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Ausbau der "Neuen Seidenstraße":Wilhelmshaven: Gamechanger für den Welthandel?
von Svenja Bergerhoff
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Wilhelmshaven wird immer mehr zu Deutschlands Tor zur Welt. Der dortige Hafen hat jetzt eine Direktverbindung nach Ningbo - dem größten Umschlagplatz Chinas.
Der JadeWeserPort in Wilhelmshaven dient immer häufiger als Anlaufstelle für chinesische Containerschiffe.
Quelle: dpa
Per Zug kommen Waren aus China schon seit fast vier Jahren direkt in Wilhelmshaven an, machten den Hafen zum Teil der "Neuen Seidenstraße". Jetzt landen Container auch per Schnellanbindung auf dem Seeweg in Niedersachsen. Deutschland hat so eine Direktverbindung nach Ningbo - Chinas größtem Hafen, zumindest was den Warenumschlag angeht.
Ohne Zwischenstopp von China nach Wilhelmshaven
Nach nur knapp 26 Tagen Fahrt ist der Frachter mit dem Namen "Kawa Ningbo" jetzt also im JadeWeserPort in Wilhelmshaven angekommen. Kein Zwischenstopp und die Fahrt durch den Suez-Kanal machen die neue Schnellverbindung, China Europe Express (CEX) genannt, möglich.
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Die Route durch den Suez-Kanal wurde in letzter Zeit von vielen Reedereien aufgrund von Angriffen der Huthi-Rebellen gemieden. Für die neue Expressverbindung ist dieser Seeweg aber unerlässlich.
- seit 2013 laufendes Infrastrukturprojekt der chinesischen Staatsführung auf dem Land- und Seeweg
- China investiert dabei auch in Häfen in Europa
- Anlehnung an die antike Seidenstraße, die Asien über Jahrhunderte mit Europa verbunden hat
- Steht auch in der Kritik, da China die Infrastrukturprojekte dazu nutze, um den eigenen geopolitischen Einfluss auszubauen
Neue Anbindung bringt Chancen für die Küste
Bei der feierlichen Eröffnung in Wilhelmshaven kommen aus dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium viele lobende Worte verbunden mit Hoffnungen für die wirtschaftliche Zukunft der Region.
"Der neue CEX-Dienst zwischen Wilhelmshaven und China ist damit nicht nur eine wichtige Brücke, die zu mehr Sichtbarkeit bei den Kunden in Fernost führen wird, sondern auch ein Signal für weiteres Wachstum am JadeWeserPort", sagt Staatssekretär Frank Doods (SPD) im Rahmen der Veranstaltung.
- Seit 21. September 2012 in Betrieb
- einziger Container-Tiefwasser-Hafen in Deutschland, d.h. ein Hafen, den Schiffe unabhängig von Beladung, Tiefgang und Wasserstand anlaufen können
- Kapazität von 2,7 Millionen Containern im Jahr, derzeit noch nicht voll ausgelastet, eine Steigerung ist aber absehbar
- Verbindungen zu 43 Häfen in 20 Ländern (Stand Januar 2025)
- angeschlossen an den Seeweg, das Zugnetz und die Binnenschifffahrt
Wie wichtig sind die Handelsbeziehungen mit China?
Schon bei der Anbindung an das Zugnetz der "Neuen Seidenstraße" im Jahr 2021 sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, der JadeWeserPort sei zum Brückenkopf des Güterverkehrs entlang der "Neuen Seidenstraße" geworden. Die Bedeutung dürfte jetzt nochmals steigen.
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Denn der europäische Markt könnte für China in naher Zukunft deutlich wichtiger werden. Eine Verschärfung des Handelskonfliktes Chinas mit den USA ist unter dem neuen US-Präsidenten Trump zu erwarten. So gewinnen die deutschen Häfen, wie zum Beispiel der in Wilhelmshaven, für die europäische Wirtschaft an Bedeutung.
In Wilhelmshaven betont auch der Generalkonsul der Volksrepublik China in Hamburg, Wu Cong, nochmals die Wichtigkeit der neuen Verbindung, auch für China: "Der neue direkte Liniendienst 'China-Europe-Express' erleichtert nicht nur den Warenaustausch zwischen China und Europa, sondern spielt auch eine positive Rolle bei der Stabilisierung der globalen Produktions- und Lieferketten."
Auch ein Weiterverschiffen der Container von Wilhelmshaven in die USA ist möglich und verspricht aussichtsreich zu werden. Denn der Weg von China über Wilhelmshaven in die USA soll mit der neuen Expressverbindung schneller sein als bisherige, von China ausgehende Routen über den Pazifik.
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Hafen soll weiter ausgebaut werden
Für den Standort Wilhelmshaven ist inzwischen ein massiver Ausbau des Hafengeländes im Gespräch, selbst wenn die Auslastung bisher noch überschaubar ist. Doch der JadeWeserPort soll in Zukunft ein größerer Dreh- und Angelpunkt werden, nicht nur für den Handel mit China und Übersee, sondern auch im Bereich Erneuerbare Energien.
So sollen beispielsweise Anlegemöglichkeiten für Spezialschiffe geschaffen werden, die für den Bau von Off-Shore-Windkraftanlagen benötigt werden. Der Aufschwung am Hafen in Wilhelmshaven freut die niedersächsische Landespolitik. Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) sagte zuletzt in einem Interview:
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Und so darf man gespannt sein, wie sich der Hafen in und die Wirtschaft rund um Wilhelmshaven in den nächsten Jahren entwickelt. Die Voraussetzungen stimmen jedenfalls.
Svenja Bergerhoff ist Reporterin im ZDF Landesstudio Niedersachsen.
Quelle: dpa
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