Künstliche Intelligenz: Wie KI Bücher schreiben beeinflusst
Leipziger Buchmesse:Welchen Einfluss KI auf die Buchbranche hat
von Anja Charlet
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Künstliche Intelligenz verändert die Arbeit von Kreativen - ein Thema auch auf der Leipziger Buchmesse. Einige Vertreter der Buchbranche sehen ihre Arbeit bereits in Gefahr.
Vier Tage lang dreht sich in Leipzig alles ums Buch. Gastland der diesjährigen Buchmesse ist Norwegen.27.03.2025 | 4:03 min
Die Leipziger Buchmesse ist ein Publikumsmagnet und "Leipzig liest" Europas größtes Lesefest. 2.500 Veranstaltungen gibt es, an 350 Orten in der Stadt mit 2.900 Mitwirkenden. Die Resonanz ist so groß, dass es erstmals nur eine begrenzte Zahl an Tickets geben wird. Auf der Buchmesse wird jedoch nicht nur gelesen, sondern auch diskutiert - über Themen, die die Gesellschaft und den Buchmarkt umtreiben.
Die Künstliche Intelligenz etwa. KI ist dabei, die Branche grundlegend zu verändern. Es stellen sich Fragen nach Chancen und Risiken. Macht KI den Kreativen - wie Autoren, Illustratoren und Lektoren - Konkurrenz, wird sie diese womöglich zum Teil verdrängen? Was ist mit dem Urheberrecht?
Deutschland solle versuchen, KI-Anwendungen "in die Breite" zu bringen, fordert KI-Experte Aljoscha Burchardt. Regulierungen sollten dabei nicht "über Bord geschmissen" werden. 29.01.2025 | 4:14 min
Sorge um geistiges Eigentum
Viele Kreative sorgen sich um ihr geistiges Eigentum, dass es ihnen schlicht gestohlen wird. So sieht es auch Katharina Uppenbrink von der Initiative Urheberrecht, die 140.000 Kreative aus den Bereichen Publizistik, Film, Musik, Kunst, Journalismus u.a. vertritt. Sie fordert von der Bundesregierung in Berlin und der EU in Brüssel klare Regularien.
KI könne zwar große Mengen an Daten analysieren und neue Werke generieren, aber kreative Energie, die aus menschlicher Vorstellungskraft und Lebenserfahrung hervorgehe, könne sie nicht ersetzen, sagt Uppenbrink. KI brauche Kunst, um zu funktionieren, aber Kunst brauche keine KI.
Kunst und die damit einhergehende Kreativität bleibt ein zutiefst menschlicher Prozess, der durch emotionale und intellektuelle Dimensionen geprägt ist, die eine Maschine nicht nachahmen kann.
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Katharina Uppenbrink, Initiative Urheberrecht
Daher bleibe die Kreativität von Menschen einzigartig. "Die Frage ist, ob zugelassen wird, dass sie verdrängt wird", sagt Uppenbrink.
Kinder und Jugendliche lesen heute anders. Social Media spielen dabei eine große Rolle. Darauf hat sich die Buchbranche eingestellt, verliert aber doch immer mehr junge Leser.
Steffi Moritz-Möller, Leipzig
Illustratoren: Kampf mit Überangebot von KI
Wenn Texte, Musik oder Bilder von KI ersetzt werden, gefährdet das auch Existenzen. Ein Problem, mit dem Illustratoren bereits zu kämpfen haben, sagt Jürgen Gawron von der Illustratoren Organisation e.V.. Im Internet seien die Arbeiten dem Zugriff von Bots oder Crawlern ohne jedes Einverständnis nahezu schutzlos ausgeliefert.
KI-Bildgeneratoren sorgten für ein sofort verfügbares Überangebot. Jedoch wüssten menschliche Illustratoren auch um die "Wirkkraft der Bilder" und deren Sprache, "die sie im Sinne ihrer Auftraggeber*innen einsetzen", sagt Gawron. Demgegenüber lieferten Bildgeneratoren völlig willkürliche Ergebnisse.
Aussteller aus 45 Ländern sind auf der Leipziger Buchmesse vertreten. Der belarussische Autor Alherd Bacharewitsch wurde für seinen Roman "Europas Hunde" ausgezeichnet.27.03.2025 | 0:23 min
KI-Forscher: Potenzial für neue Ausdrucksformen
Der KI-Forscher Patrick Krauss sieht vor allem auch ein enormes Potenzial, was den Zugang zu Wissen, Inklusion, neue Ausdrucksformen betrifft. Es gehe hier nicht um ein Ersetzen, sondern um ein sinnvolles Ergänzen und Erweitern menschlicher Kreativität durch maschinelle Werkzeuge.
Besonders spannend sei die Interaktion zwischen Mensch und KI: Hier könnten auch völlig neue Formen von Kreativität entstehen. KI werde den Buchmarkt verändern, ist sich Krauss sicher, sowohl im Schreibprozess als auch in der Vermarktung.
Tools wie "demandsens" etwa, die den wirtschaftlichen Erfolg von Büchern vorhersagen sollen, könnten helfen, besser und schneller auf Leserinteressen zu reagieren, wenn es um Trends und Nachfrage geht.
Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass kreative Risiken oder ungewöhnliche Themen unterrepräsentiert bleiben, wenn der wirtschaftliche Erfolg im Vordergrund steht. Hier braucht es ein gutes Gleichgewicht.
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Patrick Krauss, KI-Forscher
Große Auswahl, schnelle Lieferung: Wenn es um Bücher geht, führt kein Weg an Thalia und Amazon vorbei. Aber sie sind nicht die einzigen, die am Buch verdienen. 19.12.2024 | 17:05 min
Kann KI Zugang zur Literatur schaffen?
Christian Pentzold, Professor für Medienwissenschaft an der Universität Leipzig, verweist auf die Chance, dass KI es möglich machen könne, Literatur anders zu erleben. Wenn man z.B. einen Chatbot, einen Avatar kreiere, um mit KI-gestützten Doubles von Goethe oder Shakespeare ins Gespräch zu kommen.
Gerade hierfür wird es klare Regeln geben müssen. Auch wenn Bücher mit KI im Stil von Goethe oder Jane Austen auf den Markt kommen, sei das ein Problem und eine Konkurrenz für Autorinnen und Autoren, so Pentzold. Um Wege zur Literatur zu finden und die Auseinandersetzung zu unterstützen, seien KI-gestützte Zusammenfassungen und Podcasts eine gute Möglichkeit.
KI, so bleibt am Ende festzustellen, ist eine Riesen-Chance, nur birgt sie Risiken, die sich auch nicht alle werden regeln lassen. Umso mehr bedarf es der Achtsamkeit und der Transparenz im Umgang mit den schier unbegrenzt erscheinenden neuen Möglichkeiten.
Anja Charlet berichtet aus dem ZDF-Studio in Sachsen.
Ob Christian Kracht oder Wolf Haas - unter den Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse sind viele große Namen. Die Auszeichnung wird Ende März verliehen. Ein Überblick.
mit Video
Quelle: dpa
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