Firma Wolfspeed zieht zurück: Keine Chipfabrik im Saarland?
Bauprojekt im Saarland:Die nächste Chipfabrik vorerst auf Eis
von Claudia Oberst
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Nach dem Rückzug von Intel aus Magdeburg kommt die nächste Hiobsbotschaft in Sachen Chip-Produktion. Der US-Konzern Wolfspeed wird seine Fabrik im Saarland erstmal nicht bauen.
US-Investor Wolfspeed verschiebt seinen Plan für ein Chipwerk im Saarland auf unbestimmte Zeit. 23.10.2024 | 1:40 min
Die Gerüchteküche brodelt schon seit Monaten. Kommt sie oder kommt sie nicht, die Chip-Fabrik des US-Unternehmens Wolfspeed? Auf dem Gelände des ehemaligen Kohlekraftwerks in Ensdorf bei Saarlouis soll die Halbleiter-Fabrik entstehen und dazu beitragen, Deutschland wettbewerbsfähig zu machen in dieser Zukunftstechnologie.
Am Dienstag berichteten Medien, dass Wolfspeed und sein Partner, der Automobil-Zulieferer ZF, das Projekt auf Eis legen wollten. ZF wies die Verantwortung in einer Pressemitteilung zurück:
"ZF widerspricht der Darstellung in den Medien, wonach ZF maßgeblich für eine Verzögerung der Pläne des Unternehmens Wolfspeed sein soll, eine Chipfabrik in Ensdorf zu bauen. Die Verantwortung für das Projekt hat Wolfspeed."
Ministerpräsidentin Rehlinger: Projekt ist nicht ad acta gelegt
Am Mittwochmittag tritt die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) vor die Kameras und verkündet: "Das Unternehmen hat uns gegenüber klargestellt, dass sie zum Standort in Ensdorf weiterhin stehen."
Das Projekt sei damit nicht ad acta gelegt, betont Rehlinger.
In Ensdorf im Saarland wurde erst im Sommer ein Kohlekraftwerk gesprengt.30.06.2024 | 0:19 min
Wolfspeed leidet auch unter schwächelndem E-Auto-Markt
Wolfspeed hat zwei große Probleme: Zum einen entwickelt sich der Markt für E-Autos in Europa nicht wie geplant, die Nachfrage hinkt. Hinzu kommen hausgemachte Probleme der Amerikaner und finanzielle Schwierigkeiten.
Wolfspeed hatte ursprünglich angekündigt, 2,7 Milliarden Euro in die Chip-Fabrik in Ensdorf investieren zu wollen. 170 Millionen Euro sollten von ZF kommen, dazu Fördermittel. Rund 600 Arbeitsplätze sollten entstehen. Im Februar 2023 waren Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) persönlich nach Ensdorf gekommen und hatten mit Wolfspeed-Chef Gregg Lowe das Projekt vorgestellt.
Die saarländische Stahlindustrie hat einen zwei Milliarden teuren Vertrag unterzeichnet, um die Produktion auf grünen Stahl umzustellen. Die Branche setzt alles auf eine Karte.11.10.2024 | 53:39 min
Nächster Rückschlag für Wirtschaftsstandort Deutschland
Der Kanzler sprach damals davon, dass man in Deutschland "in technologischer, digitaler und logistischer Hinsicht resilienter" werden müsse und deswegen Abhängigkeiten und Verwundbarkeiten systematisch verringern wolle.
Wirtschaftsminister Habeck pries die Chip-Fabrik als Beispiel für die Bereitschaft von Unternehmen, in den Standort Deutschland zu investieren. Dass nun Wolfspeed seine Pläne auf Eis legt, nachdem auch der US-Konzern Intel in Magdeburg vorerst seine Chip-Fabrik nicht baut, ist ein Rückschlag für den Standort Deutschland und für die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung.
Ministerpräsidentin Rehlinger: "Der Bund muss mehr liefern"
Die saarländische Regierungschefin Rehlinger kritisiert die Bundesregierung, die zu lange verpasst habe, die Wirtschaft anzukurbeln und den Industrie-Standort Deutschland wettbewerbsfähig zu machen. Auf dem Industriegipfel, den Kanzler Scholz am Montag organisiert, müsse ein Wirtschaftspaket geschnürt werden, das "nicht groß genug" sein könne, so die Ministerpräsidentin.
"Der Bund muss an dieser Stelle mehr liefern als das, was bislang geliefert worden ist. Und damit meine ich nicht neue, mit Worten vollgeschriebene Seiten von Papier, sondern wir brauchen ein schnell wirksames Maßnahmenpaket zur Stabilisierung und Stützung der Industrie hier bei uns in Deutschland", sagt Rehlinger. Es brauche niedrigere Energiepreise und Kaufanreize für Elektromobilität, erklärte Rehlinger.
Verunsicherung beim größten Arbeitgeber im Saarland: Autozulieferer ZF plant, tausende Stellen zu streichen. Darum ging es auch bei der Betriebsversammlung im Werk Saarbrücken.08.08.2024 | 1:25 min
Saarland kämpft mit der Transformation
Wolfspeed ist nicht das einzige wirtschaftliche Sorgenkind im Saarland. Der Autobauer Ford macht sein Werk in Saarlouis nächstes Jahr dicht, der Reifenhersteller Michelin baut in Homburg Jobs ab und der chinesische Batterienhersteller S-Volt hat noch keine endgültige Zusage für ein geplantes Werk in Überherrn gegeben.
Dazu kommt die Mitteilung von ZF vor wenigen Tagen, in seinem Werk in Saarbrücken bis Ende nächsten Jahres 1.800 Stellen abzubauen. Bis Ende 2028 könnten sogar bis zu 4.500 Jobs wegfallen.
"Wir werden kämpfen müssen", sagt Ministerpräsidentin Rehlinger. Dieser Satz dürfte nicht nur für das Saarland, sondern für ganz Deutschland gelten. Die Transformation der Wirtschaft wird Staat und Bürgern noch einiges abverlangen.