Stahlgipfel:Milliardenallianz für Stahl in Deutschland
von Frank Bethmann
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Die deutsche Stahlbranche befindet sich in einer Krise. Der Absatz ist eingebrochen. Auch die Transformation hin zu grünem Stahl steht auf der Kippe. Grund: zu hohe Strompreise.
Strom wird Kohle als zentrale Energiequelle zur Herstellung von Stahl ablösen. Strom aber ist teuer in Deutschland und gilt daher als gravierender Standortnachteil. Mit Konzernen wie Thyssenkrupp Steel Europe, ArcelorMittal, Salzgitter, Saarstahl oder Georgsmarienhütte ist Deutschland der größte Stahlstandort Europas. Gleichzeitig steht Stahl für sieben Prozent der gesamten Emissionen hierzulande.
Die Bundesländer beraten heute mit bedeutenden Stahlunternehmen und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in Berlin über den weiteren Weg zum klimafreundlichen Umbau des Industriezweigs.
Warum ist der Stahl so wichtig?
Auf dem Umbau der Stahlbranche liegt ein besonderer Fokus. Stahl steht am Anfang vieler industrieller Wertschöpfungsketten. Das gilt für die Autoindustrie genauso wie für die Bauwirtschaft oder den Maschinenbau.
Der stahlintensiven Produktion in Deutschland werden vier Millionen Arbeitsplätze und zwei Drittel der Exporte zugerechnet. Außerdem sei Stahl wichtig für sämtliche Energiewende-Technologien. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl verweist hier u.a. auf Windkraftanlagen oder Strommasten und Wasserstoffpipelines.
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Wie viel Fördermilliarden hat die Branche bereits erhalten?
Bund und Länder haben die stahlerzeugende Industrie in Deutschland bisher mit insgesamt fast sieben Milliarden Euro unterstützt. Doch damit wird die Förderung nicht enden. Neben dem Umbau will der Bund den laufenden Betrieb der Anlagen bezuschussen, um Hersteller wettbewerbsfähig zu halten.
Worum geht es dabei genau?
Im Zentrum stehen die geplanten Klimaschutzverträge für die Industrie. Sie sollen die Mehrkosten im Betrieb ausgleichen, die den Unternehmen durch eine klimafreundlichere Produktion entstehen. Um Emissionen einzusparen, wird in der Stahlbranche vor allem Wasserstoff eine wichtige Rolle spielen.
Nicht mehr in Hochöfen, sondern in sogenannten Direktreduktionsanlagen wird der Stahl der Zukunft produziert. Der Prozess der Direktreduktion kommt zwar ohne CO2-intensive Kohle aus, verbraucht aber viel Strom. Strom, der für den Wasserstoff benötigt wird. Damit die Anlagen künftig mit grünem Wasserstoff betrieben werden können, muss der Strom aus erneuerbaren Quellen kommen. Ein ambitioniertes Vorhaben.
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Ein Beispiel: Will Thyssenkrupp sein Stahlwerk in Duisburg klimaneutral betreiben, benötigt man nach Unternehmensangaben 45 Terawattstunden. Das ist der 4,5-fache Strombedarf der Stadt Hamburg. Grüner Strom ist derzeit, rechnet man das hoch auf sämtliche Stahlwerke in Deutschland, weder in diesen Mengen, noch zu wettbewerbsfähigen Preisen herzustellen.
Die Klimaschutzverträge sollen den Stahlunternehmen Planungssicherheit geben, denn derzeit ist schwer prognostizierbar wie sich die Energiepreise und die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen entwickeln.
Was passiert auf dem Stahlgipfel?
Die Klimaschutzverträge müssen unter Dach und Fach gebracht werden. Wirtschaftsminister Habeck arbeitet seit Amtsantritt an diesem Instrument. Koalition und EU-Kommission ringen seit Monaten um diese Förderrichtlinie. Nach Information des Handelsblatt sollen sich nun aber alle Parteien geeinigt haben.
Bis 2041 sollen demnach dafür staatliche Mittel in Höhe von bis zu 23 Milliarden Euro hinterlegt werden. Noch fehlt zwar die abschließende Freigabe durch die EU-Kommission, sie soll aber nur noch Formsache sein.
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Lohnen sich die vielen teuren Fördermaßnahmen? Warum macht man es?
Ginge es der Bundesregierung allein darum, die Klimaziele zu erreichen, wäre es vermutlich billiger den Stahl zu importieren. Die Rahmenbedingungen für grünen Stahl sind beispielsweise in Nordafrika, wo neue Fertigungsanlagen entstehen, besser. Dort gibt es mehr Sonnenstunden und viel mehr Flächen für Windkraftanlagen.
Doch die Politik hat anders entschieden. Sie will die Stahlindustrie im Land halten und bei der Transformation unterstützen. Miguel Lòpez, der Vorstandschef von Thyssenkrupp sagt:
Stahl, Automobilfabriken und andere Branchen bilden ein Cluster.
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Miguel Lòpez, Vorstandschef von Thyssenkrupp
"Wer das eine verliert, würde auf Dauer auch große Schwierigkeiten haben, das andere zu sichern", so Lòpez weiter gegenüber der Tageszeitung "Die Welt".
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