Stiftung Warentest: Seit 60 Jahren für Verbraucher am Start

    60 Jahre Stiftung Warentest:Verbrauchervertrauen "ist das Wertvollste"

    ZDF-Börsenexperte Frank Bethmann
    von Frank Bethmann
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    Sie testet Kindersitze, Adventskalender und vieles mehr: Seit 60 Jahren verlassen sich Verbraucher auf die Urteile der Stiftung Warentest. In ihren Anfängen bekam sie Gegenwind.

     Berlin: Ein Leuchtschild mit dem Logo der Stiftung Warentest ist an einem Geschäftshaus am Lützowplatz angebracht.
    Die Stiftung Warentest ist mit ihren Testergebnissen für viele Konsumentinnen und Konsumenten bei ihrer Entscheidung eine wichtige Orientierung.
    Quelle: dpa

    Eine Institution, die fast jeder kennt, die es in ihren Anfängen aber nicht leicht hatte. Und die bis heute auf dem Prüfstand steht, genauso wie ihre Produkte, die sie testet: Seit Jahrzehnten verlassen sich die Verbraucher auf die Testurteile der Stiftung Warentest.
    In den zurückliegenden 60 Jahren verzeichnete die unabhängige Einrichtung zahlreiche Erfolge. Immer wieder punktete die Verbraucherorganisation bei Geld- und Gesundheitsthemen.

    Fehlende Sicherheit bei Autokindersitzen

    Hohe Wellen schlugen beispielsweise Tests über Autokindersitze (fehlende Sicherheit) oder zu Adventskalendern (Mineralölrückstände). Ebenso erzielten Untersuchungen zur mangelnden Anlageberatung von Banken oder die schlechte Verständlichkeit von Versicherungsbedingungen große Aufmerksamkeit.
    Vor allem, darauf legt die Stiftung Warentest wert, trugen ihre Untersuchungen häufig dazu bei, dass die monierten Produkte und Dienstleistungen später besser wurden.
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    Wirtschaft wollte davon erstmal nichts wissen

    In der Anfangszeit, Mitte der 1960er Jahre, war das wichtiger denn je. Die Qualität vieler Produkte ließ zu wünschen übrig. Tests halfen, die Unterschiede zwischen den Angeboten herauszufinden und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
    Daraus entstand erst der Druck auf die Hersteller zum Beispiel von Waschmaschinen und TV-Geräten, ihre Produkte zu verbessern. Denn schlechte Noten im Test führten schnell zu empfindlichen Umsatzeinbußen. Kein Wunder, dass die Stiftung damals viel Gegenwind von der Wirtschaft bekam.
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    Versuche, die Stiftung "mundtot" zu machen

    Als 1969 bei einem Test von Ski-Bindungen der Marktführer, die Firma Marker, zweimal ein "nicht zufriedenstellend" erhält und die bemängelten Bindungen aus vielen Sortimenten fliegen, startet das Unternehmen einen juristischen Slalom.
    Zunächst mit Erfolg. 1971 urteilt das Münchener Landgericht, das Institut habe allen Schaden zu ersetzen. Werner Brinkmann, der bis 2011 Vorstand der Stiftung Warentest war, erinnert sich im Deutschlandfunk:

    In der Frühphase der Stiftung, die ich dann ja teilweise gerade noch so mitbekommen habe, gab es da schon den gezielten Versuch die Stiftung Warentest rechtlich mundtot zu machen.

    Werner Brinkmann, ehemaliger Stiftungsvorstand

    Doch 1975 urteilt der Bundesgerichtshof, die Tester hätten durchaus sachgerecht und objektiv geprüft.

    ... wurde am 4.12.1964 auf Beschluss des Deutschen Bundestages gegründet. Stifterin und Satzungsgeberin ist die Bundesrepublik Deutschland. Zum Großteil trägt sich die Stiftung Warentest nach eigenen Angaben aus dem Verkauf von Heften, Büchern und Testinhalten auf ihrer Webseite (2022: 77,4 Prozent).

    Ein weiterer Teil, 2022 waren es 9,6 Prozent, kommt aus Markenlizenzen, wenn Hersteller mit einem Testergebnis und dem Warentest-Logo werben wollen. Will eine Firma ein Jahr lang auf der Produktverpackung, in Zeitungen und im Internet damit Werbung machen, kostet das 11.300 Euro. Sollen es auch Spots im TV und Kino sein, steigt der Preis auf 26.600 Euro.

    Testaufwand ist hoch und teuer

    Dieses Urteil bedeutete so etwas wie den Durchbruch. Heute testet die Stiftung jährlich Tausende von Produkten und Dienstleistungen quer durch die Welt des Konsums.
    Der Aufwand für die wissenschaftlichen Tests ist immens. Produkttests lässt sie in unabhängigen, geheimen Prüfinstituten durchführen. Zu groß ist die Gefahr, dass Hersteller Einfluss nehmen könnten, wenn sie wüssten, wer die Untersuchungen durchführt.
    Die zu testenden Produkte kaufen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anonym im Einzelhandel. Mehr als 1,1 Millionen Euro legen die Beschäftigten dabei jedes Jahr - häufig in bar - aufs Kassenband. Das alles, um nur keine Angriffsfläche zu bieten.
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    In 60 Jahren passieren auch Fehler

    Dennoch passieren in 60 Jahren auch Fehler, gibt die amtierende Chefin der Stiftung, Julia Bönisch, zu: "Auch wir sind nicht frei davon. Aber wir haben einen besonders hohen Anspruch an uns selbst, wie wir dann mit solchen Fehlern umgehen. Wir sind immer transparent. Wir korrigieren sofort die Ergebnisse."
    So wie 2002, damals noch unter Vorgänger Brinkmann, als die Stiftung Warentest erstmals eine Zeitschrift mit Testergebnissen zurückziehen musste. Wegen Fehlern bei der Bewertung von Riester-Rentenversicherungen.

    Verbrauchervertrauen nicht enttäuschen

    Ganz generell sagt Bönisch:

    Uns ist bewusst, dass das Vertrauen, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher in uns setzen, das Wertvollste ist, was wir haben.

    Julia Bönisch, Vorständin der Stiftung Warentest

    "Deswegen legen wir viel Wert darauf, wenig Fehler zu machen und wenn sie dann passieren, sicherzustellen, dass es nicht nochmal vorkommt", sagte Bönisch weiter. Denn: "Wenn man sich anguckt, was wir vor 60 Jahren getestet haben und was wir heute testen, da gibt es schon noch Parallelen wie die Nähmaschinen, die auch bereits im ersten Test-Heft waren."

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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