Oxfam-Studie: Reiche werden immer reicher, mehr Hungernde

    Reichtum ungleich verteilt:Oxfam: 204 neue Milliardäre im Jahr 2024

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    Das Vermögen der Superreichen wächst laut einer Studie immer schneller. Oxfam warnt: Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich gefährde das Vertrauen der Bürger in die Demokratie.

    Luxusjachten liegen im Hafen von Monaco, mit der Stadt im Hintergrund.
    Im Durchschnitt sind laut Oxfam vier Milliardäre pro Woche hinzugekommen.
    Quelle: dpa

    Die Reichen der Welt sind die großen Gewinner der Krisenjahre. Das geht aus einem Oxfam-Bericht hervor, den die Entwicklungsorganisation vor dem Start des Weltwirtschaftsforums in Davos veröffentlicht.

    Der Vermögenszuwachs der Superreichen ist grenzenlos, während es bei der Bekämpfung der Armut kaum Fortschritte gibt.

    Serap Altinisik, geschäftsführende Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland

    Der Studie zufolge gibt es weltweit inzwischen 2.769 Milliardärinnen und Milliardäre - allein im vergangenen Jahr kamen 204 neu dazu. Gleichzeitig stagniere die Zahl der Menschen, die unter der erweiterten Armutsgrenze der Weltbank lebten und die Zahl der von Hunger betroffenen Menschen steige.
    Ein Junge und ein Mädchen stehen an einer Essensausgabe und erhalten Nahrungsmittelhilfe
    Laut dem UN-Kinderhilfswerk Unicef lebt etwa jedes sechste Kind weltweit in einem Konfliktgebiet. 2024 erreicht die Zahl der Konflikte ein Rekordniveau seit dem Zweiten Weltkrieg.28.12.2024 | 0:30 min

    130 Milliardäre in Deutschland

    Im vergangenen Jahr sei das Vermögen von Superreichen dreimal so schnell gewachsen wie 2023. Es sei von 13 auf 15 Billionen US-Dollar angestiegen. Das Vermögen einer Milliardärin oder eines Milliardärs vergrößerte sich demnach pro Tag im Schnitt um zwei Millionen US-Dollar.
    Die Zahl der Milliardärinnen und Milliardäre in Deutschland stieg laut dem Bericht im vergangenen Jahr um neun auf 130. Ihr Gesamtvermögen liege inzwischen bei 625,4 Milliarden US-Dollar.

    Auch in Deutschland wächst der Superreichtum unaufhaltsam.

    Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland

    ZDF Logo
    Jochen Breyer recherchiert in der Welt der deutschen Superreichen.12.12.2023 | 43:28 min

    Ungleichheit durch ungerechte Steuerpolitik

    Oxfam hat nach eigenen Angaben errechnet, dass 36 Prozent des Gesamtvermögens von Milliardärinnen und Milliardären aus Erbschaften stammt. In Deutschland seien es sogar 71 Prozent.
    Wachsenden Einfluss hätten die Superreichen auch auf die Steuergesetzgebung, heißt es. Beispielsweise bei der Senkung von Unternehmenssteuern, einer unzureichenden Besteuerung von Kapitalerträgen, Ausnahmeregelungen bei Erbschaftssteuern und der Abschaffung von Vermögenssteuern.

    Superreiche zahlen hierzulande oft weniger Steuern und Abgaben als Mittelschichtsfamilien.

    Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland

    Die neue Bundesregierung müsse deshalb eine Besteuerung großer Vermögen beschließen, fordert Oxfam. Unter anderem SPD und Grüne schlagen dies in ihren Programmen für die Bundestagswahl im Februar vor.
    Junger Mann schaut in die Kamera, Geld fliegt umher.
    Die Schere zwischen Arm und Reich geht in Deutschland weiter auseinander, zehn Prozent besitzen mehr als zwei Drittel aller Vermögen. Verpflichtet Reichtum, Gutes für das Gemeinwohl zu tun?21.01.2025 | 28:45 min

    Warnung vor Elon Musks politischer Macht

    Sorgen macht Oxfam auch, dass sich die Wirtschaftsmacht der Milliardäre deutlich sichtbar auch in politischer Macht niederschlägt. Die geschäftsführende Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland, Serap Altinisik warnt: "Der Abgrund der Ungleichheit reißt immer weiter auf, auch mit Folgen für unsere Demokratie."

    Reichtum geht Hand in Hand mit politischer Macht.

    Serap Altinisik, geschäftsführende Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland

    "Das sehen wir heute bei der Amtseinführung des US-Präsidenten Donald Trump: ein milliardenschwerer Präsident unterstützt vom reichsten Mann der Welt, Elon Musk", betont Altinisik.
    Die Hilfsorganisation unterstreicht, dass Superreichtum und soziale Ungleichheit auf die Geschichte des Kolonialismus zurückzuführen seien: "Die wirtschaftlich starken Länder im Globalen Norden bestimmen weiterhin die Regeln, von denen Superreiche und ihre Konzerne profitieren."

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa, Reuters, kna
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