Netzentgelt-Reform: Solar schützt nicht vor Gebühr
Netzentgelt-Reform:Solar schützt nicht vor Gebühr
von Susanne Seidl
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Der Netzausbau in Deutschland geht zügig voran. Im April kamen 61,6 Prozent des Stroms aus Wind und Sonne. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Die Kosten explodieren.
Die Energieminister von Bund und Ländern beraten aktuell unter anderem über den Vorschlag der Bundesnetzagentur, auch Stromproduzenten an den Netzentgelten zu beteiligen. 23.05.2025 | 1:37 min
Lange hieß es "Wind und Sonne kosten nichts". Doch wer sich eine Photovoltaikanlage aufs Dach bauen lässt, dazu einen Speicher und vielleicht noch eine Wallbox für die Ladung des eigenen E-Autos, muss erstmal tief in die Tasche greifen. So wie Oliver und Stephanie Valentin aus Plau am See, die rund 18.000 Euro investierten.
Sie produzieren im Sommer ihren eigenen Strom. Was sie nicht verbrauchen, speisen sie für derzeit 8 Cent pro Kilowattstunde (kWh) ins Netz. Das übliche Netzentgelt für den Ausbau des Netzes zahlen sie nur, wenn sie in der dunklen Jahreszeit Strom aus dem allgemeinen Stromnetz ziehen und den üblichen Preis von etwa 35 bis 38 Cent/kwh zahlen. Ungefähr ein Drittel davon ist das Netzentgelt. Unter diesen Bedingungen amortisiert sich ihre Anlage nach etwa 19 Jahren, erst dann machen sie Gewinn.
Leistungsstarke Stromleitungen sollen die Energie vom windstarken Norden in den industriestarken Süden bringen. Dafür muss das Stromnetz um- und ausgebaut werden.27.09.2024 | 1:00 min
Immer mehr Solaranlagen - Netzausbau teurer als erwartet
Der Ausbau der Solaranlagen boomt, jährlich kommen gewerbliche und private Anlagen dazu. Das ist so gewollt, denn auch die privaten Photovoltaikanlagen auf den Hausdächern tragen zur Energiewende bei. 2045 will Deutschland klimaneutral sein.
Doch die Kosten für den Ausbau der Leitungen, die es braucht, um den gewonnen Strom deutschlandweit zu verteilen, sind hoch. Der letzte Netzentwicklungsplan geht laut Bundesnetzagentur von rund 160 Milliarden Euro aus.
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Bundesnetzagentur will Solarbesitzer zur Kasse bitten
Die hohen Kosten schlagen sich auf die Netzentgelte im Strompreis nieder. Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, fordert:
Wir müssen das System reformieren, nach dem Netzentgelte erhoben werden.
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Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur
Müller schlägt in einem Diskussionspapier vom 12. Mai vor, möglicherweise auch Stromeinspeiser an den Netzentgelten zu beteiligen - darunter auch Privatpersonen mit Photovoltaikanlagen auf dem Dach. Denn die zahlen nur dann Netzentgelt wenn sie Strom aus dem Netz entnehmen. Ein Problem, laut Müller, denn die Zahl der Nutzer, die in voller Höhe Entgelte zahlen, werde immer kleiner - bei gleichzeitig steigenden Kosten.
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Immer weniger Kunden zahlen das volle Netzentgelt
Stromkunden, die das volle Netzentgelt zahlen, das immerhin knapp ein Drittel des Strompreises ausmacht, gibt es immer weniger. Und für sie steigt die finanzielle Belastung. Laut Bundesnetzagentur könnten künftig die sogenannten Prosumer (gleichzeitige Produzenten und Konsumenten von Strom) über einspeiseabhängige Entgelte oder ein Grundnetzentgelt an den Kosten beteiligt werden. Auch eine Bepreisung der Netzanschlusskapazität oder zeitvariable Netzentgelte werden in dem Papier thematisiert.
Dass alles beim Alten bleibt, davon ist nicht auszugehen, denn eine Lösung für die hohen Kosten des Ausbaus muss her. Energieexperte Lion Hirth von der Hertie School begrüßt die angedachten Reformen: "Wir haben das Dilemma, dass die Haushalte mit Solarzellen auf dem Dach im Eigenverbrauch weniger zur Finanzierung (des Ausbaus) beitragen aber das Netz, dann, wenn es (in der dunklen, kalten Jahreszeit) drauf ankommt, genauso stark nutzen wie alle anderen."
SuedLink soll Strom vom windstarken Norden in den industriestarken Süden transportieren. Der Bau eines neuen Teilabschnitts begann in Grünsfeld, in Baden-Württemberg. 27.09.2024 | 1:38 min
Arian Freytag von der Verbraucherzentrale Rostock sieht in der Umverteilung der Netzentgelte einen gerechten Ansatz. Aus seiner Sicht würden die Kosten so auf mehre Schultern verteilt und Stromverbraucher ohne eigene Photovoltaikanlage entlastet.
Potenzielle Interessenten für eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach würden sich deswegen nicht zurückziehen. Abschreckend wirken könnte vielmehr die Unsicherheit, ob morgen noch gilt, was heute versprochen wird.
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Weniger Ausbau durch intelligente Netznutzung.
Das hohe Netzentgelt von zehn Milliarden Euro pro Jahr lässt sich aber auch reduzieren, glaubt Energieexperte Lion Hirth, indem zum Beispiel Leitungen nicht unter der Erde, sondern überirdisch verlegt werden und in manchen Bereichen das Netz kleiner gehalten wird.
Letztendlich kann man das Netz auch günstiger machen, indem man nicht mehr ausbaut, sondern das Netz intelligenter betreibt.
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Lion Hirth, Professor für Energiepolitik, Hertie School Berlin
Dafür sei notwendig, "dass wir dazu kommen, dass wir mehr den Strom nutzen zu den Zeiten, wo das Netz noch frei ist, nachts oder mittags und weniger Strom verbrauchen in den Zeiten, in denen das Netz an die Grenze der Auslastung kommt: an den Abendstunden im Winter, indem wir Autos zu den besseren Zeiten laden, ganz automatisch durch Algorithmen", so Hirth.
Bisher gab es dafür noch zu wenig Anreize für Besitzer von Photovoltaikanlagen. Das Solarspitzengesetz vom Februar 2025 fordert nun den Einbau von intelligenten Stromzählern, sogenannten Smart Metern, in jede Anlage. Darüber erfahren die jeweiligen Netzbetreiber wie viel Strom jeder Haushalt erzeugt, speichert, verbraucht, und einspeist. So können Erzeugung, Netzbelastung und Verbrauch weitgehend automatisiert aufeinander abgestimmt werden - ein Schritt hin zur intelligenteren Nutzung des Netzes.
Bis Ende Juni erwartet die Bundesnetzagentur Stellungnahmen von allen Beteiligten, um dann zu einer Entscheidung zu kommen - die sie übrigens weitgehend unabhängig von der Politik treffen kann.
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