Industriekonferenz 2024: Industriestrompreis jetzt senken?

    Deutsche Industrie kriselt:Industriestrompreis senken als Lösung?

    von Stephanie Barrett und Sina Mainitz
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    Von einem "Berg an Problemen" sprach BDI-Chef Russwurm auf der Industriekonferenz in Berlin. Ganz oben auf der Agenda: Die hohen Stromkosten. An die will auch Robert Habeck ran.

    "Industriekonferenz 2024"
    Wirtschaftsminister Habeck rührt auf der Industriekonferenz die Werbetrommel für den massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien. Das kommt nicht überall gut an.
    Quelle: dpa

    Schon seit langem zählt die deutliche Senkung der Strompreise zu den dringendsten Forderungen der Wirtschaft - denn aktuell belegt Deutschland bei Industriestrompreisen Platz 5 in der Welt. Vor allem für energieintensive Branchen, wie Stahl-, Auto- und Chemiebranche ein zunehmend existenzielles Problem.

    Robert Habeck: Niedrigerer Industrietrompreis über Subventionen?

    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck - seit drei Jahren im Amt - will nun die Energie günstiger machen. Sein Vorschlag: Kurzfristig die Netzentgelte mit 5,5 Milliarden Euro subventionieren, um Wirtschaft und private Stromverbraucher zu entlasten. Sein Plan: einen Teil der frei gewordenen Milliarden nutzen, die ursprünglich für das Intel-Werk in Magdeburg vorgesehen waren. Also mit Subventionen den Strompreis senken. In der Ampel war er mit dieser Idee noch gescheitert.
    Robert Habeck (M, Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz
    Habeck drängte wegen der schwächelnden Wirtschaft auf Entlastungen bei den Stromkosten. 26.11.2024 | 1:53 min
    Nach deren Scheitern hofft er auf Zustimmung der Union, die einem Nachtragshaushalt zustimmen soll. Ob das gelingt, allerdings sehr fraglich. Noch in diesem Jahr müsse es die verbindliche Zusage geben, damit die Netzbetreiber die Entlastung gleich zu Beginn des kommenden Jahres umsetzen könnten, so Habeck. Doch wie sinnvoll ist die Idee und löst sie das Problem zu teurer Energie? ZDFheute sprach darüber mit Chefvolkswirten.

    Lösung muss Engergiepreise langfristig senken

    Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank, begrüßt, dass die Politik die Energiepreise als Problem am Standort Deutschland thematisiert. "Subventionen mögen hier kurzfristig Erleichterung bringen, aber sie sind keine Dauerlösung", so Kater. Das Ziel müsse weiterhin "ein größeres Energieangebot zu geringeren Herstellungskosten" bleiben. "Das hat heute mehr zu tun mit einem zügigen Ausbau der Verteilungs-, Speicher- und Reservekapazitäten als mit den installierten regenerativen Erzeugungsanlagen."

    Kostenverteilung beim Netzausbau
    :Strompreise fallen in vielen Regionen

    Für rund zehn Millionen Haushalte werden die Stromkosten im kommenden Jahr sinken. Andere müssen sich auf Erhöhungen einstellen. Grund: die Lastenverteilung beim Netzausbau.
    Die Sonne geht hinter einer Hochspannungsleitung an der Ems auf aufgenommen am 05.11.2022
    mit Video
    "Die Ideen von Habeck gehen in die richtige Richtung und würden kurzfristige Erleichterung bringen", erklärt ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. "Allerdings nur, wenn Preissubventionen oder Preisdeckel langfristig, also 5-10 Jahre, angelegt sind. Unternehmen benötigen dringend Planungssicherheit."
    Das würde laut Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, zwar einem Teil der Unternehmen helfen. "Aber letztlich wird dadurch der Mangel an Energie nur umverteilt."

    Wir brauchen günstigeren Strom für alle, und das geht nur über mehr Stromproduktion und nicht über das Abschalten von Kern- und Kohlekraftwerken.

    Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank

    Erneuerbare Energien keine Ultimativlösung

    Auch Habecks Mantra, nur der massive Ausbau der Erneuerbaren Energien könne alle Probleme rund um den hohen Strompreis lösen, sieht Jörg Krämer kritisch: "Das wird nicht funktionieren. Es braucht auch eine stabile Grundlast, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht."
    Zu sehen ist die Außenansicht des Gebäudes in Baku, in der die COP 29 stattfindet.
    Der Klimawandel wird eine zunehmende Gefahr für den Menschen. Das zeigen Ereignisse weltweit, zuletzt in Spanien. In Aserbaidschan wird nun über Gelder zur Bekämpfung beraten.10.11.2024 | 0:52 min
    Die Erneuerbaren Energien machen nämlich nur dann Sinn, wenn die Infrastruktur zur Verteilung und Speicherung schneller ausgebaut wird. Darin liegt mittlerweile das größere Probleme als in der Installation neuer Anlagen. Grüner Strom braucht derzeit als Partner immer zwingend regelbaren konventionellen Strom aus Gas, Kohle oder Atomkraft, um Dunkelflauten abzudecken - und zwar unabhängig von der Zahl der Solarpaneele und Windräder. Die doppelten Fixkosten für grüne und traditionelle Energieanlagen sind der Hauptgrund für die hohen Strompreise in Deutschland. Diese Erkenntnis dürfte auch dem Bundeswirtschaftsminister nicht neu sein.

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    Quelle: ZDF

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