Der Strukturwandel betrifft unter anderem die Automobilindustrie. Das Qualifizierungsgeld soll Weiterbildungen ermöglichen.
Quelle: dpa
Die deutsche Wirtschaft erlebt nach Einschätzung des Bundesarbeitsministeriums einen Strukturwandel. Treiber seien unter anderem die
Digitalisierung und die angestrebte
Klimaneutralität. Mit dem Qualifizierungsgeld soll es Beschäftigten ermöglicht werden, sich weiterzubilden und damit ihre Stelle behalten zu können. Sie ist Teil einer Anpassung des Aus- und Weiterbildungsgesetzes, die am 1. April in Kraft trat.
Warum gibt es die Weiterbildungs-Förderung?
Durch den beschleunigten Strukturwandel ändern sich in einigen Branchen die Aufgabengebiete - manche fallen weg, an anderen Stellen entstehen neue. "Beispielsweise, wenn ein Unternehmen von einer handwerklichen Produktion auf eine computergestützte Produktion wechselt", erklärt Irmgard Pirkl von der Bundesarbeitsagentur. "Dann brauchen die Angestellten Weiterbildungen, sonst können sie nicht weiter bei dem Unternehmen arbeiten."
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Wie viel Qualifizierungsgeld bekommen Arbeitnehmer?
Das Qualifizierungsgeld ist ein Lohnersatz. Das bedeutet, dass Arbeitnehmer für die Zeit, in der sie an der
Weiterbildung teilnehmen, Geld von der Arbeitsagentur anstelle ihres Gehalts bekommen. "Das Unternehmen zahlt die Fortbildung und investiert damit in die Arbeitskräfte", sagt Pirkl. Demnach müssen die Beschäftigten der Weiterbildung aber zustimmen.
Das Qualifizierungsgeld wird in der Höhe von 60 Prozent des Nettogehalts ausgezahlt. Für Angestellte mit Kindern erhöht sich der Satz auf 67 Prozent. Demnach handelt es sich um dieselbe Berechnung wie beim Kurzarbeitergeld. "Arbeitgeber können den Betrag natürlich aufstocken, wenn sie mögen", ergänzt Pirkl.
An welche Branchen richtet sich das Qualifizierungsgeld?
"Fast alle Branchen und Betriebe sind in den Auswirkungen - wenn auch sehr unterschiedlich - betroffen", sagt eine Sprecherin des Arbeitsministeriums. "Insofern ist keine Beschränkung des Qualifizierungsgeldes auf ein Anwendungsfeld vorgesehen." Neben der Automobil- und ihrer Zulieferindustrie seien beispielsweise auch
energieintensive Bereiche wie die Herstellung von Glas und Keramik, die Verarbeitung von Steinen und Erden, die Herstellung von chemischen Erzeugnissen oder die Metallerzeugung und -bearbeitung zu nennen.
"Aber nicht nur die Industrie ist betroffen", betont die Sprecherin. Auch beispielsweise im Verlagswesen, im Bankenwesen, bei Versicherungen und im Einzelhandel gebe es aufgrund der Digitalisierung einen erheblichen Strukturwandel.
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Welche Weiterbildungen sind möglich?
Eine Grundvoraussetzung soll sein, dass die berufliche Weiterbildung mehr als 120 Stunden umfasst. Laut Arbeitsagentur kann sie berufsbegleitend, in Vollzeit oder in Teilzeit absolviert werden. Der Bildungsträger, der die Weiterbildung anbiete, müsse für die Förderung zertifiziert sein.
Darüber hinaus bestehe der Anspruch, dass die Lerninhalte "über eine ausschließlich arbeitsplatzbezogene, kurzfristige Anpassungsfortbildung hinausgehen", schreibt die Agentur. Beispielsweise könne eine Schulung für eine betriebsspezifische Software nicht gefördert werden.
Was sagen die Arbeitgeber?
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände sieht die Einführung des Qualifizierungsgeldes kritisch: "Es verkompliziert ein ohnehin bereits komplexes System weiter und schließt Unternehmen aus, die über keine einschlägige Betriebsvereinbarung oder einschlägigen
Tarifvertrag verfügen." Die Nutzung werde auch dadurch eingeschränkt, dass der Verbleib im Betrieb garantiert sein muss.
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