Neue Chance für Aussortiertes: Zurück in den Kreislauf
Neue Chance für Aussortiertes:Zurück in den Kreislauf
von Frank Zintner
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Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Rohstoffe und Nahrungsmittel werden immer teurer. Ihre Erzeugung und Verarbeitung geht oft mit Umweltschäden einher. Aber es geht anders.
Bei der Produktion von Lebensmitteln geht weltweit ein Drittel verloren. Diese Abfälle bieten Potenzial für neue Ideen.25.07.2024 | 29:45 min
Michael Beitl steht an einer Werkbank mitten in einem Hochregallager in Herzogenburg, gut eine Stunde von Wien entfernt. Gabelstapler mit riesigen Säcken voller Obstkerne fahren vorbei. Der 30-Jährige hat zusammen mit drei Freunden vor fünf Jahren das Start-up "Kern Tec" gegründet. Das Team knackt Marillenkerne. Beitl und sein Team haben eine Maschine entwickelt, die die perfekte "Kernspaltung" beherrscht. Damit kommt er an den wertvollen Inhalt im Kern: den Samen.
Ein Schatz, der bisher auf dem Müll landete
Der besteht zu 48 Prozent aus ungesättigten Fettsäuren, 25 Prozent Proteinen, 15 Prozent Kohlenhydrate und Ballaststoffen - ein sehr gesunder Nährstoffmix. Weltweit werden jedes Jahr eine Millionen Tonnen Obstkerne weggeschmissen oder verbrannt. Das junge Start-up hat dieser Verschwendung den Kampf angesagt.
Etwa ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel gehen entlang der Produktionskette zwischen Erzeugung und Verbraucher verloren. Etwa 14 Prozent verschwinden zwischen Ernte und Einzelhandel, weitere 17 Prozent kommen auf der Ebene Einzelhandel und Verbraucher abhanden. Quelle: FAO
Sie haben einen Weg gefunden, aus den Samen neue Lebensmittel herzustellen: Alternativen zu Produkten auf Milchbasis - Drinks, Pasten, Öl, Käse. Der Vorteil: Der Rohstoff, der Marillen-Kern, ist bereits vorhanden und muss nicht extra angebaut werden. In der Folge können Landflächen geschont und Wasser gespart werden, wodurch die CO2-Bilanz äußerst positiv ist.
Jeden Tag 35 Tonnen kostbarer Rohstoff umsonst
Brauereichef Aurèle Meyer im Schweizerischen Appenzell fallen täglich 35 Tonnen Abfall quasi vor die Füße - eine feuchte, faserige Masse namens Treber. Ausgangstoff beim Brauen von Bier ist Getreide. Durch den Brauvorgang werden dem zwar fast alle Kohlenhydrate entzogen, aber die Proteine bleiben zu einem großen Teil erhalten - die Ballaststoffe sogar komplett.
Wäre Lebensmittelverschwendung ein Land, dann das mit dem drittgrößten CO2-Ausstoß – nach China und den USA. Dabei können aus dem vermeintlichen Abfall hochwertige Produkte werden.26.09.2023 | 29:49 min
Umdenken und Genießen
Die Brauerei hat ein eigenes Startup gegründet und experimentiert und entdeckt, dass sich der Biertreber hervorragend als Mehlalternative anbietet. Das junge Unternehmen stellt inzwischen Chips, Kuchen, Müsli und Geschnetzeltes auf Treberbasis her. Aber der absolute Renner sind die Tiefkühlpizzen.
Du musst merken, dass schonender Umgang mit Ressourcen nicht mit Verzicht oder eben Genusseinbuße einhergeht, sondern im Gegenteil: dass es eben Spaß machen kann, dass es fein ist, dass es lecker ist.
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Aurèle Meyer, Geschäftsführer der Brauerei
Bis 2025 will Meyer alle Abfälle der Brauerei recyclen.
Recycling bezeichnet den Prozess, Produkte und Materialien wieder in den Materialkreislauf zurückzubringen. Eine Variante davon ist das Downcycling. Dabei wird aus einem höherwertigen Produkt ein niederwertigeres. Beispiel: Werden aus alten T-Shirts Putzlappen, ist das klassisches Downcycling. Variante Zwei: Upcycling. Das Produkt oder Material bekommt einen höheren Wert, zum Beispiel wenn aus alten LKW-Planen neue Taschen werden.
Thinking outside the box
Auch wenn der Ansatz der beiden Projekte verschieden ist, dahinter steht der gleiche Gedanke: Wir werfen zu viele kostbare Rohstoffe einfach weg, ohne deren Wert zu ermessen. "Abfall ist ein Rohstoff am falschen Platz. Das heißt, wenn man einen Abfall findet, sucht man eine neue Anwendung. Und dann hat man einen Rohstoff gemacht.", so bringt Beitl von "Kern Tec" das Konzept auf den Punkt.
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