Einkaufszentren, Hotels und Büroimmobilien verlieren an Wert. Unter Druck geraten dadurch auch die offenen Immobilienfonds. Anlegerinnen und Anleger geraten zunehmend in Sorge.
Offene Immobilienfonds galten lange Zeit als sichere Geldanlage. Inzwischen sehen das Experten kritisch. (Symbolbild)
Quelle: dpa
Die Krise am Immobilienmarkt hält an. Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia stellt sich auf weitere Insolvenzen in der Branche ein. "Es wird noch bitter werden", sagt Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender des Dax-Konzerns.
Ähnliche Töne hört man vom Anleiheinvestment-Spezialisten Pimco, der mit seiner Immobiliensparte zu den führenden Immobiliengrößen weltweit zählt:
Der anhaltende Gegenwind für Gewerbeimmobilien wird dafür sorgen, dass wir eine wesentlich langsamere Markterholung erleben als im Nachgang der globalen Finanzkrise.
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Immobilienausblick von Pimco
Offene Immobilienfonds: Verbraucherschützer raten ab
Solche kritischen Einschätzungen sollten vor allem Anleger aufhorchen lassen, gelten Immobilien doch als sichere Anlage. Und offene Immobilienfonds sind gerade in Deutschland als Beimischung im Depot sehr beliebt. Allerdings raten Verbraucherorganisationen inzwischen von dieser Anlageform ab.
Als sicheres Investment würde er einen offenen Immobilienfonds nicht empfehlen, sagt etwa Hermann-Josef Tenhagen von "Finanztip". Anlegerinnen und Anleger können zwar bereits mit kleinen Beiträgen in eine breite Produktpalette von Immobilien investieren, doch sind die Renditen in den vergangenen Jahren deutlich geschrumpft.
Offene Immobilienfonds stecken das Geld von Anlegerinnen und Anlegern in Immobilien. Ihre Rendite erwirtschaften sie vor allem aus Mieten und Wertsteigerungen dieser Objekte. Solche Fonds investieren in der Regel in mehrere Objekte - nicht selten in über 100 unterschiedliche Immobilien.
Beliebt sind neben Büros und Einkaufszentren, Hotels oder Krankenhäuser. Somit verteilt sich das Risiko. Entwickelt sich eine Immobilie schlechter, besteht die Hoffnung, dass andere dies ausgleichen können, was in der Praxis aber nicht immer funktioniert.
Von "offenen" Fonds spricht man, da jeder auch mit kleineren Beträgen in den Fonds investieren kann, in Abgrenzung zu "geschlossenen" Immobilienfonds, wo meist hohe Summen erforderlich sind. Von daher sind geschlossene Fonds nur etwas für vermögende und institutionelle Anleger. Ein weiterer Unterschied: Geschlossene Immobilienfonds investieren häufig in nur ein Objekt.
Privatanleger haben aktuell rund 130 Milliarden Euro in offenen Immobilienfonds investiert. So hat es das Ratinghaus Scope im Juni 2024 berechnet. Das entspricht rund einem Zehntel des gesamten Fondsmarktes für Privatanleger.
Viele Immobilien abgewertet
Die Gründe liegen auf der Hand: Bei den Büroimmobilien kriselt es, weil seit Corona immer mehr Menschen von zu Hause aus arbeiten. Die Einkaufszentren haben zu kämpfen, weil ihnen der Online-Handel das Wasser abgräbt. Nicht zuletzt belasten die rasant gestiegenen Zinsen die Branche. Das alles zusammen hat dazu geführt, dass zahlreiche Immobilien abgewertet werden mussten, was nicht ohne Folgen für die offenen Immobilienfonds bzw. die Fondsgesellschaften geblieben ist.
Schließlich versuchen sie, über bessere Mieten und Wertsteigerungen ihrer Objekte lukrative Renditen zu erwirtschaften. Doch das Gegenteil ist der Fall. Das Analysehaus Scope senkte jüngst für elf der 21 offenen Immobilienfonds in Deutschland sein Rating. Das bedeutet nichts anderes, als dass der Wert der Immobilien, die die Fonds halten, von Scope schlechter eingeschätzt wird als zuvor.
Anteile verkaufen oder abwarten?
Für Anlegerinnen und Anleger, die Fondsanteile besitzen, stellt sich damit nun die Frage: Was tun? Die Anteile am jeweiligen offenen Immobilienfonds verkaufen oder die Entwicklung aussitzen? Wobei der Verkauf der Anteile - zurück an die Fondsgesellschaft - erschwert wurde.
Wer erst nach dem 21. Juli 2013 gekauft hat, muss die Anteile mindestens 24 Monate halten und unterliegt auch danach einer Kündigungsfrist von zwölf Monaten. Das Problem: Wer heute kündigt, weiß nicht, wie viel seine Anteile am Verkaufstag - in exakt einem Jahr - wert sind. Es ist also eine Wette auf die Zeit.
Bleibt der Verkauf der Anteile über die Börse, auch das ist in den meisten Fällen möglich. Geht jederzeit und sofort, ist aber mit einem Makel behaftet: Ein Abschlag von zehn Prozent ist keine Seltenheit. Es gibt also deutlich weniger auf die ohnehin schon teilweise ziemlich "unter Wasser stehenden" Fondsanteile.
Experten rechnen mit weiterem Preisverfall
Alarmstimmung herrscht spätestens seit Ende Juni, als ein offener Immobilienfonds von Union Investment überraschend um 17 Prozent abgewertet werden musste. Es ist ein vor allem von Volks- und Raiffeisenbanken gerne verkauftes Anlageprodukt.
Anlegerinnen und Anleger sind in einer schwierigen Situation. Jetzt die Reißleine ziehen, heißt überwiegend Verluste hinzunehmen. Es könnte allerdings auch vor noch größeren Abschlägen schützen.
Die Experten von Pimco rechnen jedenfalls "in naher Zukunft mit einem weiteren Rückgang der geschätzten Bewertungen". Und damit auch mit einem weiteren Preisverfall der Immobilienanteile.
Quelle: dpa
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