Medizinische Fachkräfte: Luxemburg-Nähe verschärft Mangel

    Hohe Löhne locken:Luxemburg-Nähe verschärft Fachkräftemangel

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    von Claudia Oberst
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    Im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Luxemburg tobt ein Kampf um medizinische Fachkräfte. Luxemburg bietet viel höhere Löhne. Deutsche Arbeitgeber versuchen gegenzusteuern.

    Pflege
    In Perl an der Grenze zu Luxemburg gibt es ein Problem - in Luxemburg verdienen Fachkräfte oft das Doppelte vom Lohn wie in den Nachbarländern. Das verschärft den Fachkräftemangel.19.03.2024 | 2:40 min
    Neue Patienten annehmen? Für Patrick Lehnertz ist das seit Monaten unmöglich. Der Physiotherapeut hat einen randvollen Terminkalender und aktuell nur noch zwei Mitarbeiter. Die dritte Stelle kann er nicht besetzen. Er findet kein Personal.

    Luxemburg lockt mit hohen Löhnen

    Hier in Perl, im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxemburg, wird der Fachkräftemangel durch die direkte Nachbarschaft mit Luxemburg verschärft.

    Hier an der Grenze ist das noch viel extremer, weil in Luxemburg die Löhne enorm viel höher sind.

    Patrick Lehnertz, Physiotherapeut

    "Wir können nicht so viel Geld bezahlen. Das macht es für mich als Praxisinhaber schwer, neue Kräfte zu finden und die, die da sind, zu halten", sagt Lehnertz.
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    Das ist zum Beispiel im Saarland der Fall: viele Menschen haben Jobs in Luxemburg. Die Arbeitsbedingungen dort sind attraktiver – ein Problem für Arbeitgeber im Grenzgebiet.19.03.2024 | 1:36 min
    Zwei Mitarbeiter hat Lehnertz in den letzten Jahren nach Luxemburg verloren. "Die gehen mit einem traurigen Auge, weil es ihnen bei uns gut gefallen hat, aber der wirtschaftliche Druck ist einfach zu groß."

    Sozialleistungen "sehr ansprechend für Arbeitnehmer"

    Auch Dennis Maas hat seine Arbeit in Deutschland gegen eine Stelle in Luxemburg eingetauscht. Er ist Krankenpfleger. Vor 14 Jahren suchte er eine neue Herausforderung. Die fand er auf der Intensivstation eines Krankenhauses in der Stadt Luxemburg.

    Ich habe durch den Wechsel nach Luxemburg mein Gehalt annähernd verdoppeln können.

    Dennis Maas, Krankenpfleger

    Aber auch die Arbeitsbedingungen und Sozialleistungen seien "einfach sehr lukrativ und sehr ansprechend für Arbeitnehmer".
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    Mit einem neuen Gesetz will Gesundheitsminister Lauterbach den Pflegeberuf attraktiver machen. 09.01.2024 | 7:46 min
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    "Staubsauger-Effekt" bei Pflegekräften aus Deutschland

    Das stärkste Argument ist und bleibt aber die Bezahlung. Im Jahr 2022 verdiente ein Krankenpfleger in Luxemburg laut einer OECD-Studie knapp 108.000 Euro brutto im Jahr. Ein Gehalt, von dem deutsche Pflegekräfte nur träumen können.
    Der Europaforscher Florian Weber, der sich an der Universität des Saarlandes mit Grenzräumen beschäftigt, schätzt die Zahl der Grenzgänger, die aus der Großregion nach Luxemburg pendeln, auf 200.000.
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    Er spricht angesichts der hohen Gehälter im Herzogtum von "Staubsauger-Effekt": "Das zieht die Leute nach Luxemburg, und die luxemburgische Seite argumentiert natürlich 'Ja, gut, es ist ja ein offener Arbeitsmarkt`", sagt Weber im ZDF-Interview.

    Das führt zu Spannungen, weil damit Arbeitskräfte auf der französischen, aber auch auf der deutschen Seite fehlen.

    Florian Weber, Europaforscher

    Arbeitgeber werben mit Zusatzleistungen

    Auf der saarländischen Seite versuchen die Arbeitgeber, ihre Angestellten mit Zusatzleistungen an sich zu binden, um dem Pflegenotstand etwas entgegenzusetzen.
    Kai Kleinekemper zahlt in seinem Betreuungsservice "Hände mit Herz" den Angestellten eine private Krankenversicherung, organisiert Mitarbeiterfeste, stellt Dienstwagen zur privaten Nutzung zur Verfügung.

    Wir versuchen, für die jungen Mütter, die bei uns arbeiten, die Schichten so anzupassen, dass sie die Kinder vor der Arbeit in den Kindergarten fahren können.

    Kai Kleinekemper, Betreuungsservice "Hände mit Herz"

    "Erst danach fangen sie an zu arbeiten und machen rechtzeitig Feierabend, um die Kinder abzuholen", fügt Kleinekemper hinzu.

    Physiotherapeut: Steuern auf Notstand zu

    Physiotherapeut Lehnertz passt regelmäßig die Löhne an, verteilt Einkaufsgutscheine und zahlt Fortbildungen. "Unsere Mitarbeiter müssen gern kommen", sagt er. Er ist überzeugt: Nur massive Investitionen in das Gesundheitssystem können helfen, medizinisch-pflegerische Berufe attraktiver zu machen.
    Und gerade an der Grenze zu Luxemburg tue das not: "Wenn sich in den nächsten Jahren am Fachkräftemangel im medizinischen Bereich nichts ändert, werden wir auf den medizinischen und pflegerischen Notstand zusteuern."

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