehen seit einiger Zeit in der Kritik, vor allem wegen der "dynamischen Preisgestaltung". Dabei erhöhen Anbieter bei großer Nachfrage die Preise, wie man das von Hotelzimmern und Flugbuchungen kennt. Unter anderem bei Konzerten von Harry Styles und Coldplay wurden die Ticketpreise so angepasst. Das Unternehmen Ticketmaster, das auch die Oasis-Tickets verkauft hat, war 2022 in den Schlagzeilen, weil es für ein Konzert von Bruce Springsteen in den USA teilweise Preise von mehr als 4.000 US-Dollar pro Ticket aufrief.
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    Oasis-Ticketverkauf: Politik prüft Maßnahmen wegen Preisentwicklung

    Beim Vorverkauf der Oasis-Tour ist nun unklar, wie transparent die Preisentwicklung war. Die britische Werbeaufsicht (Advertising Standards Authority, ASA) meldete mehr als 1.000 Bürgerbeschwerden über die intransparente Preisgestaltung. Auch die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (Competition and Markets Authority, CMA) kündigte eine Untersuchung an. Dabei soll geprüft werden, ob Kunden klar und rechtzeitig informiert waren.

    Es ist wichtig, dass Fans beim Kauf von Eintrittskarten fair behandelt werden, und deshalb haben wir diese Untersuchung eingeleitet. Es ist klar, dass viele Leute das Gefühl hatten, schlechte Erfahrungen gemacht zu haben und vom Preis ihrer Tickets an der Kasse überrascht wurden.

    Sarah Cardell, britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde

    Von den Fans erhofft sich die Behörde Informationen über mögliche Probleme, "damit wir untersuchen können, ob gegen geltendes Verbraucherschutzrecht verstoßen wurde", wird CMA-Geschäftsführerin Sarah Cardell in einer Pressemitteilung zitiert.
    Auch die Europäische Kommission prüft Schritte gegen die dynamische Preisgestaltung von Ticketmaster. In Großbritannien beschäftigt sich die Regierungsuntersuchung auch mit dem Ticket-Weiterverkaufsmarkt. Viele Künstler, darunter Ed Sheeran und Adele, lassen Tickets für ihre Konzerte nur über lizenzierte Plattformen weiterverkaufen, auf denen die Preise gedeckelt sind. Auf nicht-lizenzierten Plattformen werden Karten teilweise für ein Vielfaches des Originalpreises weiterverkauft.

    Technische Probleme und intransparente Gebühren

    Inoffizielle Händler nutzen automatisierte Computerprogramme, sogenannte Bots, um massenhaft Tickets zu kaufen. Auch das sorgte im Vorverkauf vieler Großkonzerte, auch bei Oasis, für technische Probleme. Bei vielen Vorverkäufen waren die Server überlastet. Oasis-Fans berichten auf X, dass sie fälschlicherweise als Bots identifiziert und aus der Warteschlange geworfen worden seien.

    Live Nation Entertainment und dessen Tochterfirma Ticketmaster dominieren den internationalen Musikmarkt. 2023 kamen sie auf einen Umsatz von 22,7 Milliarden US-Dollar. Mit einem Umsatz von fast 2,4 Milliarden Euro im selben Jahr ist CTS Eventim in Europa die einzige ernsthafte Konkurrenz für den US-amerikanischen Konzern.

    Für Ärger sorgen neben den ohnehin hohen Ticketpreisen zusätzlich versteckte Gebühren. Bei der aktuellen Eras-Tour von Taylor Swift gab es zwar keine dynamische Preisanpassung, dafür Aufschläge, die die Preise teilweise um fast 30 Prozent erhöht haben. Die US-Regierung wirft dem Konzertveranstalter Live Nation - Mutterkonzern von Ticketmaster - vor, für diese Praxis seine Monopolstellung auszunutzen. Im Mai wurde eine Kartellklage eingereicht.

    Schwarzmarktpreise: "Gefährden Vertrauen der Fans" in die Branche

    Die Künstler selbst distanzierten sich immer wieder von den dynamischen Preisen und Gebühren. Oasis warnte auf X vor gefälschten und ungültigen Tickets von unautorisierten Online-Wiederverkaufsstellen.

    X-Post von Oasis

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    Von deren kriminellen Praktiken seien nicht nur die Veranstalter betroffen, sondern auch die Konzertbesucher, warnt auch der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV). Dem Verband zufolge liegen die Ticketpreise bei unautorisierten Händlern durchschnittlich 250 Prozent über ihrem tatsächlichen Nennwert. Johannes Everke, Geschäftsführer BDKV, erklärte:

    Kriminelle Praktiken auf dem Ticketmarkt gefährden die gesamte Konzertbranche.

    Johannes Everke, Geschäftsführer BDKV

    Überzogene Schwarzmarktpreise träfen die Branche hart, so Everke. Man kämpfe "noch immer mit Fachkräftemangel, gestiegenen Produktionskosten und Inflation". Die Schwarzmarktpreise "verzerren den Blick auf Ticketpreise und gefährden das Vertrauen der Fans in die Künstler:innen und in uns", fürchtet Erke.
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    Mehr zu hohen Ticketpreisen