Ölpreis-Schock an Zapfsäule bleibt nach Irans Angriff aus
Nach Angriff Irans auf Israel:Ölpreis-Schock an der Zapfsäule bleibt aus
von Sina Mainitz
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Trotz Irans Raketenangriff auf Israel ist der Ölpreis nicht weiter gestiegen. Eine Eskalation im Nahen Osten könnte jedoch für die Preisentwicklung schwere Folgen haben.
Kriegerische Auseinandersetzungen sorgen häufiger für einen steigenden Ölpreis.
Quelle: Mohssen Assanimoghaddam/dpa
Der Ölpreis ist nach dem Angriff Irans auf Israel leicht gesunken. Das mag einige wundern. Denn der Iran ist der siebtgrößte Ölproduzent weltweit und hat damit eine gewichtige Rolle auf dem internationalen Weltmarkt. In der Vergangenheit haben kriegerische Auseinandersetzungen in der Region stets zu einem Anstieg des Ölpreises geführt.
Der Preis wird wohl nur so lange moderat bleiben, solange sich die Lage im Nahen Osten nicht weiter verschärft. Politik-Experten haben Hoffnung, dass die neue Krise bis auf Weiteres eingegrenzt bleibt. Am Montagmorgen kostete in Deutschland ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent rund 90 US-Dollar. Das waren 36 Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 44 Cent auf 85,22 Dollar.
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Ölpreis war zuvor stark gestiegen
Claudia Kemfert, Energieexpertin vom Deutschen Institut für Wirtschaft, sagt, der Ölpreis sei derzeit "rein spekulativ getrieben". Die Entwicklung hänge "an den Einschätzungen der Marktteilnehmer."
Am Freitag sah es noch anders aus. Vor dem Angriff Irans auf Israel war der Ölpreis vor dem Wochenende stark gestiegen und auf dem höchsten Stand seit Herbst 2023 geklettert. Der Preis für Brent war über die Marke von 90 Dollar gesprungen, WTI kostete 85,66 Dollar.
In der Nacht zum Sonntag dann griff der Iran erstmals von seinem Staatsgebiet aus direkt Israel mit Drohnen und Raketen an. Teheran bezeichnete die Angriffe als Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Angriff auf ein iranisches Konsulatsgebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem am 1. April unter anderem zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden getötet worden waren. Der Iran hat angekündigt, dass offenbar keine weiteren Angriffe geplant seien.
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Mögliche Auswirkungen der Ölpreis-Entwicklung
Die Entwicklung des Ölpreises beeinflusst auch die Lage rund um die Straße von Hormus. Diese Wasserstraße verbindet den Persischen Golf mit dem Arabischen Meer. Rund ein Fünftel des weltweit gehandelten Öls wird über diese Route verschifft.
Kamel al-Harami, Ölmarktexperte aus Dubai ordnet die Lage wie folgt ein: Der Iran könne bei einer Eskalation des Konflikts etwa seine Öl-Exporte stoppen oder Öl-Lieferstrukturen angreifen. Auch Druck auf Länder wie Irak, die eigenen Öl-Lieferungen zu reduzieren, oder die Störung des Schiffsverkehrs in der Straße von Hormus seien denkbar, sagte er.
US-Regierung warnt Israel vor Vergeltungsmaßnahmen
Am Ölmarkt wurde darauf verwiesen, dass die USA die Regierung von Israel dazu angehalten haben, einen möglichen Schlag gegen den Iran und dessen Folgen sorgfältig abzuwägen und auf die Risiken einer Eskalation hingewiesen.
Die Lage im Nahen Osten könnte nicht weiter eskalieren, wenn die israelische Regierung dem Rat der US-Regierung folge und auf Vergeltungsmaßnahmen verzichte, heißt es in einer Analyse von Rohstoffexperten der Investmentbank RBC Capital Markets. Alles klingt also äußerst fragil und die Lage am Ölmarkt ist nur so lange entspannt, bis etwas Unvorhergesehenes passiert, was derzeit wahrscheinlich sein könnte.
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Politiker rufen Israel zur Zurückhaltung auf
Claudia Kemfert wies darauf hin, dass sich ein steigender Ölpreis "tendenziell auch an der Zapfsäule durch steigende Benzin- und Dieselpreise" bemerkbar mache.
Die meisten Politiker, so auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres, haben nach dem ersten direkten Angriff des Irans auf Israel alle Seiten zu äußerster Zurückhaltung aufgerufen.