Hamburger Hafen: Warum dort weniger Containerschiffe anlegen
Zeitenwende für den Hafen?:Hamburg: Warum Containerriesen umsteuern
von Britta Hilpert
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Im europäischen Ranking fällt der Hamburger Hafen zurück. Containerriesen großer Reedereien meiden ihn künftig. Gegensteuern will man in Hamburg auch mit KI.
330 Millionen Euro im Jahr kostet es, die Fahrrinne zum Hamburger Hafen freizuhalten. Trotzdem sollen Hapag-Lloyds Riesenpötte in Zukunft Wilhelmshaven ansteuern. Zudem drohen Turbulenzen durch Trumps Zollpolitik.19.04.2025 | 5:17 min
Die Anfahrt zum Hamburger Hafen dauert Stunden, und sie ist eng. Trotzdem ist Käpitan Norbert Gühne gut gelaunt. Denn er steuert das 60 Meter hohe und breite Containerschiff "Singapore Express" in seinen Heimathafen. "Für mich bleibt Hamburg der Hafen der Wahl. Weil es eben mit nach Hause kommen verbunden ist." Doch darauf muss Gühne wohl bald verzichten.
Denn es ist wohl eine der letzten Fahrten der "Singapore Express" nach Hamburg: Seine Reederei Hapag-Lloyd wird die größten Containerschiffe künftig in Wilhelmshaven be- und entladen. Der Hafen dort ist tiefer und küstennah. Auch Konkurrent MSC will Containerriesen nicht mehr nach Hamburg schicken, nur noch etwas kleinere. Eine kleine Zeitenwende ist das schon.
"Universalhafen, "Motor der Energiewende": Der Hamburger Hafen sei wirtschaftlich und sicherheitspolitisch von "nationalem Interesse", so SPD-Spitzenkandidat Peter Tschentscher.28.02.2025 | 7:59 min
Weniger Container-Buchungen von China in die USA
Dass Kapitän Gühne künftig nicht mehr Hamburg ansteuert, liegt nicht nur an der schwierigen Anfahrt. Hapag-Lloyds Direktor für Nordeuropa, Jörg Sonne, erklärt:
Ganz generell muss der Hafen in Hamburg natürlich weiter an seiner Umschlagsgeschwindigkeit und an der Automatisierung arbeiten.
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Jörg Sonne, Hapag-Lloyds Direktor für Nordeuropa
Hinzu kommt, dass der Konkurrent MSC sich kürzlich im Hamburger Hafenbetrieb eingekauft hat. Hapag-Lloyd kam nicht zum Zuge. In Wilhelmshaven hat Hapag-Lloyd aber Anteile und Einfluss. Auch deshalb bauen sie dort ein Verteilzentrum auf. Jörg Sonne nennt die Verteilstrategie "hub and forward" und vergleicht sie mit dem Flugverkehr, der auch seine "hubs" hat:
Wir können ein sehr effizientes, aber auch flexibles Netzwerk aufbauen, wo wir Schiffe ein- und zuschalten können, wenn sich die Marktlage ändern sollte.
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Jörg Sonne, Hapag-Lloyds Direktor für Nordeuropa
Das tut sie: 30 Prozent weniger Container-Buchungen von China in die USA verzeichnet Hapag-Lloyd - und einen beträchtlichen Zuwachs von Südostasien in die USA. Ein Container-Verschiebebahnhof scheint sich da zu entwickeln, der Zölle auf Produkte aus China meiden will - und der zeigt, wie wichtig es für Reedereien ist, schnell umsteuern zu können. Eine "hub and forward"-Strategie mit einem küstennahen Hafen kann dabei helfen.
Es ist ein einzigartiger Plan in Deutschland, die Schweizer Reederei MSC will 49,9 Prozent der Anteile am Hamburger Hafen kaufen. Es geht um internationale Konkurrenzfähigkeit - mit Nebenwirkungen.02.10.2023 | 2:37 min
Köhlbrand-Brücke ist zu niedrig
Es ist mehrfach eng auf der Elbe: Nur an einer Stelle können zwei Schiffe dieser Größe aneinander vorbeifahren. Die Fahrrinne ist ca. 15,20 Meter tief - zu wenig für die vollbeladene "Singapore Express", sie lädt deshalb einen Teil vor Hamburg ab.
Und nicht nur der Tiefgang ist ein Problem, sondern auch, wieviel Luft nach oben ist. "Wir kommen nicht mehr unter der Köhlbrand-Brücke durch", erklärt Gühne. Deshalb kommen sie nicht zum Container-Terminal Altenwerder, der dahinter liegt.
35 Tonnen Kokain haben Zoll und Polizei im Jahr 2023 im Hamburger Hafen sichergestellt - eine Rekordmenge. 04.04.2024 | 1:42 min
Hamburger Hafen fällt im europäischen Ranking zurück
Der Hafen in Hamburg fällt im europäischen Ranking zurück. Die Stadt und der teilstaatliche Hafenbetreiber HHLA steuern gegen: Eine neue, 70 Meter hohe Köhlbrand-Brücke ist in Planung und soll 2040 fertiggestellt werden. Außerdem investiert die HHLA rund 500 Millionen Euro in neue Containerbrücken.
Rebecca Vick von der HHLA zeigt uns die vier Krangiganten, die künftig KI-gestützt ferngesteuert die Schiffe be- und entladen. Ein Containerbrückenfahrer kann so bis zu drei Brücken steuern.
In einem schwachen Wirtschaftsumfeld baut das Logistikunternehmen Hapag-Lloyd seine internationalen Kapazitäten aus. Das neue Containerschiff wurde "Hamburg Express" getauft.04.11.2024 | 1:23 min
Hamburger Hafen: Bahnterminal als Vorteil
Pro Schicht kann man so die hochbezahlten Fachkräfte effizienter einsetzen: "Es geht darum, mit dem gleichen Personal mehr Container abfertigen zu können", erklärt Rebecca Vick. "Der internationale Wettbewerb ist auf dem gleichen Weg unterwegs."
In Rotterdam ist der Umschlag teilweise doppelt so schnell. Die HHLA hofft auch auf das Infrastrukturpaket der Regierung, notwendig sei es auch, um den Hamburger Hafen konkurrenzfähiger zu machen.
Rebecca Vick jedenfalls glaubt an den Hamburger Hafen, denn sein Plus sei die gute Anbindung an Straße und Schiene: "Hamburg hat das größte Bahnterminal Europas."
Anlegen in Hamburg - schwieriges Manöver
Kurz vor dem Anlegen hat Kapitän Gühne auf der Singapore Express den schwierigsten Teil vor sich: Sein Pott muss eine Pirouette drehen. Die Fahrrinne ist 400 Meter breit, genau so lang ist das Schiff.
"Man muss sehr genau sein", sagt Gühne. Wenn man in dieser Phase einen Fehler mache, sei der schwer wieder auszubügeln. Würde der Riese gegen den Kai prallen, würde die Schiffswand reißen wie Alufolie. Tut sie aber nicht. Und so gibt Gühne um Punkt sieben Uhr das Signal: "Singapore in Position!"
Britta Hilpert ist Studioleiterin im ZDF-Studio in Hamburg.
Quelle: dpa
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