Olivenöl in der Klimakrise: Innovationen gegen Ernteausfälle

Olivenöl in der Klimakrise:Mit Kaolin und Kompost gegen Ernteausfälle

von Marika Liebsch
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Der Klimawandel bringt Europas Olivenölproduktion in Bedrängnis. Mit innovativen Anbaumethoden auch aus Deutschland wollen Bauern die Ernten sichern und den Preisanstieg bremsen.

Schwarze und grüne Oliven, Kartoffeln und Rosmarin auf einem Teller. Daneben ein Schälchen mit Salz und eines mit Öl.
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Die Olivenölproduktion in Europa steht vor der größten Herausforderung ihrer Geschichte. Klimawandel bedingte Dürreperioden, Starkregen und Schädlingsbefall haben in den vergangenen Jahren in den Hauptanbaugebieten rund ums Mittelmeer massive Ernteausfälle verursacht. Zum Beispiel in Spanien: Vor drei Jahren sank die Olivenernte dort auf etwa 680.000 Tonnen, was einem Rückgang von mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht - die schlechteste Ernte seit 45 Jahren.
In Italien und Griechenland sieht die Lage ähnlich dramatisch aus. Die Folgen: Seit 2020 haben sich die Preise in Deutschland mehr als verdoppelt, allein im letzten Jahr stiegen sie um 28 Prozent. Wie kann es gelingen unter diesen schwierigen Bedingungen den Olivenanbau langfristig zu sichern?
Yanniek, die Leiterin der Regeneration Academy, steht mit Gemüse in den Händen in ihrem Gemüsegarten und lächelt.
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Ziel: Olivenbäume widerstandfähiger machen

Conrad Bölicke, Gründer der Genossenschaft Artefakt in Niedersachsen, arbeitet seit über 25 Jahren eng mit kleinbäuerlichen Betrieben in Südeuropa zusammen. Sein Ziel ist es, die Olivenbäume widerstandsfähiger gegen die Klimaveränderungen zu machen.
Auf seinem Hof bei Bremen experimentiert er mit Pflanzenkohle und Regenwurm-Kompost, um die Bodenqualität für den Olivenanbau zu verbessern und Wasser effizienter zu speichern. Neue Anbaumethoden, in Deutschland entwickelt, die mittelfristig den Landwirtinnen und Landwirten im Süden Europas helfen sollen. "Es ist schon ein bisschen ein Geduldsspiel und es gehört schon eine gewisse Form an Enthusiasmus und Überzeugung dazu", meint Bölicke. Er will nichts weniger, als den Olivenanbau in Europa revolutionieren.

Kaolin als Schutzmantel für Olivenbäume

In Italien kooperiert er mit der Familie Librandi, die 28.000 Olivenbäume und eine eigene Ölmühle gemeinschaftlich bewirtschaftet. Die Librandis nutzen das Wissen von Conrad Bölicke und haben zusätzlich nachhaltige Anbaumethoden wie KI-gesteuerte Bewässerung entwickelt.
Und noch eine Besonderheit verwenden die Librandis: Kaolin - eine Art Steinmehl. "Mit dem besprühen wir die Olivenbäume, um sie vor Hitze zu schützen und ihnen insgesamt einen Schutzmantel zu geben", erklärt Olivenbauer Mikele Librandi.

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Olivenöl in einer Karaffe steht in der Mitte. Daneben steht ein Einmachglas mit Oliven und weitere Glasgefäße.

Mischkulturen für gutes Mikroklima

Zwischen den Olivenbäumen der fünf Librandi-Geschwister werden Pflanzen wie Kräuter und Sträucher gepflanzt, um die Böden zu schützen und Schädlinge fernzuhalten. Diese Mischkulturen schaffen ein Mikroklima, das die Olivenproduktion stabilisiert. Die Maßnahmen wirken und der Familienbetrieb erzielt weiterhin gute Ernteergebnisse.

Es sind die kleinen Sachen, die in der Klimakrise den Unterschied machen.

Conrad Bölicke, Gründer der Genossenschaft Artefakt

Ernten werden insgesamt zurückgehen

Es gibt bessere und schlechtere Jahre - so war es schon immer bei der Olivenernte. Und gerade sieht es gut aus. Im vergangenen Herbst konnten in Südeuropa vergleichsweise viele Oliven geerntet werden, 31 Prozent mehr als im Vorjahr.
Aber für Conrad Bölicke ist der langfristige Trend klar: Auch wenn die Anbaumethoden den klimatischen Bedingungen des Klimawandels angepasst werden, werden die Ernten insgesamt weiter zurückgehen. "Deshalb hat man vielleicht auch nur eine Ausbeute von neun Litern pro 100 Kilogramm Oliven, wo man früher 13 oder 15 Liter hatte."
Verbraucher in Deutschland sollten sich darauf einstellen, dass gutes Olivenöl auch in Zukunft teuer bleibt - vergleichbar mit einem guten Glas Wein.

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Quelle: dpa

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