Am KI-Zentrum in Rostock wird zu künstlicher Intelligenz geforscht.
Quelle: dpa
Ob in der Videoüberwachung, Spracherkennung oder bei der Auswertung von Finanzdaten: Für den Einsatz von
Künstlicher Intelligenz (KI) bekommt die
Europäische Union ein einheitliches Regelwerk, das abhängig von Risikokriterien Vorschriften für die Nutzung aufstellt und bestimmte Anwendungen verbietet. Das
Europaparlament soll das
KI-Gesetz am Mittwoch absegnen.
Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wo wird der Einsatz von KI verboten?
- KI-Systeme, die Menschen nach Kriterien wie ihren politischen und religiösen Ansichten, ihrer sexuellen Orientierung oder der Hautfarbe in Gruppen einteilen
- Sozialkredit-Systeme ("Social Scoring") - wie in China getestet - die das Verhalten oder Merkmale von Menschen bewerten
- Systeme, die es Unternehmen ermöglichen, die Gefühle ihrer Beschäftigten zu erfassen
- Beeinflussung von Menschen gegen ihren Willen
- Benachteiligung, zum Beispiel aufgrund des Alters oder der finanziellen Situation
Künstliche Intelligenz wird an deutschen Schulen vermehrt eingesetzt.21.02.2024 | 2:45 min
Was gilt für Gesichtserkennung?
Die Polizei und andere Sicherheitsbehörden dürfen die KI-gesteuerte Gesichtserkennung an öffentlichen Orten nutzen, wenn eine richterliche Anordnung vorliegt. Solche Systeme wurde in Deutschland bereits etwa am Berliner Bahnhof Südkreuz getestet.
Handys, die ohne Apps auskommen und alles mithilfe Künstlicher Intelligenz erledigen: Diese revolutionäre Idee ist auf Europas größter Mobilfunkmesse MWC in Barcelona zu bestaunen.26.02.2024 | 1:26 min
Bei aufgezeichnetem Videomaterial darf die Technologie für die Fahndung nach Verurteilten oder Verdächtigten schwerer Straftaten verwendet werden. Verfolgen die Beamten das Videomaterial in Echtzeit, sind KI-Systeme auch für die Suche nach Opfern von Menschenhandel und sexueller Gewalt erlaubt. Außerdem dürfen sie die Gesichtserkennung zur "Verhinderung einer konkreten und akuten Terrorgefahr" nutzen.
Welche Anwendungen gelten als "hohes Risiko"?
Für die Nutzung von Künstlicher Intelligenz in Sicherheitsbehörden stellt das Gesetz grundsätzlich ein "hohes Risiko" für Menschenrechtsverletzungen fest. Das gleiche gilt für Anwendungen bei kritischer Infrastruktur und in der Personalverwaltung. Zu den sogenannten Hochrisiko-Anwendungen gehören zudem Systeme, die Wahlen beeinflussen können.
Die Entwickler von ChatGPT haben einen Filmgenerator veröffentlicht. Er heißt Sora und kann aus kurzen Text-Vorgaben realistische Videos erzeugen.16.02.2024 | 1:31 min
In diesen Fällen soll deshalb in letzter Instanz ein Mensch die Kontrolle über die Entscheidungen der KI-Systeme haben. Zudem schreibt das Gesetz eine technische Dokumentation und ein System zum Risikomanagement vor. Betroffene sollen bei den Behörden Beschwerde gegen die Nutzung der KI-Systeme einreichen können.
Wie wird die Qualität der KI-Systeme sichergestellt?
Entwicklerinnen und Entwickler müssen künftig klar kennzeichnen, wenn Texte, Bilder oder Videos auf Künstlicher Intelligenz beruhen. Das gilt auch für Beiträge in Online-Plattformen wie
Facebook, Instagram oder
X. In der Praxis ist das Fachleuten zufolge jedoch schwierig zu überprüfen.
Häufig sieht man Bilder im Internet, die von einer Künstlichen Intelligenz geschaffen wurden. Manche Fälschungen sind offensichtlich. Aber es entstehen immer mehr gefährliche Fakes.27.12.2023 | 1:50 min
Neue Systeme sollen mit ausgewogenen Datensätzen entwickelt und trainiert werden. Die Behörden sollen KI-Startups deshalb Zugang zu realen Testbedingungen ermöglichen, bevor eine Anwendung auf den Markt kommt. Das Gesetz soll zudem dafür sorgen, dass dabei keine Urheberrechte verletzt werden.
Warum ist die Industrie wegen des KI-Gesetzes besorgt?
Industrieverbände befürchten, dass die neuen Regeln für zu hohe Hürden bei der Entwicklung neuer KI-Anwendungen sorgen. Europäische Unternehmen könnten dadurch Nachteile im Wettbewerb mit der Konkurrenz aus den
USA und aus China haben, warnte etwa der Bundesverband der Deutschen Industrie.
Mehrere europäische Regierungen fürchteten etwa um den Fortschritt von Startups wie Aleph Alpha aus Deutschland und Mistral AI in
Frankreich. Die Verhandlungen über das Gesetz dauerten deshalb fast drei Jahre.
Welche Strafen drohen den Unternehmen?
Bei Verstößen gegen das KI-Gesetz drohen Strafen in Millionenhöhe. Für den Einsatz einer verbotenen Technologie kann die EU-Kommission Zahlungen von bis zu 35 Millionen Euro oder sieben Prozent des weltweiten Jahresumsatzes des Unternehmens verlangen.
Wer gegen andere Bestimmungen des Gesetzes verstößt, muss mit Strafen in Höhe von bis zu 15 Millionen Euro oder drei Prozent des Jahresumsatzes rechnen.
Ab wann gilt das KI-Gesetz?
Die neuen Regeln gelten erst ab dem Frühjahr 2026. Bis dahin setzt die Kommission auf freiwillige Absprachen mit den Unternehmen. Kritiker befürchten allerdings, dass die EU-Vorgaben in zwei Jahren bereits wieder veraltet sein könnten.
Quelle: AFP