Globale Finanzwirtschaft: Warum braucht es Weltbank und IWF?

    FAQ

    Globale Finanzwirtschaft:Warum braucht es Weltbank und IWF?

    von Sabine Meierhöfer
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    Der IWF und die Weltbank vergeben Kredite und fördern Entwicklungsländer - doch sie haben verschiedene Schwerpunkte. Was machen sie konkret und was wird an ihnen kritisiert?

    Gebäude der IWF in Washington, aufgenommen aam 12.05.2019
    Der IWF gewährt Kredite, wenn Länder in akuten Finanzierungsschwierigkeiten sind.
    Quelle: imago images / Dean Pictures

    Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF): Beide Institutionen haben Namen, die auf Großes hindeuten. 80 Jahre ist es inzwischen her, dass der Grundstein für die Gründung der Organisationen gelegt wurde - doch was hat es mit IWF und Weltbank genau auf sich, warum braucht es sie im internationalen Finanzsystem und welche Kritik gibt es an beiden?

    Der IWF, eine Art globale Finanzaufsichtsbehörde

    Während die Weltbank langfristige Entwicklungs- und Aufbauprojekte konkret unterstützt, gewährt der IWF Ländern vor allem Kredite, wenn sie in akuten Finanzierungsschwierigkeiten sind.
    Der IWF ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Er wurde 1944 in Bretton Woods (USA) gegründet. Wenn Länder in finanziellen Schwierigkeiten stecken, hilft der IWF mit Krediten. Er berät Länder, was sie konkret tun können, welche Sparmaßnahmen sie ergreifen sollen etwa. Und er fördert die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Ländern.
    In den Jahren nach 2008 konnte Griechenland seine Schulden nicht mehr bezahlen. Auch der IWF hat dem Land Geld geliehen, um es vor dem Bankrott zu bewahren und damit geholfen, seine Wirtschaft zu stabilisieren. Zudem empfahl der IWF Sparmaßnahmen und Änderungen im Steuersystem.
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    Die Entscheidungen des IWF helfen also, dass Länder nicht Bankrott gehen. Sie stärken das Vertrauen der Investoren, fördern wirtschaftliche Reformen und verbessern die internationale Zusammenarbeit. All dies trägt zur Stabilität des globalen Finanzsystems bei.

    Der IWF hat 190 Mitgliedsländer, deren Kapitaleinlagen sich nach der Stärke ihrer Volkswirtschaft und ihrer Währungsreserven richten. Jedes Land muss entsprechend seinem Anteil an der Weltwirtschaft eine Einlage leisten und verfügt über entsprechende Stimmrechte. Die reichsten Länder haben damit den größten Einfluss. Die USA sind größter Anteilseigner mit rund 16,5 Prozent, Deutschland hat 5,3 Prozent.

    Welche Kritik gibt es am IWF?

    Aber es gibt auch Kritik am IWF. Der Politikwissenschaftler Bernhard Reinsberg kritisierte, dass die IWF-Programme zu viele Bedingungen erhalten für in Not geratene Länder. Als der IWF 2019 in Ecuador forderte, die Treibstoffsubventionen zu kürzen, kam es zu Protesten.
    Das könnte auch in Kenia passieren. Dort legte der IWF unlängst dem Staat im Gegenzug Kredite in Höhe von 3,6 Milliarden Dollar ein Austeritätsprogramm auf, offenbar im vollen Bewusstsein, dass das zu Protesten führen kann. Reinsberg sagte gegenüber Deutschlandfunk Kultur:

    Politisch können diese Programme das Institutionengefüge von Staaten unterhöhlen.

    Bernhard Reinsberg, Politikwissenschaftler

    Kritik gibt es auch daran, dass die Stimmrechte im IWF an die Höhe der Einlagen gekoppelt sind. Reiche Länder haben mehr zu sagen als arme. Die USA und die Europäische Union können aufgrund ihrer Anteile sogar verhindern, dass bestimmte Beschlüsse gefasst werden.
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    Die Weltbank, wichtiger Akteur in der globalen Wirtschaft

    Die Weltbank wurde ebenfalls 1944 in Bretton Woods gegründet und ist keine Bank im eigentlichen Sinne. Sie ist einer der weltweit größten Finanziers von Entwicklungsvorhaben und vergibt Kredite, damit zum Beispiel Krankenhäuser und Schulen in Entwicklungs- und Schwellenländern gebaut werden können. Oder die Wasserversorgung verbessert wird.
    2015 unterstützte die Weltbank Indien mit einem Darlehen von 1,5 Milliarden US-Dollar für ein Wasserprojekt. Im Zuge der "Swachh Bharat Mission" (SBM) wurden Millionen Toiletten gebaut und viele ländliche Gemeinden erhielten besseren Zugang zu sauberem Trinkwasser.
    Die Weltbank hilft mit Krediten, Beratungen und Informationen Ländern wirtschaftlich stabiler zu werden. Sie bekämpft Armut. Berät die Länder, wie sie sich selbst helfen können, was diese wiederum attraktiver macht für Investoren. Das alles trägt zu einer stärkeren und stabileren globalen Wirtschaft bei.

    Die Weltbank ist eine Gruppe von fünf Organisationen, die Weltbankgruppe. Dazu gehören auch die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD) und die Internationale Entwicklungsorganisation (IDA) - beides marktorientierte Non-Profit-Organisationen. Es gibt 189 Mitgliedsländer. Die USA ist größter Anteilseigner mit 15,6 Prozent. Deutschland ist viertgrößter mit 4,3 Prozent.

    Warum die Arbeit der Weltbank teils umstritten ist

    Doch die Arbeit der Weltbank wird nicht immer den Bedürfnissen der betroffenen Bevölkerung gerecht. Bei einem Infrastrukturprojekt in Afrika sollen etwa Armutsviertel zum Teil ohne Vorwarnung niedergewalzt worden sein. Bewohner wurden demnach zwangsweise umgesiedelt oder obdachlos, wie unter anderem die "Süddeutsche Zeitung" damals berichtete.
    Und ähnlich wie beim IWF haben die reichen Länder bei der Weltbank mehr Stimmen und Einfluss. Das wird als ungerecht angesehen, weil die ärmeren Länder, die die Hilfe brauchen, weniger Mitspracherecht haben.

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    Quelle: ZDF

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