AOK-Report: Neuer Rekord bei Krankheitsfällen im Jahr 2024
AOK-Fehlzeiten-Report:Krankheitsfälle: Neuer Rekord im Jahr 2024
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Die Fehlzeiten von Beschäftigten steuern laut der AOK in diesem Jahr auf einen neuen Rekord zu. Bis zum August 2024 gab es bereits so viele Krankheitsfälle wie im gesamten Vorjahr.
Die Fehlzeiten durch Krankheit sind in den letzten Jahren stark angestiegen. Grund: hohe Arbeitsbelastung, Stress und immer öfter psychische Erkrankungen.08.10.2024 | 1:41 min
Die Zahl der krankheitsbedingten Fehlzeiten von Beschäftigten wird in diesem Jahr einen Rekord erreichen. Allein zwischen Januar und August kamen auf 100 Versicherte rund 225 krankheitsbedingte Arbeitsausfälle, wie der AOK-Bundesverband auf Basis von Krankmeldungen ermittelt hat. Das waren zu diesem Zeitpunkt genau so viele Krankheitsfälle wie im Gesamtjahr 2023.
Dabei stehe die zu erwartende Grippewelle im Herbst und Winter noch aus, sagte Carola Reimann, die Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands, bei der Vorstellung des aktuellen AOK-Fehlzeiten-Reports 2024.
Medizinjournalist Dr. Christoph Specht im Gespräch09.10.2024 | 4:51 min
Atemwegserkrankungen treiben Krankenstand an
Zum Vergleich: Im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2021 kamen auf 100 Versicherte lediglich knapp 160 Krankheitsfälle pro Jahr. "Für den hohen Krankenstand der letzten Monate und Jahre gibt es eine Vielzahl von Gründen", betonte Reimann. Zum einen gebe es einen tatsächlichen Anstieg von Krankenfällen. Treiber seien dabei nach wie vor die sogenannten Atemwegserkrankungen, zu denen auch das Coronavirus zählt.
Auf 100 AOK-Mitglieder kamen im bisherigen Jahresverlauf rund 75 dieser Erkrankungen. Auch hier rechnet die AOK für das laufende Jahr mit einem Höchstwert. Im Schnitt waren die Beschäftigten in einem solchen Fall rund sechs Tage krankgeschrieben.
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Zu den Treibern zählen die Versicherer auch psychische Erkrankungen. Hier kamen zwischen Januar und August auf 100 Versicherte rund 15 solcher Fälle und damit bereits mehr als im Gesamtjahr 2023.
Weil Arbeitnehmer in solchen Fällen meist deutlich länger krankgeschrieben sind als etwa bei einer Erkältung, hat sich die Zahl der Fehlzeiten aufgrund von psychischen Erkrankungen zwischen 2014 und 2024 um fast die Hälfte erhöht. Im Schnitt sind die Beschäftigten in diesem Fall mehr als 28 Tage krankgeschrieben.
Der Krankenstand am Arbeitsplatz war im Jahr 2023 laut der Krankenkasse DAK das zweite Jahr in Folge auf einem Rekordhoch.19.01.2024 | 0:27 min
Besonders betroffen seien von psychischen Erkrankungen die Arbeitnehmer in sogenannten kontaktintensiven Branchen wie im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Bildungsbereich, sagte Johanna Baumgart, Forschungsbereichsleiterin für Betriebliche Gesundheitsförderung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK.
Zum einen durch die vielfältigen globalen Krisen aber auch durch konkrete Stressoren in der Arbeitswelt: "Arbeitszeitverdichtung, Kommunikationsverdichtung, Flexibilisierung sind alles Sachen, die auf die Seele drücken können."
AOK: "Keine Hinweise" auf Missbrauch der telefonischen Krankschreibung
Die Zunahme der Fehlzeiten könnte der Kasse zufolge teils auch auf die Einführung der elektronischen Krankmeldungen zurückzuführen sein, was zu einer vollständigeren Erfassung der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen beigetragen habe. Vermutlich hätten früher nicht alle Versicherten diese bei ihrer Kasse eingereicht.
Keine Hinweise sieht die AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann auf einen Missbrauch der telefonischen Krankschreibung. Dies wurde zuletzt im Zusammenhang mit den hohen Krankenständen diskutiert. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sprach sich im September sogar für eine Abschaffung der telefonischen Krankschreibung aus.
Krankschreibung per Telefon sollte Bürokratie abbauen, doch der steigende Krankenstand zwingt die Regierung laut Finanzminister Lindner zum Handeln.13.09.2024 | 0:12 min
Bisherige Untersuchungen zu den Fehlzeiten in der Pandemie ließen den Schluss zu, dass mit der damals neu eingeführten Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung "sehr verantwortungsvoll" umgegangen werde. Die telefonische Krankschreibung wurde in der Corona-Pandemie eingeführt, um Hausarztpraxen zu entlasten. Im Dezember wurde die Regelung dauerhaft festgeschrieben.