Ski-Tourismus trotz Klimawandel:Mit geringem CO2-Abdruck in den Schnee
von Verena Mayer
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Die Alpen leiden unter dem Klimawandel. Der Wintertourismus, vor allem der Skiurlaub, steht in der Kritik. Wie es nachhaltiger geht, zeigt der Klimaberg Katschberg in Österreich.
Die Alpen sind ein beliebtes Urlaubsziel und ein wichtiger Trinkwasserspeicher. Durch Tourismus und Klimawandel sind sie bedroht.05.12.2024 | 29:45 min
Acht Prozent. So hoch ist der Anteil der Treibhausgasemissionen, die der globale Tourismus verursacht. Dazu gehört auch der Wintertourismus: Wuchtige Betonklötze, die im Sommer verwaist in der Landschaft stehen, weiße Pistenstreifen inmitten grüner Bergzüge.
Die Folgen des Klimawandels sind in den Alpen besonders stark spürbar. Der Temperaturanstieg war dort in den vergangenen 100 Jahren rund doppelt so hoch wie im globalen Durchschnitt. Schneetage haben sich weltweit um rund 15 Tage verkürzt.
Verzicht auf Auto - für klimaneutrale Anreise
Für die lokale Bevölkerung ist der Wintertourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Im Skiland Österreich macht er rund sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) aus. Eine Region im Süden des Landes macht vor, wie sich Winterspaß und Nachhaltigkeit vereinen lassen.
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Der Klimaberg Katschberg liegt im Bundesland Kärnten, inmitten eines UNESCO-Biosphärenparks. Bis 2030, so das Ziel, will man gänzlich CO2-neutral sein. Schritt eins: die Anreise. Denn diese verantwortet - je nach Wohnort - bis zu 90 Prozent der CO2-Emissionen.
Katschberg-Urlaubende erhalten einen Rabatt, wenn sie ohne eigenes Auto anreisen, sich mit Shuttle vom Bahnhof abholen lassen und vor Ort auf das dichte Netz an E-Autos zurückgreifen.
Erneuerbare Energien und veganes Essen
Der Katschberg hat sich auch eine Reihe eigener Kriterien gesetzt: Dazu zählt der vollständige Umstieg auf Öko-Strom und die Einführung einer "klimafreundlichen" lokalen Küche samt pflanzlichen Gerichten. Durch die vegane Ernährung können laut Umweltbundesamt bis zu 50 Prozent CO2-Emissionen eingespart werden.
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Maßgeblich zum klimatischen Fußabdruck des Wintertourismus trägt auch die Wärmeversorgung bei. Anton Aschbacher ist einer der Initiatoren für den klimagerechten Skitourismus in Katschberg. Er betreibt das zentrale Wärmekraftwerk und hat die Energieversorgung umgestellt.
Stattdessen wird mit regionalen Holzabfällen geheizt. 5.000 Tonnen CO2 werden so jährlich eingespart. Mittlerweile sind rund 90 Prozent der Betriebe am Katschberg an das lokale Fernwärmewerk angeschlossen.
Zusätzlich produziert das Werk sogenannte Pflanzenkohle. Statt Holzpellets zu verbrennen, werden sie nur stark geröstet. Dadurch bleibt das CO2 in dem Pflanzenholz gespeichert und wird nicht wie bei der Verbrennung an die Luft abgegeben.
Quelle: ZDF
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Vermischt mit Grünschnitt oder Pferdemist wird die Kohle im Sommer als besonders fruchtbare Erde auf den beanspruchten Skipisten ausgebracht. Diese "Klimaerde" renaturiert strapazierte Flächen, schützt vor Erosion und hilft beim Humusaufbau.
CO2 verringern durch nachhaltige Baustoffe
Die Unterkunft macht nach der Anreise den zweitgrößten Block in der CO2-Bilanz aus. Auch hier hilft die Pflanzenkohle, indem sie unvermeidbare Emissionen kompensiert.
Möglichkeiten zur Senkung gibt es dennoch: Am Katschberg setzt man bei Neubauprojekten auf nachhaltige Baustoffe sowie Dach- und Fassadenbegrünung. Man experimentiert mit innovativen Reinigungsmethoden ohne Chemikalien und Kompostieranlagen, die Biomüll in Kompost verwandeln.
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Österreichisches Ökosiegel
Die Preise im klimafreundlichen Skigebiet unterscheiden sich übrigens kaum von denen in anderen Wintersportregionen Österreichs. Denn Dinge wie vegane Küche und nachhaltige Wärme sind nicht zwingend mit höheren Kosten verbunden.
Aber die Klimafreundlichkeit ist ein Vorteil für den Katschberg, denn das Nachhaltigkeitsbewusstsein der Reisenden wächst: Für knapp 40 Prozent der Bevölkerung spielen ökologische Aspekte eine Rolle bei der Urlaubswahl. Siegel wie das "Österreichische Umweltzeichen" verschaffen dabei Transparenz. Mit dem unabhängigen Abzeichen wurde der Katschberg als Pilotregion ausgezeichnet.
Mit ein Grund für die Verleihung: Weil immer weniger Schnee fällt, werden weitere Freizeitmöglichkeiten abseits der Piste forciert. Wintertourismus wird sich ändern. Muss sich ändern. Der Katschberg macht vor, wie es gelingen kann.
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