Wie die Stahlindustrie die Energiewende schaffen will
Treffen der Stahlallianz:Gelingt der Stahlindustrie die Energiewende?
von Susanne Freitag-Carteron
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Vertreter der Stahlindustrie, Bundesländer und Gewerkschaften haben sich mit Wirtschaftsminister Habeck getroffen. Ihr Ziel: Stahl muss grüner und in Deutschland produziert werden.
Die energieintensive Stahlindustrie soll Schritt für Schritt klimaneutral werden – eine große Herausforderung. Die Branche verlangt deshalb mehr Geld vom Bundeswirtschaftsminister.29.01.2024 | 1:31 min
Die Stahlallianz hat ein klares Ziel formuliert: Stahl muss grün werden und trotzdem konkurrenzfähig sein. Dabei geht es nicht nur um die Stahlproduktion selbst, sondern auch um vor- und nachgelagerte Sektoren - es geht um den Standort Deutschland.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) betonte, dass mit der Transformation zu grünem Stahl in Deutschland auch grüne Leitmärkte geschaffen werden sollen:
Trotz Haushaltskrise erhält die Stahlindustrie im Saarland 2,6 Milliarden Euro Staatshilfe für den „grünen Umbau“. Am Nachmittag berät eine Stahlallianz mehrerer Bundesländer in Berlin über die Zukunft der Branche.29.01.2024 | 1:48 min
2,6 Milliarden Euro für Saarlands Stahlindustrie
Habeck reiste in den letzten Monaten durch die Stahlbezirke und verteilte fast sieben Milliarden an Subventionsgeldern für die große Wende. Am letzten Freitag war er in Saarbrücken. Wieder ein Gruppenfoto mit Scheck. 2,6 Milliarden Euro, auf die die saarländische Stahlindustrie ihre gesamte Hoffnung setzt.
Kein anderes Unternehmen hat eine so hohe Fördersumme bekommen. Die saarländische Ministerpräsidentin, der Vorstandsvorsitzende der Stahlholding Saar und Vertreter der Mitarbeiter*innen strahlten um die Wette - ein Wohlfühltermin für den Minister.
Um auf grünen Stahl umstellen und im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, braucht das Stahlland Saarland dringend Fördergelder vom Bund. Ob die nach der Haushaltssperre kommen- ungewiss.22.11.2023 | 1:51 min
Fördergelder als Rettungsanker
Zumindest vorläufig ist das eine Art Rettungsanker für das Saarland. Die beiden Stahlbetriebe Saarstahl und Dillinger schaffen hier 13.000 direkte Arbeitsplätze. Mit Zulieferern, Kunden, dem Einzelhandel et cetera sind es 20.000. Ohne Förderung hätte das praktisch den Zusammenbruch des Bundeslandes bedeutet, das durch die Unsicherheit bei der Zukunft des Autoherstellers Ford und Stellenabbau bei Michelin und ZF ohnehin dauergebeutelt ist.
Doch nur der Förderbescheid alleine reicht nicht aus. Der Vorstandsvorsitzende von Dillinger und Saarstahl, Stefan Rauber, hat schon das nächste Wettbewerbsproblem auf dem Schirm: "Das sind vor allem die Strom- und Gaspreise", sagt er.
Dillinger Hütte plant Umbau für klimafreundlichen Stahl
Im Walzwerk der Dillinger Hütte bewegen sich glühende Stahlblöcke auf einer Art Förderband vorwärts. Brammen werden sie genannt. In dieser Größe können sie derzeit nur hier hergestellt werden. Sie wiegen bis zu 60 Tonnen pro Stück und werden für die Fundamente der großen Offshore-Windparks genutzt, dienen also der Energietransformation.
Doch die Herstellung einer Tonne Stahl produziert aktuell rund zwei Tonnen CO2. Alleine die Stahl-Holding Saar produziert rund fünf Millionen Tonnen Stahl pro Jahr. Aber ab 2027 wollen sie hier schon 70 Prozent der Produktion CO2-reduziert herstellen. Dazu müssen die Produktionsanlagen komplett umgebaut werden.
Bundeswirtschaftsminister Habeck hat der saarländischen Stahlindustrie Fördergelder in Höhe von 2,6 Milliarden Euro zugesagt. Diese sollen beim Umbau auf grüne Produktion helfen. 11.12.2023 | 1:25 min
"Erst mal ist die Förderung hervorragend. Aber alles gut ist damit nichts, jetzt beginnt die Arbeit", sagt Konzernbetriebsrat Michael Fischer, "in 3,5 Jahren müssen die Anlagen fertig sein (…) Zwei Hochöfen werden abgebaut, das heißt, Arbeitsplätze fallen weg und alle Leute müssen teil-qualifiziert werden, damit wir die Kollegen einsetzen können".
Habeck warnt vor Abhängigkeit von anderen Ländern
China und andere Konkurrenten aber setzen weiterhin auf Kohle produzierten Billigstahl. Wirklich konkurrenzfähig wird man bei den Preisen nie sein können. Robert Habeck verteidigt das Hilfspaket:
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts wirkt sich auch auf die Stimmung bei der Wirtschaft aus. Es herrscht Unsicherheit, etwa bei der Stahlindustrie. Es gibt viele Fragezeichen.22.11.2023 | 2:48 min
Der Ökonom Prof. Jens Südekum verweist außerdem auf die Gefahr eines generellen Niedergangs der Industrie. "Stahl ist ein wichtiges Vorprodukt für viele Industriezweige, zum Beispiel auch für die Automobilindustrie. Wenn jetzt die Stahlindustrie Schaden nimmt und sich an andere Standorte verlagert, dann kann das auch Ausstrahlungseffekte haben und dazu führen, dass auch andere Industrien ihre Standorte in Deutschland schließen."
In den nächsten Monaten sollen Strategien und Details erarbeitet werden. Im Herbst wird es in Nordrhein-Westfalen einen großen, nationalen Stahlgipfel geben.
Die deutsche Stahlbranche befindet sich in einer Krise. Der Absatz ist eingebrochen. Auch die Transformation hin zu grünem Stahl steht auf der Kippe. Grund: zu hohe Strompreise.