Mehmet Göker: Abzocke mit privaten Krankenversicherungen?

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    Undercover bei Mehmet Göker:Abzocke mit privaten Krankenversicherungen?

    von Annkathrin Weis und Johannes Lenz
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    Mehmet Göker ist nicht zu stoppen: Der Ex-Star der Versicherungsbranche verkauft dubiose Optimierungen an Privatversicherte. Mit verbotenen Methoden, wie ZDF-Recherchen ergaben.

    Thumbnail Die Spur: Reich durch Telefonabzocke
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    Exklusive Aufnahmen für die ZDF-Sendung "Die Spur" belegen, dass Mehmet Ercan Göker - früher Star der Versicherungsbranche - von Dubai aus weiter aktiv ist. Dabei verwendet er in Deutschland verbotene Methoden. Entstanden sind die Aufnahmen durch den Undercover-Einsatz des Wirtschaftsermittlers und Sicherheitsexperten Tamer Bakiner. Um das neue Business-Konzept zu durchleuchten, hat sich der Privatermittler in Dubai tagelang in das Team Gökers und dessen Büroräume unerkannt eingeschleust.

    Teure Schulung für Telefonberater

    In das Büro lockt der einstige Starverkäufer derzeit vornehmlich junge Leute. Sein Versprechen: Sie würden mehr als 30.000 Euro im Monat als Telefonberater bei ihm verdienen können, nachdem sie nach dem "Göker-Konzept" ausgebildet wurden. Doch zuvor müssen sie eine Schulung absolvieren und teuer bezahlen: zwischen 5.900 und 12.000 Euro.
    Dabei verspricht Göker den Teilnehmern des Konzepts, von ihm selbst und in persönlichen Coachings die "Göker-Methode" zu erlernen - also den Verkauf von vermeintlichen Versicherungsoptimierungen an Privatkrankenversicherte. Dass die Tarifumstellungen bei den Krankenkassen prinzipiell kostenlos sind, verschweigt Gökers Team offenbar - und berechnet jedem Kunden stattdessen ein Beraterhonorar von mehreren tausend Euro. So sollen laut Angaben Gökers jede Woche sechsstellige Summen eingehen.
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    Telefonberater sollen mit falscher Identität auftreten

    Recherchen des ZDF zeigen, dass dabei offenbar auch Methoden angewandt werden sollen, die Verbraucher täuschen: Die Berater sollen vorgeben, bei dem jeweiligen Versicherungsunternehmen des Angerufenen in mittleren Führungspositionen tätig gewesen zu sein.
    Aus Privatermittler Tamer Bakiner sollte während des Undercover-Einsatzes deshalb "Sebastian Gärtnerˮ werden. Eine falsche Identität anzunehmen: eine Strategie, die ihm Mehmet Göker im Gespräch selbst nahelegt. Doch damit machen sich die Berater und Göker strafbar.

    Strafbare Verwendung von Doktortiteln

    Doch der Chef selbst geht noch einen Schritt weiter: Mehmet Göker verwendet nicht nur falsche berufliche Qualifikationen und Namen, sondern auch einen angeblichen Doktortitel. Der Undercover-Einsatz zeigt: Er behauptet im Gespräch mit mehreren Kunden, er heiße "Dr. Michael Müller", sei Rechtsanwalt und Volljurist und habe zum Thema Sozialgesetzbuch promoviert. Dieser Missbrauch von Titeln und die fälschliche Verwendung einer geschützten Berufsbezeichnung sind jedoch strafbar.
    Göker weist die Vorwürfe von sich und lässt über eine Anwaltskanzlei mitteilen, dass es "in der Vergangenheit" "Einzelfälle" gegeben hätte, die jedoch "unverzüglich unterbunden" worden seien. Mitarbeiter würden nicht dazu aufgefordert, sich unter falschen Namen und Berufsbezeichnungen bei Kunden zu melden.
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    Verbraucherschützer warnen vor vermeintlichen Tarifoptimierungen

    Verbraucherschützer sehen in den am Telefon verkauften "Tarifoptimierungen" ein modernes Haustür-Geschäft - und eine große Gefahr für Privatversicherte. Diese könnten die seriösen Anbieter nur schwer von den unseriösen unterscheiden , kritisiert Silke Möhring vom Verbraucherschutz in Hessen.
    Anhand der übermittelten Informationen könnten die Versicherten gar nicht erkennen, welche Leistungen in ihren neuen Tarifen tatsächlich erhalten seien. Die Juristin warnt deshalb: "Niemals sollte man so einem Angebot zustimmen, bevor man nicht sicher weiß, wo man reinwechselt."
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