Trump und die EU: Wie abhängig ist Europa von US-Energie?

US-Präsident Donald Trump macht Druck: Europa soll mehr Gas und Öl aus den USA kaufen. Die Botschaft ist klar, doch kann er die EU mit seinen Drohungen wirklich in die Knie zwingen?

Seit Russland den Gashahn zugedreht hat, fließt Flüssigerdgas (LNG) aus den USA nach Europa. Amerika liefert, Europa zahlt - und Trump fordert noch mehr. "Schon heute stammen 80 bis 90 Prozent unseres LNG aus den USA", sagte Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck laut "Handelsblatt" jüngst auf einer Medienveranstaltung. "Da ist nicht mehr viel Luft nach oben." Doch Trump droht mit Zöllen, falls Europa nicht spurt.

Ist LNG Trumps Druckmittel? Die Gasimporte aus den USA nach Europa seien bereits stark gestiegen, sagt Malte Küper vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Im vergangenen Jahr bezog die EU 17 Prozent ihres Gases aus den USA. Dennoch sei die Abhängigkeit weit geringer als früher von Russland. Zudem sinkt der europäische Gasverbrauch.

Trotzdem warnt Küper vor zu viel Gelassenheit. "Die USA bleiben auf absehbare Zeit der größte LNG-Exporteur weltweit", sagt er. Gleichzeitig sei der Markt so angespannt, dass jede Störung die Preise in die Höhe treiben könne. Machtspiele um US-Gas könnten Europa also teuer zu stehen kommen.

Trumps Kalkül: Energie als geopolitisches Druckmittel und Geschäft. Doch auch Europas Nachfrage nach Öl schrumpft seit Jahren. "Die Ölpreise hängen stark von der weltweiten Nachfrage ab, etwa aus China, dem größten Ölimporteur der Welt", erklärt Küper. Deutschland bezieht nur 19 Prozent seines Öls aus den USA. Der Rest kommt aus Norwegen, Kasachstan und Libyen.

Doch auch hier mischt Trump mit. US-Sanktionen gegen Russland und den Iran könnten den Ölmarkt ins Wanken bringen. Die Folge: Höhere Preise an der Zapfsäule und steigende Gewinne für Ölkonzerne - viele davon sitzen in den USA.

Im globalen Energiegeschäft bestimmen allerdings private Unternehmen und nicht Politiker den Handel. Internationale Konzerne und Rohstoffhändler entscheiden, welche Mengen von Öl und Gas woher importiert und wohin geliefert werden. Preise und langfristige Lieferverträge geben den Takt vor.

Europas Kurs hin zu erneuerbaren Energien verringert die Abhängigkeit von Öl und Gas. Doch es drohen Trumps Zölle. "Der Weg weg von fossilen Energieimporten hin zu grüner Energie passt nicht zu Trumps Interessen, der mehr Öl und Gas exportieren will."

Das wirtschaftliche Interesse sei aber gegenseitig: Über die Hälfte des amerikanischen LNG wird nach Europa geliefert. "Deutschland und die EU dürfen sich hier nicht erpressbar machen", sagt der IW-Experte.