Vorschläge zur Entlastung:Bauernverband: Agrarpaket "nicht ausreichend"
von Katrin Lindner
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Vor einem halben Jahr sind die Bauern auf die Straße gegangen - nun haben die Ampel-Fraktionen ein Entlastungspaket vorgeschlagen. Doch das reicht dem Bauernverband nicht aus.
Die angespannte Lage der Landwirtschaft und Rufe nach weiteren Entlastungen sind Themen des Deutschen Bauerntages.
26.06.2024 | 2:07 min
Landwirtin Maria Schulze war auf vier Bauernprotesten - in Berlin und Cottbus. Doch rund ein halbes Jahr später ist sie ernüchtert. Sie ist Herdenmanagerin in einem Landwirtschaftsbetrieb in Brandenburg und verantwortlich für rund 400 Kühe, an denen ihr Herz hängt. Ihr Agrarbetrieb produziert vor allem Milch und Getreide. Die junge Landwirtin steht in ihrem Kuhstall und muss feststellen:
Preise für Milch und Getreide sind gefallen
Rund 50.000 Euro fallen für ihren Betrieb dann weg. Kosten für alles, was sie zukaufen müssen wie beispielsweise Pflanzenschutz, Saatgut, Dünger und Futtermittel sind gestiegen, aber die Preise für ihre Produkte wie Milch und Getreide sind gefallen.
Zerstörtes Saatgut, ausbleibende Erträge: Drei Wochen nach dem Hochwasser im Süden Deutschlands werden für viele Landwirte die Folgen sichtbar. Wird von Bund und EU Hilfe kommen?
23.06.2024 | 2:48 min
Und dann habe auch noch die Bürokratie in den vergangenen zwei Jahren stark zugenommen. Bei ihrer Arbeit nimmt die Schreibtischarbeit nun schätzungsweise 60 Prozent ein, wenige Jahre zuvor waren es rund 40. Prozent.
Vom Bauerntag erhofft sich die studierte Landwirtin, dass "die Politik noch mal aufmerksam wird, dass es uns Landwirten nicht gut geht".
Reformen in Landwirtschaft: Ampel-Fraktionen einig
Kurz vor Beginn des Deutschen Bauerntags kommt aus Berlin die Nachricht: Die Ampel-Fraktionen im Bundestag haben sich auf Reformen in der Landwirtschaft verständigt, die sie nach den Bauern-Protesten Anfang des Jahres angekündigt hatten. Teil des Pakets sei die steuerliche Gewinnglättung für die Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft. Damit würden Gewinnschwankungen abgemildert. Bauern können so Einkünfte aus guten und schlechten Jahren besser miteinander verrechnen.
Zudem soll die Weidetierhaltung auf Grünland in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU zusätzlich gefördert werden. Durch eine Gesetzesänderung soll die Stellung der Landwirte etwa gegenüber dem Handel gestärkt werden. Das muss noch durchs Parlament.
EU-Subventionen: Wie gerecht ist die Regelung? Die Subventionen richten sich hauptsächlich nach der Größe des Hofes. Wir haben einen Großbetrieb in Thüringen und einem Ein-Mann-Agrarhof in Frankreich besucht. 07.06.2024 | 7:39 min
Bauernpräsident: "Echte Entlastungen sehen anders aus"
Der Präsident des Deutschen Bauerntages Joachim Rukwied hatte einen Neustart in der Agrarpolitik gefordert. Ja, es müsse um Klimaschutz, Biodiversität und Tierwohl gehen, aber Agrarpolitik muss sich auch wieder auf die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen konzentrieren.
Mit dem nun von den Ampel-Fraktionen vorgeschlagenen Entlastungspaket zeigt er sich nicht zufrieden.
"Echte Entlastungen sehen anders aus", sagte Rukwied weiter. Es gehe zwar in die richtige Richtung, bleibe jedoch weit hinter den Anforderungen der Landwirte zurück. "Wir müssen feststellen, dass wir noch immer Lichtjahre von einer echten Kompensation der Belastungen und Steuererhöhungen der zurückliegenden Monate entfernt sind."
Die Bundesregierung müsse auch "weitere geplante Belastungen" für die Landwirte wie das Tierschutzgesetz zurücknehmen.
Die französischen Landwirte haben in den vergangenen Monaten lautstark gegen die Agrarpolitik der Europäischen Union protestiert. Dabei profitiert die Landwirtschaft in keinem anderen Land so stark von EU-Geldern wie in Frankreich. 03.06.2024 | 4:44 min
Bauern fordern Bürokratieabbau
Bürokratieabbau ist einer der Kernpunkte der Forderungen der Bauern. Der Brandenburger Landesbauernverband hat beispielsweise 55 Vorschläge zum Bürokratieabbau aufgelistet. Davon seien ein Drittel angepackt und auf den Weg gebracht, so Landesverbandspräsident Henrik Wendorf.
Unter anderem geht es dabei um die Freimachung von doppelten Kontrollen gleichen Inhalts, die Anpassung von Überwachungsintervallen bei Tierseuchen an das tatsächliche Risiko und die Vereinfachung der Antragssoftware für EU-Fördermittel. Der eingeschlagene Weg müsse nun konsequent weitergegangen werden.
Großbritannien ist kein EU-Mitglied mehr, aber auch hier gehen die Bauern auf die Straße. Zum einen gegen regionale Gesetze, zum anderen gegen Billigimporte aus dem Ausland.17.04.2024 | 2:01 min
Kosten drücken, die Zeit drängt
Maria Schulze ist von den Nachrichten aus Berlin überrascht. Doch die Kosten drücken, die Zeit drängt. Sie arbeitet seit 2019 in ihrem Betrieb. Das möchte sie auch gern weiter machen.
Wenn sich aber nichts schnell ändert, muss sie die Milchproduktion einstellen. Das würde bedeuten, dass von 12 Mitarbeitern 10 gehen müssten und außerdem vier Lehrlinge nicht übernommen werden können. Und auch Maria Schulze müsste sich einen neuen Job suchen.
Quelle: mit Material von dpa, AFP
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