Modulbau: Ein Mittel gegen Wohnungsnot in Deutschland?
Tag der Wohnungswirtschaft :Wohnungsnot: Was kann Modulbau leisten?
von Sylvia Bleßmann
|
Baugenehmigungen sinken ins Bodenlose, obwohl der Bedarf an Wohnraum wächst. Die Bauwirtschaft diskutiert über Wege aus der Baukrise. Ist Modulbau ein Lichtblick?
In Berlin wird heute auf dem Tag der Wohnungswirtschaft über Herausforderungen im Bereich des sozialen Wohnungsbaus diskutiert. Wie kann Bauen hier günstiger und nachhaltiger gestaltet werden?19.11.2024 | 2:00 min
Ein neues Hochhaus wächst in Berlin-Lichtenberg. Pro Woche eine Etage mit 36 Wohnungen. Alle halbe Stunde schwebt ein komplett vorgefertigter Wohnraum am Kran und wird wie ein Legostein im Baukörper eingefügt. Es wird der größte Modulbau Europas sein, wenn hier 1.550 Wohnungen Ende 2026 fertig sind. Gebaut in Rekordzeit.
"Normalerweise bräuchten wir sechs bis acht Jahre für einen Bau dieser Größenordnung. Hier bauen wir knapp drei Jahre mit allen Nebenarbeiten. Schneller geht's nicht", sagt Bauleiter Marcel Marten.
Der Bau von Wohnraum soll gefördert werden, doch die Zahl der Baugenehmigungen nimmt immer weiter ab. Woran das liegt, erläutert ZDF-Börsenexpertin Sina Mainitz in Frankfurt. 16.08.2024 | 1:16 min
Wohnungsnot: "Berlin hat wahnsinnigen Druck"
Auftraggeber für diesen gigantischen Modulbau ist die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewobag. Der Standort ist günstig am Stadtrand gelegen und ein relativ großes Baufeld. Das Gesamtquartier wird mit Läden im Erdgeschoss gebaut und vorwiegend kleine Single-Wohnungen haben.
Auch wenn die Baustelle gigantisch erscheint - das Projekt wird die aktuelle Wohnungsnot in Deutschland nicht lindern. Derzeit liegt das aktuelle Niveau der Baugenehmigungen bei etwa 200.000 neu gebauten Wohnungen pro Jahr. Geplant waren mal 400.000, sagt Sebastian Dullien wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK).
"Berlin hat wahnsinnigen Druck, was neue Wohnungen angeht", so Nancy Baltruschat. Sie ist Leiterin für Neubau und Projektentwicklung bei der Gewobag.
Modulbau mit hohem Vorfertigungsgrat spart Zeit und ist bei akutem Fachkräftemangel eine gute Ergänzung zum konventionellen Bauen. Deutschland steht hier noch in den Startlöchern. Andere, wie z.B. die Beneluxländer, haben schon jahrzehntelange Erfahrung.
Isomatte in Turnhalle, statt Zimmer im Studentenwohnheim. Diese Woche starten die Unis ins neue Semester und damit füllen sich wieder die Schwarzen Bretter mit verzweifelten „Suche Zimmer“-Zetteln.05.10.2024 | 4:46 min
Schneller, preiswerter und mit höherer Qualität
Vor den Toren der Hauptstadt in Fürstenwalde hat der siebtgrößte Baukonzern der Welt - Daiwa House - einen Mega- Produktionsstandort für Modulbau errichtet. Der Konzern hat Wurzeln in Japan und Holland und nutzt die Erfahrungen aus zwei Welten.
Am Fließband werden hier Wohnungen in der überdachten Halle hergestellt. Eine Reihe pro Fertigungsgrad: Am Anfang stehen die Stahlskelette 3 x 8,50 Meter, dann folgt der Trockenbau, die Fenster. In einer nächsten Reihe sind die Fußboden- und Fliesenleger mit dem Innenausbau beschäftigt. Ein komplett vormontiertes Bad schwebt ins Modul, dann die Deckenplatte, die den Wohnraum schließt.
Der Traum vom Eigenheim, vielleicht mit Garten: Wer kann sich das noch leisten? Oder die Stadtwohnung für die Familie ohne Kompromisse. Ganz normal wohnen - warum geht das für viele nicht mehr?15.08.2024 | 43:05 min
Modulbau: Das sind die Vor - und Nachteile
Die Baukosten liegen bei 3.00 Euro pro Quadratmeter. Vor der Halle stehen einige Hundert fertige Wohnungen wie überdimensional große Schuhkartons in Folie verpackt zum Abtransport nach Berlin bereit.
"Es ist ein bisschen wie Lego bauen" sagt Göbel. "Wir haben 4er, 6er, 8er Steine, die wir zusammensetzen - je nach Bedarf." Modulbau ermöglicht auch zirkuläres Denken, denn die Bauweise macht eine zerstörungsfreie Demontage und Wiederverwendbarkeit möglich. Der Nachteil: Die Baufelder müssen zu den Modulen passen. Bei Lückenbebauung in innerstädtischer Lage sei das schwierig.
Beim Start des Uni-Semesters sind viele Studierende auf der Suche nach einer Wohnung. Diejenigen, die überhaupt eine finden, müssen häufig tief in die Tasche greifen. 01.10.2024 | 1:22 min
Starkes Preissignal an den Markt
Serielles und modulares Bauen muss weiter nach vorn gebracht werden, fordert die Wohnungswirtschaft. Seit mehr als zwei Jahren herrscht Bauflaute. Die Baugenehmigungen sind ins Bodenlose gesunken. Im Vergleich zum Juli 2022 sank die Zahl um 44,6 Prozent. Laut einer aktuellen Umfrage des GdW haben 70 Prozent der Mitgliedsunternehmen angegeben, im nächsten Jahr nicht zu bauen.
Ein Katalog mit 25 Projekten für schnellen kostengünstigen Wohnraum soll Bauherren helfen, ihre Projekte mit geringem Aufwand lokal anzupassen. Bislang wurden so 7.500 Wohneinheiten seriell bzw. modular realisiert. Weitere 2.500 in 90 Gebäuden sind in der GdW Rahmenvereinbarung beantragt.
So sei der Wohnungsbau "stabil" trotz der "Baukrise". "Die Wohnungen, die gebraucht werden und die Zahl neuer Sozialwohnungen" steige, so Klara Geywitz, SPD, Bundesbauministerin.01.10.2024 | 6:14 min
Quelle: ZDF
Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.