Lieferdienste: Weniger Bestellungen bei Lieferando & Co
Umsatzflaute bei Lieferdiensten:Weniger Bestellungen bei Lieferando & Co
von Mischa Ehrhardt
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Essens-Lieferdienste standen während der Pandemie hoch im Kurs. Inzwischen ist ihr Stern deutlich gesunken. Unternehmen wie Lieferando oder Deliveroo melden weniger Bestellungen.
Der Online-Lieferdienst Deliveroo geht an die Börse. Symbolbild
Quelle: Jörg Carstensen/dpa/Archivbild
Quadratische Tornister, blau-türkis oder orange, prägen mittlerweile das Bild in vielen Städten. Die Thermo-Rucksäcke sausen auf Radwegen oder an Straßenrändern vorbei, wenn die Beschäftigten von Wolt, Lieferando oder Delivery Hero Pizza Sushi oder ein asiatisches Curry an ihre Kunden ausliefern.
Quick-Commerce lautet das Stichwort, weil die Lieferungen besonders schnell und innerhalb weniger Minuten die Kunden erreichen sollen.
Lieferdienste: Umsatzrückgänge und neue Gebühren
Doch die Hochzeit der flinken Essenslieferungen ist bis auf Weiteres vorbei. In dieser Woche haben die Lieferando-Mutter Just Eat Takeway und die britische Deliveroo Geschäftszahlen veröffentlicht. Sie zeigen: Ihnen weht bei ihren Ausfahrten einiger Wind entgegen.
So hat die Unlust, per App auf dem Smartphone das Essen aus dem Restaurant um die Ecke liefern zu lassen, etwa Lieferando ausgebremst. Die Zahl der Auslieferungen des Mutterkonzerns sank um rund sechs Prozent auf rund 214 Millionen im Vergleich zum Vorjahr.
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Bei dem Rückgang könnte in diesem Fall die Tatsache eine Rolle spielen, dass Lieferando & Co. schrittweise Gebühren eingeführt haben. Neben klassischen Kosten für die Essenslieferung stellt Just Eat Takeaway seinen Bestellern mittlerweile Servicegebühren in Rechnung, um so die eigenen Kosten besser decken zu können.
Nur ist bekannt, dass Kunden sensibel auf solche Gebühren reagieren. So sind trotz der neuen Gebühren die Gesamtumsätze aller Bestellungen inklusive Steuern, Gebühren und Trinkgeldern im ersten Quartal des Jahres im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.
Lieferdienste mit Auslandsgeschäft im Vorteil
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Deliveroo. Immerhin blieben hier die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr stabil. Durch mehr Geschäfte in Irland und Großbritannien konnte der Konzern Rückgänge in anderen Regionen und Lieferländern weitgehend ausgleichen.
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Das zeigt sich auch an der Reaktion von Anlegern an den Börsen. Während sie bei Deliveroo positiv auf die Zahlen reagierten, straften sie die im MDAX notierten Aktien der Lieferando-Mutter ab.
Ihre Hochzeit nicht nur an den Börsen erlebten die Lieferdienste während der Corona-Pandemie angesichts von Ausgangsbeschränkungen und Gastronomieschließungen. Erreichten die Titel von Just Eat Takeaway im Herbst 2020 noch einen Höchstwert von über 100 Euro, notieren sie in dieser Woche bei rund 14 Euro. Bei Deliveroo beträgt der Rückgang von seinen Höchstständen 2021 rund 70 Prozent.
Druck auf Kuriere dürfte hoch bleiben
Auf den Gegenwind reagieren die online-Lieferdienste mit Sparmaßnahmen, stellt etwa Erik Maier von der Handelshochschule Leipzig fest:
Es verändert sich also einiges in der Branche. Und der Druck auf die Kuriere dürfte nach wie vor hoch bleiben. Denn in Zeiten zurückgehender Umsätze und Geschäfte versuchen die Firmen natürlich, Kosten zu drücken, wo das möglich ist - also im Zweifel auch bei der Bezahlung der Fahrerinnen und Fahrer.
Gewerkschaften haben in der Vergangenheit immer wieder die Beschäftigungsbedingungen, den Zeitdruck und die hohe Arbeitsbelastung kritisiert, die mitunter bei den Dienstleistungsplattformen vorherrschen.
Regeln für Beschäftigung könnten sich verschärfen
Wie schwierig es ist, solch eine Dienstleistung gewinnbringend zu organisieren, zeigen die Versuche etwa im Lebensmittelhandel, Einkäufe an die Kunden nach Hause auszuliefern. Rewe und Edeka experimentieren seit Jahren damit. Allerdings rechnen Experten vor, dass eine Lieferung in dieser Branche erst ab einem Einkaufswert von über 80 Euro profitabel wird.
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Kuriere von online-Diensten und Taxifahrer solcher Apps schließlich können in Zukunft darauf hoffen, dass sich ihre Arbeitsbedingungen etwas verbessern. Denn die EU-Staaten haben sich im März mehrheitlich dafür ausgesprochen, die Regeln für die Branche zu verschärfen, um so beispielsweise Scheinselbstständigkeiten in diesem Bereich künftig besser zu verhindern. Den Angaben der EU-Staaten zu Folge arbeiten mittlerweile rund 30 Millionen Menschen in der EU für Online-Plattformen.