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Energiewende in Chemnitz:Kohle-Aus: Wenn die letzte Schicht ansteht
von Caelan Novo Fernandez
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Das Braunkohlekraftwerk in Chemnitz wird stillgelegt - damit findet der Kohleausstieg dort fünf Jahre früher als geplant statt. Wie die Energieversorgung zukünftig gesichert wird.
Durch den Schornstein des Heizkraftwerks Chemnitz werden in Zukunft keine Abgase mehr ausgestoßen.
Quelle: dpa
Zwei Mitarbeitende der Eins Energie drücken auf einen großen roten Knopf, dann fahren die Anlagen herunter, der Knappenchor des Steinkohlenbergbauvereins Zwickau stimmt das Steigerlied an und die letzte Frühschicht im Heizkraftwerk Nord ist vorbei.
Mit einem Applaus für die Mitarbeitenden besiegelt die Eins-Energie-Führungsriege das Ende der Kohleverfeuerung in Chemnitz. Fast vier Jahrzehnte versorgte das Braunkohlekraftwerk die Stadt mit Strom und Wärme. Roland Warner, Vorsitzender der Geschäftsführung, sagt:
Fast 50 Jahre ist im Tagebau Jänschwalde Kohle abgebaggert worden. Nun kam es zum letzten Schichtwechsel. Zukünftig soll das Gebiet für erneuerbare Energien genutzt werden.22.12.2023 | 1:47 min
Kohlekraftwerk wegen gestiegenem CO2-Preis früher stillgelegt
Besonders nahe geht die Stilllegung Andreas Schultheiß, Hauptabteilungsleiter im Bereich Erzeugung. Er erzählt, dass er sich die Zeit genommen hat, noch ein letztes Mal durch die Anlage zu gehen.
"Es ist schon ein Gefühl des Verlassens, dass man hier nicht mehr das Rumpeln der Kohlemühle hört, wenn die Anlage steht, den Kessel mit seinen dumpfen Geräuschen, wenn die Brenner alle in Betrieb sind", erklärt Schultheiß. Er nennt es eine "Symphonie der Kraft, die aus Kohle Strom und Wärme macht". Uwe Reichelt, Betriebsratsvorsitzender bei Eins Energie, sagt:
Ursprünglich sollte das Kohlekraftwerk erst 2029 vollständig stillgelegt werden, doch dann entschied der Betreiber Eins Energie 2021, schon früher aus der Kohle auszusteigen. Grund dafür: Der gestiegene CO2-Preis und dadurch drohende Verluste für das Unternehmen.
Der Preis für produziertes CO2 steigt 2024 deutlich an. Das wird sich unter anderem auch in den Treibstoffpreisen bemerkbar machen. 14.12.2023 | 1:51 min
Neue Kraftwerke sollen 60 Prozent weniger CO2 ausstoßen
Daten des Umweltbundesamtes zufolge bläst das Heizkraftwerk Chemnitz-Nord jährlich 1,15 Millionen Tonnen des klimaschädlichen Gases CO2 in die Luft. Nun will Eins Energie jedoch Emissionen verringern.
Dazu hat der Wärmelieferant im September 2023 zwei neue Motorenheizkraftwerke in Betrieb genommen. Laut Unternehmen sollen sie so zukünftig 60 Prozent weniger CO2 ausstoßen - so viel wie umgerechnet 260.000 Autos verursachen. Sven Schulze, Vorsitzender des Eins-Energie-Aufsichtsrats und Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz, sagt:
Gas statt Kohle: Unternehmen nutzt neue Motorenheizkraftwerke
Diese Emissionen einzusparen ist möglich, da die Motorenheizkraftwerke anstelle von Braunkohle ein Gasgemisch verbrennen. In dem Gemisch enthalten sind Erdgas, Biogas, synthetisches Gas und mit einem Anteil von bis zu 20 Prozent auch Wasserstoff. Bei der Verbrennung dieser Gase entsteht im Vergleich zur Braunkohleverfeuerung weniger CO2.
Für diesen Prozess braucht Eins Energie seine Gaskraftwerke - doch die setzen Methan frei. Ein Gas, das laut Umweltbundesamt 25 Mal so viel zum Treibhauseffekt beiträgt, wie Kohlendioxid.
Die neuen Gaskraftwerke sind für den Vorsitzenden der Geschäftsführung, Roland Warner, jedoch nur eine "alternativlose Übergangstechnologie auf dem Weg zur Klimaneutralität". Langfristig will er ganz ohne fossile Brennstoffe auskommen. In 15 bis 20 Jahren könnten die Kraftwerke durch den Einsatz neuer Motoren mit 100 Prozent Wasserstoff betrieben werden.
Der Treibhauseffekt ermöglicht Leben auf der Erde. Gelangen zu viele Treibhausgase in die Atmosphäre, entsteht ein gefährlicher Kreislauf und die Temperatur auf der Erde steigt.14.11.2023 | 1:13 min
Energiepreise steigen durch Umstieg
Die Umstellung von Kohle auf Gas spüren auch die Verbrauchenden. Um die 40 Prozent zahlt die Eins-Energie-Kundschaft seit Jahresbeginn mehr. Dies geht aus einem Artikel der Freien Presse hervor. Ein weiterer Grund für die steigenden Preise: Die Wiedereinführung der Mehrwertsteuer von 19 Prozent.
Eins Energie wolle den Kunden die Fernwärme jedoch zu "vernünftigen und marktgerechten" Preisen zur Verfügung stellen. Zusätzlich will Eins Energie das Fernwärmenetz ausbauen und dann auch weitere Stadtteile anschließen.
Statt des Heizkraftwerks Chemnitz-Nord versorgen zukünftig zwei neue Gaskraftwerke die Chemnitzer mit Wärme und Strom. Betreiber Eins Energie beendet damit seine Braunkohleverbrennung - schon 14 Jahre vor dem politisch-beschlossenen Kohleausstieg.
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